SdG 07 - Das Haus der Ketten
tut es.« Er griff nach ihrem Arm, seine in schweren Handschuhen steckenden Finger packten fest zu. »Ich glaube, es ist eine barmherzige Tat, und ich werde es so schmerzlos wie möglich machen. Denn ich habe dich einst gemocht. Du hast immer gelächelt, auch wenn das hauptsächlich vom Durhang gekommen ist.« Er führte sie weg, während er sprach, von der Hauptstraße herunter in die mit Abfall überhäuften Durchgänge zwischen den Zeltwänden. »Ich bin versucht, mich vorher noch ein bisschen mit dir zu vergnügen. Lieber ein Sohn der Wüste als letzte Erinnerung an die Liebe als ein krummbeiniger Napanese, nicht wahr?«
»Du willst mich töten?« Sie hatte Schwierigkeiten mit dem Gedanken, mit dem Denken überhaupt.
»Ich fürchte, ich muss, Schätzchen. Ich kann mich meinem Herrn nicht widersetzen, vor allem nicht in dieser Angelegenheit. Dennoch solltest du erleichtert sein, dass ich es bin und nicht irgendein Fremder. Denn wie ich schon gesagt habe, ich werde nicht grausam sein. Hier rein, in diese Ruinen, Scillara – der Fußboden ist sauber gewischt –, es ist nicht das erste Mal, dass dieser Ort benutzt wird, aber wenn alle Spuren sofort beseitigt werden, können auch keine Hinweise gefunden werden, nicht wahr? Und im Garten ist ein alter Brunnen für die Leichen.«
»Du willst mich in den Brunnen werfen?«
»Nicht dich, nur deinen Körper. Deine Seele wird dann schon durch das Tor des Vermummten hindurch sein, Schätzchen. Dafür werde ich sorgen. Und jetzt, leg dich hin, hier, auf meinen Umhang. Ich habe deinen entzückenden Körper lange genug angesehen, ohne ihn berühren zu dürfen. Und ich habe auch davon geträumt, diese Lippen zu küssen.«
Sie lag auf dem Umhang, starrte zu den trüben, verschwommenen Sternen hinauf, während der Wächter seinen Schwertgürtel löste und begann, seine Rüstung abzulegen. Sie sah ihn ein Messer ziehen, dessen Klinge schwarz glänzte, und es auf den gefliesten Boden legen.
Dann schoben seine Hände ihre Oberschenkel auseinander.
Da ist keine Lust. Sie ist fort. Er ist ein ansehnlicher Mann. Der Ehemann einer Frau. Er zieht die Lust der Arbeit vor, genau wie ich es einst getan habe. Glaube ich. Aber jetzt weiß ich nichts mehr von Lust.
Womit nichts außer Arbeit übrig blieb.
Der Umhang schob sich unter ihr zusammen, während sein Grunzen ihre Ohren füllte. Sie streckte ruhig einen Arm zur Seite aus und schloss die Hand um den Griff des Messers. Sie hob es, griff über dem Rücken des Wächters auch mit der zweiten Hand zu.
Und rammte ihm das Messer in den unteren Rücken; die Schneide der Klinge glitt zwischen zwei Rückenwirbel, durchtrennte das Rückenmark, die Spitze drang in einer stotternden Bewegung immer tiefer, wobei sie Bindegewebe zerfetzte und sich tief in die unteren und mittleren Eingeweide des Wächters grub.
Er ergoss sich im Augenblick des Todes in sie, sein Erschauern wurde zum Zucken, sein Atem strömte ihm aus dem plötzlich schlaffen Mund, als seine Stirn neben ihrem rechten Ohr auf den Steinfußboden knallte.
Sie ließ die zur Hälfte in seinen Körper versenkte Klinge – so tief, wie ihre Kraft sie getrieben hatte – in seinem Rücken stecken und stemmte sich gegen seinen schlaffen Körper, bis er zur Seite rollte.
Eine Frau der Wüste als deine letzte Erinnerung an die Liebe.
Scillara setzte sich auf; sie wollte husten, doch sie schluckte so lange, bis der Drang verging. Schwer, und immer noch schwerer.
Ich bin ein Gefäß, das andauernd gefüllt wird, doch da ist immer noch Platz für mehr. Mehr Durhang. Mehr Männer und ihren Samen. Mein Meister hat meinen Punkt der Lust gefunden und ihn entfernt. Immerzu gefüllt, doch niemals voll. Dieses Gefäß hat keinen Boden. Das hat er getan.
Das hat er uns allen angetan.
Sie kam taumelnd auf die Beine. Starrte hinunter auf den Leichnam des Wächters, die nassen Flecken, die sich unter ihm ausbreiteten.
Hinter ihr ertönte ein Geräusch. Scillara drehte sich um.
»Du elende Hexe.«
Stirnrunzelnd starrte sie den zweiten Wächter an, der langsam näher kam und einen Dolch zog.
»Der Narr wollte dich ein Weilchen für sich allein haben. Das hat er nun davon, dass er Febryls Befehle nicht beachtet hat – ich habe ihn gewarnt – «
Sie starrte die Hand an, die den Dolch hielt, daher traf es sie unvorbereitet, als die andere Hand vorzuckte und die Knöchel hart gegen ihr Kinn krachten.
Blinzelnd öffnete sie die Augen, nahm eine ruckelnde, Übelkeit bereitende Bewegung wahr.
Weitere Kostenlose Bücher