Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
’ne Ablenkung hinbekämen. Gib uns fünfzig Herzschläge … du kannst sie zumindest zählen, Korporal.«
    Die Hand verschwand.
    Kalam Mekhar holte tief und zittrig Luft. Was geht hier eigentlich vor, im Namen des Vermummten? Dieser verdammte Hauptmann ist abtrünnig geworden. Sie haben seine Leiche in Malaz gefunden, am Morgen nach den Morden … oder etwas, das seiner Leiche ziemlich ähnlich gesehen hat …
    Er richtete den Blick erneut auf das Kommandozelt.
    Von irgendwo hinter dem Zelt durchbrach ein Schrei die nächtliche Stille, gefolgt von einem unverkennbaren Blitz und einem erdbebenartigen, dumpfen Schlag. Moranth-Munition.
    Plötzlich rannten die Wächter wild durcheinander.
    Kalam stopfte sich eine der Armbrüste in den Gürtel und zog sein Otataral-Langmesser. Er wartete, bis nur noch zwei Hundeschlächter zu sehen waren; beide befanden sich rechts des Eingangs, blickten in die Richtung, aus der der Angriff gekommen war – wo Schreie durch die Nacht gellten, die ebenso von Entsetzen wie von Schmerzen kündeten.
    Er rannte los, hob die Armbrust in seiner Linken. Der Rückstoß ließ die Knochen seines Arms vibrieren. Der Bolzen grub sich in den Rücken des weiter entfernt stehenden Wächters. Das Langmesser stieß nach dem näheren Mann, die Spitze bohrte sich durch Leder zwischen Bronzeplatten, durchbohrte Fleisch, glitt zwischen Rippen hindurch und erreichte schließlich das Herz.
    Blut spritzte auf, als er die Klinge wieder zurückriss und in den Zelteingang schoss.
    Schutzzauber brachen um ihn herum zusammen.
    Auf der Schwelle lud er die Armbrust nach und befestigte sie an dem Band um sein Handgelenk – unter dem weiten Ärmel. Dann machte er mit der zweiten Armbrust das Gleiche an seinem linken Handgelenk.
    In dem Hauptraum vor ihm befand sich nur eine einzige Person, ein grau gekleideter Assassine, der bei Kalams Ankunft herumwirbelte, zwei gekrümmte Kethra-Messer in Verteidigungsposition hochriss. Das Gesicht unter der Kapuze war ausdruckslos, ein schmales, von der Sonne gebräuntes Gesicht mit Tätowierungen im Pardu-Stil, deren wirbelnde Muster von einem weit gröberen Zeichen durchbrochen wurden, das dem Mann auf die Stirn gebrannt worden war – eine Kralle.
    Der grau gekleidete Assassine lächelte plötzlich. »Kalam Mekhar. Ich vermute, du erinnerst dich nicht an mich.«
    Zur Antwort zog Kalam sein zweites Langmesser und griff an.
    Funken sprühten durch die Luft, als die Klingen gegeneinander krachten und flüsterten; der Pardu wurde zwei Schritte zurückgetrieben, bis er einen weit ausholenden Rückhandhieb ausführte und gleichzeitig einen Satz zur Seite machte, sich sofort wieder zu Kalam umdrehte, nachdem er sich auf diese Weise mehr Platz verschafft hatte. Kalam setzte den Mann weiter unter Druck; seine Waffen blitzten auf, als sie vorwärts zuckten und die Kralle in der Defensive hielten.
    Der Mann konnte mit den schweren Kethra-Messern umgehen, er war schnell und hatte Kraft. Kalams Klingen wurden mit Hieben pariert, die die Knochen seiner Arme erzittern ließen. Ganz eindeutig versuchte der Pardu, die leichteren Waffen zu zerbrechen, und so gut sie auch gefertigt waren, zeigten sich bereits die ersten Kratzer und Kerben an den dünnen Klingen.
    Darüber hinaus wusste Kalam, dass ihm die Zeit davonlief. Die Ablenkung hielt noch an, doch inzwischen begannen – gleichzeitig mit dem hellen Krachen von Fetzern – Wogen von Zauberei in ohrenbetäubendem kontrapunktischem Lärm heranzurollen. Was auch immer es für Trupps waren, die die Hundeschlächter angriffen, jetzt stellten sich ihnen Magier entgegen.
    Und was noch schlimmer ist, diese Kralle ist nicht allein hier hereingegangen.
    Kalam veränderte plötzlich seine Haltung und streckte das Messer in seiner Linken weit vor, während er die rechte Hand zurücknahm, um in Abwehrstellung zu gehen. Er führte mit der Spitze, wich den Paraden aus und zog seinen linken Arm in winzigen Stückchen immer weiter zurück, wobei er mit der Bewegung in der Schulter begann. Eine winzige Drehung der Hüften, das führende Bein ein wenig zurückgezogen -
    Der Pardu überbrückte die Distanz mit einem einzigen Schritt.
    Kalams rechte Hand schoss schräg nach vorn, schlug beide Kethra-Messer beiseite, während er gleichzeitig mit der Linken einen hoch angesetzten Ausfall machte.
    Der Pardu riss beide Waffen hoch, um den Stoß zu parieren und abzufangen.
    Und Kalam trat noch näher heran, stieß quer mit dem Langmesser in seiner rechten Hand zu.

Weitere Kostenlose Bücher