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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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wird.«
    »Deine Vorhersagen eines Desasters sind nicht sonderlich hilfreich, Nil«, murmelte die Mandata. »Begleitet mich, alle, bis ich etwas anderes sage.«
    Sie ritten näher an die Mauer des Wirbelwinds heran, wobei sie sich immer weiter im Sattel vorbeugten, je heftiger Wind und Sand auf sie einprügelten. Fünfzehn Schritt vom Rand entfernt hob die Mandata die Hand. Dann stieg sie ab und griff mit einer Hand zum Heft ihres Schwerts, während sie weiter voranschritt.
    Die rostfarbene Otataral-Klinge war bereits halb aus ihrer Scheide, als sich plötzlich eine Stille herabsenkte und die brüllende Gewalttätigkeit der Mauer des Wirbelwinds vor ihnen in herumtorkelnden Sand- und Staubwolken erstarb. Nun, da der Sturm verstummt war, war ein rieselndes Geräusch zu hören. Ein Flüstern. Erblühendes Licht. Und dann – Stille.
    Die Mandata wirbelte herum. Entsetzen stand ihr ins Gesicht geschrieben.
    »Sie hat sich zurückgezogen!«, rief Nil und stolperte vorwärts. »Der Weg ist frei!«
    Tavore hob eine Hand, um den Wickaner aufzuhalten. »War das eine Reaktion auf mein Schwert, Waerloga? Oder steckt da irgendeine Strategie dahinter?«
    »Beides, glaube ich. Sie wollte sich nicht freiwillig so verwunden lassen, nehme ich an. Jetzt wird sie sich auf ihre Armee der Sterblichen stützen.«
    Der Staub fiel wie Regen – in Wolken, die in der aufgehenden Sonne golden schimmerten. Und durch Lücken im ersterbenden Sturm wurde nach und nach das Herzland der Heiligen Wüste sichtbar. Gamet war erleichtert, als er feststellte, dass keine Horde von Kriegern sie erwartete. Nur ein weiteres Stück Ödland, mit so etwas wie einem Steilabbruch am nordöstlichen Horizont, der sich nach Westen hin absenkte, wo merkwürdig zerbrochen aussehende Hügel eine natürliche Barriere bildeten.
    Die Mandata stieg wieder auf ihr Pferd. »Temul. Ich will, dass Kundschafter weit voraus geschickt werden. Ich glaube nicht, dass es noch mehr Überfälle geben wird. Sie warten auf uns, an einem Ort, den sie selbst ausgewählt haben. Es ist an uns, ihn zu finden.«
    Und dann wird es zur Schlacht kommen. Hunderte, vielleicht Tausende von Soldaten werden sterben. Auf der einen Seite die Mandata, der verlängerte Arm der Imperatrix. Und auf der anderen Sha’ik, die Erwählte Dienerin der Göttin. Ein Zusammenprall der Willen, nichts anderes. Doch wird er über das Schicksal von Hunderttausenden entscheiden.
    Ich will mit all dem nichts zu tun haben.
    Tene Baralta hatte sein Pferd neben Gamet gelenkt. »Wir brauchen Euch jetzt mehr als je zuvor«, murmelte die Rote Klinge, während die Mandata sich mit wiedererlangter Tatkraft daranmachte, den jetzt vom Hauptlager heranreitenden Offizieren Befehle zu erteilen.
    »Ihr braucht mich ganz und gar nicht«, erwiderte Gamet.
    »Da täuscht Ihr Euch. Sie braucht eine Stimme, die zur Vorsicht mahnt – «
    »Die Stimme eines Feiglings, um die Wahrheit zu sagen. Und – nein, das braucht sie nicht.«
    »In der Schlacht senkt sich manchmal ein Nebel auf – «
    »Ich weiß. Ich war einst Soldat. Und nicht mal ein schlechter. Habe Befehle entgegengenommen, habe nur mich selbst befehligt.
    Gelegentlich vielleicht mal ein halbes Dutzend Kameraden, aber niemals Tausende. Vor all diesen Jahren war ich genau an dem Platz, der meinen Fähigkeiten entsprach.«
    »Also gut, Gamet. Dann werdet wieder Soldat. Einer, der zufällig dem Gefolge der Mandata zugeteilt ist. Zeigt ihr die Dinge aus dem Blickwinkel des gemeinen Soldaten. Welche Schwäche Ihr auch immer verspüren mögt – sie ist nicht einzigartig. Werdet Euch darüber klar, dass Hunderte oder sogar Tausende in unseren Legionen genau das gleiche Gefühl haben.«
    Blistig hatte sein Pferd auf der anderen Seite herangelenkt und fügte jetzt hinzu: »Sie ist uns gegenüber immer noch zu unnahbar, Gamet. Sie erhält keine Ratschläge von uns, weil wir gar keine Möglichkeit haben, ihr welche zu geben. Und was noch schlimmer ist, wir kennen ihre Strategie nicht – «
    »Vorausgesetzt, sie hat eine«, murmelte Tene Baralta.
    »Genauso wenig wie ihre taktischen Überlegungen für die bevorstehende Schlacht«, fuhr Blistig fort. »Das ist gefährlich, und es ist gegen die malazanische Militär-Doktrin. Sie hat diesen Krieg zu etwas Persönlichem gemacht, Gamet.«
    Gamet musterte die Mandata, die – flankiert von Nil und Neder – ein paar Schritte vorgeritten war und die durchbrochene Hügelkette zu betrachten schien, hinter der, wie sie alle wussten, Sha’ik und

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