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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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und legte sie auf die Seite, zog dann seine beiden Langmesser. Er untersuchte die Griffe, vergewisserte sich, dass die Lederriemen noch eng anlagen. Anschließend untersuchte er die Parierstangen und Knäufe. Die Schneide des Otataral-Langmessers war etwas rau – Otataral war kein Metall, das sich sonderlich gut für Waffen eignete. Es machte keine glatten Schnitte und musste immer wieder geschärft werden, selbst wenn es nicht in Gebrauch war, und das Eisen hatte die Tendenz, mit der Zeit spröde zu werden. Vor der Eroberung durch die Malazaner war Otataral hauptsächlich von den Adligen des Reichs der Sieben Städte für ihre Rüstungen verwendet worden. Seine Verfügbarkeit war streng reguliert gewesen, wenn auch nicht so sehr wie unter imperialer Kontrolle.
    Nur die wenigsten kannten all seine Eigenschaften. Wenn es durch die Haut aufgenommen oder längere Zeit eingeatmet wurde, waren die Auswirkungen unterschiedlich und nicht vorherzusagen. Angesichts Älterer Magie versagte es häufig, und es gab noch eine weitere Eigenschaft, von der Kalam annahm, dass sie kaum jemandem bekannt war – schließlich war die Entdeckung rein zufällig im Verlauf einer Schlacht vor Y’Ghatan erfolgt. Nur eine Hand voll Zeugen hatten den Zwischenfall überlebt, darunter Kalam und der Schnelle Ben, und alle waren sich hinterher einig gewesen, dass sie ihren Offizieren bewusst nur vage Bericht erstatten und sämtliche Fragen mit Schulterzucken und Kopfschütteln beantworten würden.
    Otataral, so schien es, kam nicht gut mit Moranth-Munition klar, vor allem mit langsam oder schnell brennenden Brandbomben nicht. Oder, um es andersherum zu sagen, es mag nicht heiß werden. Er wusste, dass Waffen beim Schmieden mit Otataral-Staub gehärtet wurden, allerdings zu einem ziemlich späten Zeitpunkt des eigentlichen Schmiedevorgangs. Genauer gesagt, wenn das Eisen nicht mehr glühte. Wahrscheinlich waren die Waffenschmiede auf ziemlich unangenehme Weise zu dieser Erkenntnis gelangt. Doch nicht einmal das war das ganze Geheimnis. Sondern das, was mit heißem Otataral passiert … wenn man ihm magische Energien entgegenschleudert.
    Er schob die Waffe langsam wieder in die Scheide zurück und richtete seine Aufmerksamkeit dann auf die andere. Hier war die Schneide glatt, nur leicht wellig, wie oft bei gewalzten, mehrschichtigen Klingen. Die Wasserätzung war auf der glänzenden, schwarzen Oberfläche kaum sichtbar, die silberne Einlegearbeit dünn wie ein Faden. Von seinen beiden Langmessern zog er dieses hier wegen seines Gewichts und seiner Ausgewogenheit vor.
    Etwas fiel neben ihm auf den Boden, prallte mit einem hellen Geräusch von einem Stück Baumstamm ab und blieb raschelnd neben seinem rechten Knie liegen.
    Kalam starrte den kleinen Gegenstand einen Augenblick an. Dann blickte er zu dem Baum auf, der sich über ihm in die Höhe reckte. Er lächelte. »Oh, eine Eiche«, murmelte er. »Es soll nicht heißen, ich hätte die Ironie dieser Geste nicht zu schätzen gewusst.« Er setzte sich auf, hob die Eichel auf und lehnte sich wieder zurück. »Ganz wie in den alten Zeiten … und wie immer bin ich froh, dass wir so etwas nicht mehr machen …«
     
    Die Ebene wurde zur Savanne und schließlich zum Dschungel. Sie waren in der Regenzeit angekommen, und der Morgen litt unter sintflutartigem Regen, bis kurz nach Mittag die Sonne durchkam und Dampf in die Luft aufsteigen ließ, während die drei T’lan Imass und der Tiste Edur sich durch das dichte grüne Unterholz kämpften.
    Tiere, die sie nicht sehen konnten, flohen aus ihrem Weg und brachen schwer auf allen Seiten durch das Dickicht. Schließlich stolperten sie über einen Wildwechsel, der in die Richtung führte, in die sie auch wollten, und kamen nun schneller voran.
    »Dies ist nicht euer natürliches Territorium, Onrack, oder?«, fragte Trull Sengar zwischen zwei Atemzügen der feuchten, widerlichen Luft. »Angesichts all der Felle, die ihr alle tragt …«
    »Stimmt«, erwiderte der T’lan Imass. »Wir sind ein Volk, das in kalten Gegenden lebt. Doch diese Region existiert in unseren Erinnerungen. Vor den Imass hat es ein anderes Volk gegeben, ein älteres, wilderes Volk. Es hauste dort, wo es warm war, und die Angehörigen dieses Volks waren groß, ihre dunkle Haut von feinen Haaren bedeckt. Für uns waren sie die Eres. Enklaven haben bis in unsere Zeit überdauert – die Zeit, die in diesem Gewirr gefangen ist.«
    »Und sie haben in Dschungeln wie diesem hier

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