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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Befehle erhalten? Solltet Ihr nicht bei den Hundeschlächtern sein?«
    Der Krieger grunzte. »Wahrscheinlich. Von dort sind wir gerade gekommen.«
    »Sie sind alle tot«, sagte Toblakai. »Sind letzte Nacht abgeschlachtet worden. Die Geister der Raraku waren fleißig – auch wenn kein einziger von ihnen es gewagt hat, sich mir entgegenzustellen.« Er stieß ein bellendes Lachen aus. »Wie Geisterhand Euch erzählen könnte, habe ich meine eigenen Geister.«
    L’oric wankte. Er packte Leoman am Arm. »Abgeschlachtet? Alle? «
    »Ja, Hohemagier. Ich bin überrascht, dass Ihr das nicht gewusst habt. Wir haben immer noch die Wüstenkrieger. Wir können immer noch gewinnen, wenn auch nicht hier und jetzt. Daher müssen wir Sha’ik davon überzeugen, von hier fortzugehen – «
    »Das wird nicht möglich sein«, unterbrach ihn L’oric. »Die Göttin kommt, sie ist schon fast hier. Für so etwas ist es zu spät, Leoman. Und schon bald wird es für alles zu spät sein – «
    Sie kletterten über die Kuppe.
    Und da stand Sha’ik.
    Sie trug ihre Rüstung mitsamt dem Helm und wandte ihnen den Rücken zu, während sie gen Süden starrte.
    L’oric hätte beinahe aufgeschrien. Denn er konnte sehen, was seine Begleiter nicht sehen konnten. Ich komme zu spät. Oh, ihr Götter hienieden – Er machte einen Satz nach vorn, das Portal in seinem Gewirr flammte um ihn herum auf – und er war fort.
    Die Göttin hatte ihre Erinnerungen nicht verloren. Ganz im Gegenteil hatten sie durch ihre Wut Form angenommen, jede Einzelheit, genauso spöttisch fest und real erscheinend wie die behauenen Bäume in dem Wald aus Stein. Und sie konnte sie hätscheln, sie konnte ihren Hass vor sich hinsummen wie ein Liebeslied, dessen nachhallende besondere Note Mord verhieß, obwohl derjenige, der ihr Unrecht getan hatte, wenn nicht tot, so doch an einem Ort war, an dem das alles keine Rolle mehr spielte.
    Jetzt zählte nur noch ihr Hass. Ihre Wut auf seine Schwächen. Oh, andere im Stamm spielten solche Spiele oft genug. Körper glitten durch die Felle von Hütte zu Hütte, wenn die Sternbilder des Sommers am Himmel standen, und sie selbst hatte mehr als einmal die Beine für den Ehemann einer anderen Frau oder einen gierigen, tollpatschigen Jugendlichen gespreizt.
    Aber ihr Herz hatte dem Mann gehört, mit dem sie zusammenlebte. Dieses Gesetz war unantastbar.
    Oh, aber er war so feinfühlig gewesen. Seine Hände waren seinen Augen beim Erschaffen der verbotenen Bilder jener anderen Frau gefolgt, dort, an den verborgenen Orten. Er hatte diese Hände benutzt, um sie um sein eigenes Herz zu legen und dieses Herz dann – ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, wer es bisher gehalten hatte – einer anderen zu schenken.
    Einer anderen, die ihm dafür noch nicht einmal ihr eigenes Herz gegeben hätte – sie selbst hatte dafür gesorgt, mit grausamen Worten und herausfordernden Anklagen. Genug, um die Übrigen ihres Stammes zu ermutigen, die andere für immer zu verbannen.
    Aber erst, nachdem die Hexe alle ihre Verwandten bis auf einen getötet hatte.
    Was für ein närrischer, dummer Mann, der seine Liebe einer solchen Frau geschenkt hatte.
    Ihre Wut war während des Rituals nicht gestorben, war auch nicht gestorben, als sie selbst – zu stark zerschmettert, um noch gehen zu können – vom Schwur getrennt worden und an einem Ort ewiger Dunkelheit zurückgelassen worden war. Und all die neugierigen Geister, die ihr Weinen gehört hatten, die sich ihr voller Zuneigung genähert hatten – nun, sie hatten ihren Hunger gestillt, und sie hatte sich ihre Macht angeeignet. Schicht um Schicht. Denn auch sie waren närrisch, dumm und unberechenbar gewesen, hatten dazu geneigt, ihre Macht für sinnlose Dinge zu verschwenden. Sie hingegen hatte ein Ziel.
    Die Kinder schwärmten über die Oberfläche der Welt. Und wer war ihre Mutter? Keine andere als die Hexe, die verbannt worden war.
    Und ihr Vater?
    Oh, ja, sie war zu ihm gegangen, in jener letzten Nacht. Sie hatte es getan. Er stank nach ihr, als sie ihn am nächsten Morgen ins Licht zogen. Stank nach ihr. Und die Wahrheit stand in seinen Augen.
    Ein Blick, den sie niemals vergessen würde – niemals vergessen konnte.
    Rache war ein Tier, das lange Zeit an seinen Ketten zerrte. Rache war alles, was sie je gewollt hatte.
    Die Rache würde bald entfesselt werden.
    Und selbst die Raraku würde ihre Rache nicht aufhalten können. Die Kinder würden sterben.
    Die Kinder werden sterben. Ich werde die Welt von

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