SdG 07 - Das Haus der Ketten
Karsa Orlong fest, dass sein Weg von gierigen Mördern blockiert war. Ihre Leichname blieben hinter ihm zurück. Er hatte ein paar unbedeutende Wunden durch mit Magie aufgeladene Messer erlitten, doch das meiste Blut, das von dem riesigen Krieger zu Boden tropfte, stammte von seinen Opfern.
Er schritt jetzt mit seinem Schwert in den Händen dahin, die Spitze gesenkt und leicht zur Seite gerichtet. Vier Assassinen hatten sich außerhalb von Heboric Geisterhands Behausung versteckt gehalten. Nachdem er sie getötet hatte, schlitzte Karsa einen neuen Eingang in die Zeltwand und drang ins Innere vor, nur um Heborics Aufenthaltsort leer vorzufinden. Enttäuscht machte er sich zum Tempelring auf. Leomans Grube war nicht bewohnt, und es schien, als wäre dies bereits seit einiger Zeit der Fall.
Als Karsa sich Bidithals Tempel näherte, verlangsamte er seine Schritte, denn er hörte wilde Kampfgeräusche aus dem Innern. Schrille Schreie hallten durch die Nacht. Der Toblakai hob seine Waffe und schob sich vorwärts.
Eine Gestalt kam auf dem Bauch aus dem Eingang gekrochen. Sie brabbelte die ganze Zeit vor sich hin. Es dauerte einen Augenblick, bis Karsa den Mann erkannte. Er wartete, bis die verzweifelten Bemühungen des Sklavenmeisters ihn an seine Füße stoßen ließen. Ein von Krankheiten entstelltes Gesicht blickte zu ihm auf.
»Er kämpft wie ein Dämon!«, krächzte Silgar. »Beide Klingen fetzen durch die Gespenster und zerstückeln sie! Ein Gott steht neben ihm. Töte sie, Teblor! Töte sie alle beide!«
Karsa schnaubte. »Ich nehme von dir keine Befehle entgegen, Sklavenmeister, oder hast du das vergessen?«
»Narr!« Silgar spuckte aus. »Du und ich, wir sind jetzt Brüder im gleichen Haus. Du bist der Ritter der Ketten, und ich bin der Lepröse. Der Verkrüppelte Gott hat uns auserwählt! Und Bidithal, er ist der Magi – «
»Ja, Bidithal. Versteckt er sich hier im Tempel?«
»Nein – er ist klugerweise geflohen, genau wie ich es tue. Dieser Assassine der Klaue und sein Schutzpatron ermorden in eben diesem Augenblick die letzten von Bidithals Schattendienern. Du bist der Ritter – du besitzt deinen eigenen Patron, Karsa Orlong von den Teblor. Töte den Feind – das ist genau das, was du tun musst – «
Karsa lächelte. »Und das werde ich auch tun.« Er griff sein Schwert etwas anders, rammte die Spitze nach unten zwischen Silgars Schulterblätter und durchtrennte die Wirbelsäule; die Klinge trat am Brustbein wieder aus und grub sich eine Handbreit in die Fuge zwischen zwei Pflastersteinen.
Abscheuliche Flüssigkeiten traten aus dem Leichnam des Sklavenmeisters aus. Sein Kopf knallte nach unten auf die Steine, und sein Leben war zu Ende. Leoman hat Recht gehabt – damals, vor langer Zeit. Es wäre besser gewesen, dieses Bündel Mensch hier sofort zu töten.
Karsa zog das Schwert aus der Leiche. »Ich folge keinem Schutzgott«, knurrte er.
Er wandte sich vom Tempeleingang ab. Bidithal hatte sicher Zauberei benutzt, um zu entkommen, hatte Schatten um sich zusammengezogen, um nicht gesehen zu werden. Doch er würde Fußspuren im Sand hinterlassen haben.
Der Toblakai trat über die Leiche des Mannes hinweg, der einst versucht hatte, ihn zum Sklaven zu machen, und begann mit der Suche.
Zwanzig Krieger aus Mathoks Clan begleiteten Corabb Bhilan Thenu’alas bei seiner Rückkehr in Leomans Lager. Obwohl Corabb davon überzeugt war, dass ihnen die Blicke verborgener Beobachter folgten, verlief der Ritt völlig problemlos.
Sie ritten den Hügelhang hinauf und wurden kurz vor der Kuppe von Wachposten angerufen. Corabb konnte sich kein Geräusch vorstellen, bei dem er sich willkommener gefühlt hätte. Vertraute Stimmen, Krieger, an deren Seite er gegen die Malazaner gekämpft hatte.
»Es ist Corabb!« Man hatte ihm ein Schwert mit gekrümmter Klinge aus Sha’iks Rüstkammer gegeben, das er jetzt zum Gruß in die Höhe reckte, als die Männer des Vorpostens aus ihren Verstecken auftauchten. »Ich muss mit Leoman sprechen. Wo ist er?«
»Er schläft«, knurrte einer der Wachposten. »Wenn du Glück hast, hat deine Ankunft ihn aufgeweckt, so laut wie sie war. Reite zum Mittelpunkt der Kuppe, aber lass deine Begleiter hier.«
Corabb zügelte sein Pferd. »Das sind Mathoks eigene Leute – «
»So lauten Leomans Befehle. Niemand aus der Oase darf unser Lager betreten.«
Corabb machte ein finsteres Gesicht, doch er nickte und winkte die ihn begleitenden Krieger zurück. »Betrachtet dies nicht als
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