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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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heißt du?«
    Er legte wieder die Arme um sie und hob sie anscheinend ohne jede Anstrengung hoch.
    »Scillara.«
    »Ich bin Heboric, Destriant von Treach, dem Tiger des Sommers und Gott des Krieges.«
    Sie starrte zu ihm auf, als er begann, sie den Pfad entlangzutragen. »Ich fürchte, ich werde Euch enttäuschen, Heboric. Ich glaube, ich habe genug von Priestern.«
    Sie spürte sein Schulterzucken, dann lächelte er müde auf sie hinunter. »Das ist in Ordnung. Ich auch.«
     
    Felisin erwachte, kurz nachdem L’oric mit einem frisch geschlachteten Lamm für Graufrosch, seinen dämonischen Schutzgeist, zurückgekommen war. Wahrscheinlich hatte sie das Knirschen von Knochen, die zermalmt wurden, überhaupt erst geweckt, überlegte der Hohemagier, als sie sich das erste Mal unter der Zeltbahn bewegte.
    Der Appetit des Dämons war unersättlich, und L’oric bewunderte die Zielstrebigkeit – weniger allerdings die ziemlich unappetitlichen Manieren des Wesens –, wenn es ums Essen ging.
    Felisin stand auf und trat in ihre Decken gewickelt an L’orics Seite. Die Haare hingen wirr um ihr junges, gebräuntes Gesicht, und sie schaute schweigend zu, wie der Dämon die letzten Stücke des Lamms lautstark verschlang.
    »Das ist Graufrosch«, murmelte L’oric. »Mein neuer Schutzgeist.«
    »Euer Schutzgeist? Seid Ihr sicher, dass es nicht andersrum ist? Das Ding könnte uns beide auffressen.«
    »Achtsam. Sie hat Recht, Kamerad L’oric. Rührselig. Ich würde watscheln. Leider. Apathische Verwundbarkeit. Verwirrt. Außer sich. Ganz allein.«
    »In Ordnung«, sagte L’oric lächelnd. »Bündnis ist ein besseres Wort für die Art unserer Partnerschaft.«
    »An Euren Stiefeln klebt Schlamm, und dazu noch ein paar Reste von Schilf und Gras.«
    »Ich bin in dieser Nacht gereist, Felisin.«
    »Um Verbündete zu suchen?«
    »Nicht absichtlich. Nein, ich war auf der Suche nach Antworten.«
    »Und habt Ihr welche gefunden?«
    Er zögerte kurz, seufzte dann. »Ein paar. Weniger als ich gehofft hatte. Aber eines weiß ich nun ganz gewiss: Du musst hier weg. So bald wie möglich.«
    Sie blickte ihn forschend an. »Und was ist mit Euch?«
    »Ich werde nachkommen, sobald ich kann.«
    »Dann soll ich also alleine gehen?«
    »Nein. Du wirst Graufrosch bei dir haben. Und noch jemand anderen … hoffe ich.«
    Sie nickte. »Ich bin bereit. Ich habe genug von diesem Ort. Ich träume nicht mehr davon, mich an Bidithal zu rächen. Ich will einfach nur noch weg. Bin ich jetzt feige?«
    L’oric schüttelte langsam den Kopf. »Um Bidithal wird man sich kümmern, Mädchen, auf eine Weise, die seinen Verbrechen angemessen ist.«
    »Wenn Ihr vorhabt, ihn umzubringen, dann würde ich davon abraten, Graufrosch mit mir wegzuschicken. Bidithal ist mächtig – er ist vielleicht mächtiger, als es Euch bewusst ist. Ich kann auch alleine reisen – schließlich wird mich niemand jagen.«
    »Nein. So gerne ich Bidithal töten würde – es wird nicht durch meine Hand geschehen.«
    »Es schwingt etwas Unheilvolles in dem, was Ihr sagt, L’oric – oder besser, auch in dem, was Ihr verschweigt.«
    »Es wird eine Konvergenz geben, Felisin. Mit einigen … unerwarteten Gästen. Und ich glaube nicht, dass irgendjemand hier in diesem Lager in Gesellschaft dieser Gäste lange überleben wird. Es wird ein … ein großes Gemetzel geben.«
    »Und warum bleibt Ihr dann hier?«
    »Um alles zu beobachten, Mädchen. So lange ich kann.«
    »Warum?«
    Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Wie ich schon gesagt habe – ich suche immer noch nach Antworten.«
    »Und sind diese Antworten so wichtig, dass Ihr Euer Leben dafür riskiert?«
    »Das sind sie. Und jetzt werde ich dich einige Zeit in Graufroschs Obhut hier zurücklassen. Du bist sicher, und wenn ich zurückkehre, werde ich die notwendigen Vorräte und Reittiere mitbringen.«
    Sie warf einen Blick auf die schuppige, affenähnliche Gestalt mit den vier Augen. »Sicher, habt Ihr gesagt. Zumindest solange er nicht hungrig wird.«
    »Verständnisvoll. Ich werde die hier beschützen. Aber bleib nicht zu lange weg. Ha ha.«
     
    Die Dämmerung verströmte Licht über den Himmel im Osten, als Heboric nach draußen trat, um seinen Besucher zu empfangen. Der Destriant hielt sich so gut es ging im Dunkeln; nicht, um sich vor L’oric zu verbergen – der jetzt in Sicht kam und sich rasch näherte –, sondern um nicht von irgendwelchen anderen Beobachtern gesehen zu werden. Sie mochten wohl eine Gestalt ausmachen, die

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