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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Beleidigung, meine Freunde«, rief er. »Ich bitte euch.« Ohne ihre Reaktion abzuwarten stieg er von seinem Pferd und eilte zu Leomans Zelt.
    Der Kriegshäuptling stand vor der Zeltklappe und nahm gerade einen tiefen Schluck aus einem Wasserschlauch. Er hatte seine Rüstung abgelegt und trug nur ein dünnes, von Schweißflecken gezeichnetes Leinenhemd.
    Corabb blieb vor ihm stehen. »Ich habe dir viel zu erzählen, Leoman von den Dreschflegeln.«
    »Dann heraus damit«, erwiderte Leoman, nachdem er den Wasserschlauch abgesetzt hatte.
    »Ich war der Einzige deiner Boten, der überlebt hat und tatsächlich zu Sha’ik vorgedrungen ist. Mittlerweile hat sie einen Sinneswandel durchgemacht – sie hat verfügt, dass du am morgigen Tag die Armee der Apokalypse befehligen sollst. Sie will, dass du – und nicht Korbolo Dom – uns zum Sieg führst.«
    »Das will sie jetzt also«, sagte Leoman gedehnt, blinzelte plötzlich und blickte weg. »Und zwischen uns und Sha’ik befinden sich die Assassinen des Napanesen?«
    »Ja, aber sie werden sich nicht mit unserer gesamten Streitmacht anlegen – sie wären verrückt, wenn sie so etwas versuchen würden.«
    »Das stimmt. Und Korbolo Dom weiß das – «
    »Ihm ist der Wechsel der Befehlsgewalt noch nicht mitgeteilt worden – zumindest war das zu dem Zeitpunkt, als ich aufgebrochen bin, noch nicht geschehen. Obwohl Sha’ik ihn zu sich gerufen hat – «
    »Dieser Aufforderung wird er nicht folgen. Der Napanese weiß, worum es geht. Sag mir, Corabb, glaubst du, dass die Hundeschlächter auch einem anderen Befehlshaber folgen werden?«
    »Sie werden keine andere Wahl haben! Schließlich hat die Erwählte es so befohlen!«
    Leoman nickte langsam. Dann drehte er sich zu seinem Zelt um. »Schlagt das Lager ab. Wir reiten zu Sha’ik.«
    Jubel erfüllte Corabbs Brust. Der morgige Tag würde Leoman von den Dreschflegeln gehören. »Genau wie es sein sollte«, flüsterte er.
     
    Kalam trat nach draußen. Seine Kleider hingen in Fetzen, aber er war unversehrt. Wenn auch zutiefst erschüttert. Er hatte sich immer für einen höchst begabten Assassinen gehalten, und er hatte im Laufe der Jahre gegen eine beeindruckende Anzahl von tödlichen Widersachern die Klinge gezogen. Doch Cotillion hatte ihn beschämt.
    Kein Wunder, dass der elende Kerl ein Gott ist. Beim Atem des Vermummten, ich habe noch nie zuvor solche Begabung gesehen. Und dann noch dieses verdammte Seil!
    Kalam holte tief Luft. Er hatte getan, worum der Schutzpatron der Assassinen ihn gebeten hatte. Er hatte die Quelle der Bedrohung für die Sphäre des Schattens gefunden. Oder zumindest habe ich einen Haufen Vermutungen bestätigt. Dieses Bruchstück von Kurald Emurlahn ist der Weg, der zur widerrechtlichen Aneignung der Schattensphäre führen soll … und dahinter steckt kein anderer als der Verkrüppelte Gott. Das Haus der Ketten war ins Spiel gekommen, und auf der Welt lastete in der Tat eine schwere Bürde.
    Er schüttelte sich. Darum sollten sich Cotillion und Ammanas kümmern. Er hatte in dieser Nacht andere, dringendere Aufgaben zu erledigen. Und der Schutzpatron der Assassinen war freundlich genug gewesen, ein Paar von Kalams Lieblingswaffen mitzubringen …
    Sein Blick fiel auf den leprösen Leichnam, der ein knappes halbes Dutzend Schritt entfernt lag. Seine Augen verengten sich. Kalam ging näher heran. Bei den Göttern hienieden, was für eine Wunde. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, die stammt von einem Schwert der T’lan Imass. Das Blut gerann bereits und wurde vom Staub auf den Pflastersteinen aufgesogen.
    Kalam hielt kurz inne, um nachzudenken. Korbolo Dom hatte das Lager seiner Armee bestimmt nicht innerhalb der Ruinen dieser Stadt aufgeschlagen. Genauso wenig wie in dem versteinerten Wald im Westen. Der Napanese würde offenes, ebenes Gelände haben wollen, mit ausreichend Platz für Wälle und Gräben und freiem Blick in alle Richtungen.
    Im Osten also, dort, wo einst, vor langer Zeit, die bewässerten Felder für die Landwirtschaft gelegen haben.
    Er machte sich in die besagte Richtung auf.
    Von einem Teich aus Dunkelheit zum nächsten, durch merkwürdig leere Straßen und Gassen. Schwere Schichten aus Zauberei hatten sich auf diese Oase gelegt, die in Strömen dahinzufließen schienen – einige von ihnen so dick, dass Kalam sich nach vorn beugen musste, um sich durch sie hindurchzudrängen. Ein Miasma aus Strömungen, so miteinander vermischt, dass nichts mehr zu erkennen war –

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