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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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es also, was dieser Mann getragen hat. Keneb blickte noch einmal dorthin, wo das Duell stattgefunden hatte. Nur die Frau stand jetzt noch da, über dem reglosen Bündel, das der napanesische Renegat war; sie hatte ihr Gesicht Tene Baralta zugewandt, der auf seinem Pferd sitzen geblieben war und wütend auf sie einzureden schien. Selbst aus dieser Entfernung ahnte Keneb, dass Baraltas Tirade wenig Erfolg haben würde.
    »Mandata«, sagte Nil. »Es besteht keine Notwendigkeit, die Stellungen der Hundeschlächter auszukundschaften. Sie sind alle tot.«
    Tavore runzelte die Stirn. »Erklär das genauer.«
    »Die Geister der Raraku, Mandata.«
    Neder meldete sich zu Wort. »Und die Geister unserer Erschlagenen. Nil und ich – wir waren blind. Wir hatten vergessen, wie man … siebt. Der Hirtenhund, Mandata. Bent. Er hätte zu Coltaines Füßen sterben müssen. Auf jenem Hügel namens Untergang. Aber ein paar Soldaten haben ihn gerettet und dafür gesorgt, dass seine Wunden heilen konnten.«
    »Ein Hirtenhund? Wovon redest du?«, wollte Tavore wissen. Zum allerersten Mal schwang so etwas wie ein Anflug von Wut in ihrer Stimme mit.
    »Bent und Rotauge«, sagte Nil. »Die beiden einzigen Kreaturen, die die ganze Kette mitgemacht haben und immer noch am Leben sind. Zwei Hunde.«
    »Das stimmt nicht«, sagte Temul, der hinter den beiden wickanischen Schamanen stand. »Diese Stute. Sie hat Duiker gehört.«
    Nil drehte sich als Hinweis, dass er die Berichtigung akzeptierte, halb um, und blickte dann wieder Tavore an. »Sie sind mit uns zurückgekommen, Mandata – «
    »Die Hunde.«
    Er nickte. »Und die Geister der Erschlagenen. Unsere eigenen Geister sind mit uns marschiert, Mandata. Jene, die ganz am Ende um Coltaine herum gefallen sind. Jene, die an den Bäumen des Arenwegs gestorben sind. Und Schritt für Schritt sind immer mehr gekommen – von all den Orten, an denen sie niedergehauen wurden. Schritt um Schritt, Mandata, ist unsere Armee der Rache größer geworden.«
    »Und doch habt ihr nichts gespürt?«
    »Unser Kummer hat uns blind gemacht«, sagte Neder.
    »Letzte Nacht hat uns das Kind – Wühler – aufgeweckt«, sagte Nil. »Er hat uns zum Grat geführt, so dass wir Zeuge werden konnten, wie die Geister erwacht sind. Da gab es Legionen, Mandata, die vor hunderttausend Jahren durch dieses Land marschiert sind. Und Pormquals gekreuzigte Armee und die Legionen der Siebten auf der einen Flanke. Die drei niedergemetzelten Clans der Wickaner auf der anderen. Und immer noch mehr. Viel mehr. In jener Dunkelheit letzte Nacht hat Krieg geherrscht, Tavore.«
    »Und somit habt Ihr Recht gehabt, Mandata«, sagte Neder lächelnd. »In den Träumen, die Euch seit der ersten Nacht auf diesem Marsch heimgesucht haben, habt Ihr gesehen, was wir nicht sehen konnten.«
    »Es war niemals die Last, für die Ihr es gehalten habt«, fügte Nil hinzu. »Ihr habt die Kette der Hunde nicht hinter Euch hergezogen, Mandata Tavore.«
    »Habe ich das tatsächlich nicht, Nil?« Ein kaltes halbes Lächeln verzerrte ihren dünnlippigen Mund, und sie blickte weg. »All diese Geister … nur um die Hundeschlächter zu erschlagen?«
    »Nein, Mandata«, erwiderte Neder. »Es hat auch noch … andere Feinde gegeben.«
    »Faust Gamets Geist hat sich zu ihnen gesellt«, sagte Nil.
    Tavores Augen verengten sich. »Ihr habt ihn gesehen?«
    Die beiden Wickaner nickten, und Neder fügte hinzu: »Wühler hat mit ihm gesprochen.«
    Die Mandata warf Keneb einen fragenden Blick zu.
    »Er ist manchmal verdammt schwer zu finden«, murmelte der Hauptmann schulterzuckend. »Und was das Sprechen mit Geistern angeht … nun, der Junge ist … äh … merkwürdig genug für so was.«
    Die Mandata stieß einen schweren Seufzer aus.
    Keneb erhaschte aus dem Augenwinkel eine Bewegung und wandte den Kopf. Er sah Tene Baralta in der Gesellschaft zweier Soldaten zurückkommen, die kaum mehr als ein paar Fetzen am Leibe trugen. Beide waren unrasiert, ihre Haare lang und verfilzt. Ihre Pferde hatten keine Sättel.
    Faust Baralta zügelte sein Pferd. Sein Gesicht war vor Wut dunkel angelaufen. »Mandata. Diese Klaue hat Sha’iks Leichnam gestohlen!«
    Keneb sah, dass die junge Frau sich zu Fuß näherte. Sie war noch immer zwanzig Schritt entfernt. Sie wirkte irgendwie … selbstgefällig.
    Tavore ging nicht auf Tene Baraltas Bemerkung ein, sondern musterte die beiden Neuankömmlinge. »Und ihr seid?«, fragte sie.
    Der Ältere der beiden salutierte. »Hauptmann Gütig,

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