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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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sich hinbrummte und ihn losließ.
    Der Hohemagier spürte, wie Blut seinen Brustkorb füllte. Er drehte sich langsam auf die Seite und konnte fühlen, wie es warm aus ihm herausströmte. Die Veränderung seiner Position verschaffte ihm einen größtenteils ungehinderten Blick auf die Göttin – und auf die Assassinen, die sie nun angriffen.
    Magische Energien strömten von ihren Klingen, ein Schwarm Todesmagie.
    Die Göttin kreischte auf, als sich das erste Messer in ihren Rücken bohrte.
    Er schaute zu, wie sie sie töteten. Es war ein langsames, brutales Abschlachten. Korbolos Krallen, seine auserwählten Assassinen, die im Hinterhalt gewartet hatten; Febryl hatte sie hierher geführt – kein anderer hätte diesen Pfad erschaffen können –, und sie wurden von den magischen Kräften von Kamist Reloe, Henaras und Fayelle unterstützt. Die Göttin wehrte sich mit einer Wildheit, die sich als fast ebenbürtig erwies, und schon bald waren drei der vier Assassinen tot – förmlich in Stücke gerissen. Doch immer mehr Ketten umschlangen jetzt die Göttin, zerrten sie zu Boden, und L’oric konnte das Feuer in ihren Augenhöhlen ersterben sehen, konnte Geister – plötzlich befreit und begierig zu fliehen – sich wegwinden sehen. Und der letzte Mörder schoss auf sie zu und hämmerte sein Messer nach unten. Durch ihre Schädeldecke. Ein mitternachtsschwarzer Blitz – die Detonation schleuderte den Mörder nach hinten. Sowohl der Schädel wie auch die Klinge waren geborsten, die Splitter hatten der Kralle Gesicht und Brust zerfetzt. Geblendet und schreiend taumelte der Assassine rückwärts, stolperte über eine Wurzel und stürzte zu Boden.
    L’oric hörte den Mann stöhnen.
    Ketten schlängelten sich über den gestürzten Körper der Göttin, bis nichts mehr von ihr zu sehen war, nur noch ein Haufen aus schwarz glänzenden eisernen Kettengliedern.
    Was auch immer für ein Wind zuvor die Baumwipfel gepeitscht hatte, er legte sich jetzt, so dass nur noch Stille blieb.
    Alle haben sie dieses zerschmetterte Gewirr gewollt. Diesen belasteten Preis. Aber Toblakai hat Febryl getötet. Er hat die beiden Deragoth getötet.
    Er hat Bidithal getötet.
    Und was Korbolo Dom angeht – irgendetwas sagt mir, dass sich schon bald die Imperatrix persönlich mit ihm unterhalten wird. Armes Schwein.
    Das Lebensblut des Hohemagiers versickerte unter ihm im Moos.
    Und in diesem Augenblick wurde ihm klar, dass er im Sterben lag.
    Ganz in der Nähe knackten Zweige.
    »Ich bin nicht besonders überrascht. Du hast deinen Schutzgeist weggeschickt, oder? Wieder einmal.«
    L’oric drehte den Kopf, starrte nach oben und brachte ein schwaches Lächeln zustande. »Hallo, Vater.«
    »Ich glaube nicht, dass sich in deinem Zimmer viel verändert hat, seit du weggegangen bist, mein Sohn.«
    »Es wird staubig sein, nehme ich an.«
    Osric grunzte. »Die ganze Festung ist staubig, da halte ich jede Wette. Ich bin seit Jahrhunderten nicht mehr dort gewesen.«
    »Keine Bediensteten?«
    »Ich habe sie entlassen … vor ungefähr tausend Jahren.«
    L’oric seufzte. »Ich wäre überrascht, wenn die Burg überhaupt noch steht.«
    Osric ging langsam neben seinem Sohn in die Hocke; der magische Glanz von Denul umgab ihn. »Oh, sie steht immer noch, mein Sohn. Ich halte mir immer alle Möglichkeiten offen. Du hast da eine ziemlich hässliche Wunde. Sie sollte am besten langsam heilen.«
    L’oric schloss die Augen. »Mein altes Bett?«
    »Ja.«
    »Es ist zu kurz. Das war es schon, als ich fortgegangen bin.«
    »Dann ist es wirklich zu schade, dass er dir nicht die Beine abgetrennt hat, L’oric.«
    Starke Arme schoben sich unter ihn und hoben ihn mit Leichtigkeit hoch.
    Ein friedvolles Gefühl überkam ihn in den Armen seines Vaters – aber das ist absurd … für einen Mann meines Alters.
    »Und jetzt«, sagte Osric, »wie – im Namen des Vermummten – kommen wir hier wieder weg?«
    Und der Augenblick verflog.
     
    Sie stolperte, war kaum noch in der Lage, sich auf den Beinen zu halten. Hinter dem eisernen Gewebe blinzelte sie in die heiße, stickige Luft. Auf einmal kam ihr die Rüstung unerträglich schwer vor. Panik wallte in ihr auf – unter diesen Metallplatten wurde sie von der Sonne bei lebendigem Leibe gebraten.
    Sha’ik blieb stehen. Kämpfte darum, sich wieder unter Kontrolle zu bekommen.
    Ich bin … ich selbst. Bei den Göttern hienieden … sie ist fort.
    Sie stand allein in der Senke. Vom gegenüberliegenden Grat stieg eine einsame

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