SdG 07 - Das Haus der Ketten
im Eingang des Zelts hockte, doch kaum mehr als das. Er hatte sich einen dicken Umhang umgelegt, die Kapuze über den Kopf gezogen und verbarg seine Hände in den Falten.
L’orics Schritte verlangsamten sich, als er näher kam. Vor diesem Mann würde er die Wahrheit nicht verbergen können, und Heboric lächelte, als er sah, wie sich die Augen des Hohemagiers weiteten.
»Ja«, murmelte Heboric. »Ich habe mich dagegen gesträubt. Aber es ist dennoch geschehen, und ich habe meinen Frieden damit geschlossen.«
»Und welche Interessen verfolgt Treach hier?«, fragte L’oric nach einem langen Augenblick unbehaglicher Stille.
»Es wird eine Schlacht geben«, erwiderte Heboric schulterzuckend. »Darüber hinaus … nun, ich bin mir nicht sicher. Ich nehme an, wir werden es sehen.«
L’oric sah müde aus. »Ich hatte gehofft, ich könnte Euch überreden, von hier fortzugehen. Felisin von hier fortzubringen.«
»Wann?«
»Heute Nacht.«
»Versetzt ihr Lager um eine Länge, über den nordöstlichen Rand der Oase hinaus. Drei gesattelte Pferde, dazu drei Packpferde. Vorräte und Wasser für drei Personen, genug, um bis G’danisban zu kommen.«
»Drei?«
Heboric lächelte. »Ihr könnt es nicht wissen, aber es liegt eine gewisse … Poesie darin, dass wir zu dritt sein werden.«
»Also gut. Und wie lange soll sie auf Euch warten?«
»So lange, wie sie es für tragbar hält, L’oric. Genau wie Ihr habe ich vor, noch ein paar Tage hier zu bleiben.«
L’orics graue Augen verschleierten sich. »Die Konvergenz.«
Heboric nickte.
Der Hohemagier seufzte. »Wir sind beide Narren, Ihr und ich.«
»Vermutlich.«
»Ich hatte einst auf ein Bündnis zwischen uns beiden gehofft, Geisterhand.«
»Es besteht mehr oder weniger, L’oric. Ausreichend, um Felisins Sicherheit zu gewährleisten. Nicht, dass wir uns in dieser Angelegenheit bislang gut geschlagen hätten. Ich hätte ihr helfen können«, brummte Heboric.
»Ich bin überrascht, dass Ihr noch nicht versucht habt, sie zu rächen, wenn Ihr wisst, was Bidithal ihr angetan hat.«
»Sie zu rächen? Welchen Sinn hätte das? Nein, L’oric, ich weiß eine bessere Antwort auf Bidithals widerliche Taten. Überlasst ihn einfach seinem Schicksal …«
Der Hohemagier zuckte zusammen und lächelte dann. »Merkwürdig. Vor noch gar nicht allzu langer Zeit habe ich Felisin gegenüber ganz ähnliche Worte gesagt.«
Heboric blickte ihm hinterher, als er davonschritt. Einen Augenblick später drehte der Destriant sich um und kehrte in seinen Tempel zurück.
»Sie haben etwas … Unerbittliches an sich …«
Sie befanden sich auf dem Weg der weit entfernten Legionen, sahen den Schimmer von Eisen, das wie geschmolzenes Metall unter einer Säule aus Staub hin und her wogte. Aus diesem Winkel betrachtet schien sie senkrecht nach oben zu steigen und sich in den hoch über der Wüste dahinjagenden Winden zu einem verschwommenen Fleck auszuweiten. Corabb Bhilan Thenu’alas erschauerte bei Leomans Worten. Staub rieselte die Falten seiner zerlumpten Telaba hinunter; die Luft war hier, so nahe an der Mauer des Wirbelwinds, mit schwebendem Sand gesättigt, der zwischen den Zähnen knirschte.
Leoman drehte sich im Sattel um und musterte seine Krieger. Corabb verankerte seine gesplitterte Lanze im Steigbügelschutz, ehe er sich in den Sattel zurücksinken ließ. Er war erschöpft. Praktisch jede Nacht hatten sie Überfälle begangen, und selbst wenn seine Kompanie nicht direkt beteiligt gewesen war, hatte doch jeweils der Rückzug gedeckt und der Gegenangriff aufgehalten werden müssen. Und dann hatten sie fliehen müssen. Immer wieder. Hätte Sha’ik Leoman fünftausend Krieger gegeben, wären die Mandata und ihre Armee jetzt diejenigen, die sich zurückziehen würden. Übel zugerichtet würden sie den ganzen Weg nach Aren zurückhinken.
Leoman hatte allerdings getan, was er – mit dem, was ihm zur Verfügung stand – tun konnte, und sie hatten eine Hand voll kostbarer Tage erkauft – und mit Blut dafür bezahlt. Darüber hinaus hatten sie sich ein Urteil über die Taktik der Mandata und den Eifer ihrer Soldaten bilden können. Mehr als einmal hatte die reguläre Infanterie nachgegeben, wenn man nur ausreichend Druck auf sie ausgeübt hatte, und hätte Leoman die entsprechenden Männer gehabt, hätte er den Vorteil ausnutzen und die Malazaner vernichtend schlagen können. Stattdessen waren dann jedes Mal Galls Verbrannte Tränen aufgetaucht oder Wickaner oder diese
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