SdG 07 - Das Haus der Ketten
ich nicht bestreiten werde, Soldat.«
Einmal mehr griff Keneb nach seinen Zügeln.
Nachdem er den Grat erstiegen hatte, riss Leutnant Ranal hart an den Zügeln, und sein Pferd bäumte sich vor dem Horizont auf. »Bei den Göttern, irgendjemand sollte ihn erschießen.«
Fiedler machte sich nicht die Mühe, sich umzudrehen, um herauszufinden, wer das gesagt hatte. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, sein eigenes Pferd unter Kontrolle zu halten, als dass er sich weiter darüber Gedanken machen wollte. Es hatte wickanisches Blut in den Adern, und es wollte seins. Der gegenseitige Hass entwickelte sich prächtig.
»Was hat dieser Bastard vor?«, fragte Krake, nachdem er sein Pferd neben das des Sergeanten gelenkt hatte. »Wir lassen sogar Geslers Trupp hinter uns – und nur der Vermummte weiß, wo Borduke ist.«
Der Trupp gesellte sich auf der alten, erhöhten Straße zu seinem Leutnant. In Richtung Norden erstreckten sich die gewaltigen Dünen der Raraku. Sie flimmerten in der Hitze.
Ranal zog sein Pferd herum, damit er seine Soldaten anblicken konnte. Er deutete nach Westen. »Könnt ihr sie sehen? Hat irgendwer von euch Augen, die auch nur einen Fliegendreck wert sind?«
Fiedler beugte sich zur Seite und spuckte Staub aus. Dann sah er blinzelnd in die Richtung, in die Ranal zeigte. Ein knappes Dutzend Reiter. Wüstenkrieger, wahrscheinlich so etwas wie eine Nachhut. Sie bewegten sich in leichtem Galopp. »Leutnant«, sagte er. »In diesem Sand lebt eine besondere Art von Spinnen. Die bewegen sich unter der Oberfläche, hinterlassen aber eine eigenartige, schlangenähnliche Spur, die jeder hungrige Räuber sehen muss. Sie schwärmen unter der Oberfläche. Es sind große Spinnen. Der Falke kommt runter und will sich die Schlange holen, was dann damit endet, dass er in einem Strom aus Sand in den Rachen der Spinne rutscht – «
»Schluss mit der verdammten Pferdescheiße, Sergeant«, schnappte Ranal. »Sie sind da vorne, weil sie sich erst spät aus der Oase abgesetzt haben. Wahrscheinlich waren sie so sehr damit beschäftigt, den Palast zu plündern, dass sie gar nicht mitbekommen haben, dass Sha’ik aufgespießt wurde, die Hundeschlächter alle tot sind und alle anderen sich so schnell von hinnen gemacht haben, wie ihre dürren Pferde laufen konnten.« Er starrte Fiedler düster an. »Ich will ihre Köpfe, du graubärtiges Fossil.«
»Wir werden sie sowieso früher oder später erwischen, Leutnant«, sagte Fiedler. »Und dann besser mit der ganzen Kompanie.«
»Dann steig doch aus dem Sattel und sitz dir hier auf dieser Straße deinen Hintern breit, Sergeant! Überlass das Kämpfen einfach uns. Ihr anderen, folgt mir!«
Ranal stieß seinem schäumenden Pferd die Fersen in die Flanken und trieb es zum Galopp.
Mit einer müden Geste winkte Fiedler die Seesoldaten weiter und folgte ihnen dann auf seiner bockenden Stute.
»Da zwickt wohl ’n Nerv«, rief Koryk, als er vorbeipreschte.
»Wen – mein Pferd oder den Leutnant?«
Der Seti grinste zurück. »Dein Pferd, natürlich. Ihm gefällt das ganze Gewicht nicht.«
Fiedler griff hinter sich und rückte den schweren Packsack und die nicht minder schwere Spezialarmbrust zurecht. »Ich werde ihr den verdammten Nerv zwicken«, murmelte er. »Warte nur einfach ein Weilchen.«
Es war nach Mittag. Fast sieben Glockenschläge waren vergangen, seit die Mandata Sha’ik niedergestochen hatte. Fiedler stellte fest, dass er wieder und wieder nach Norden blickte – dorthin, wo die Raraku lag, wo das Lied noch immer einer Welle ähnlich heranrollte, um ihn zu umarmen, nur um wieder abzuebben und dann erneut heranzurollen. Am fernen Horizont jenseits der riesigen Senke voller Sand hatte sich, wie er nun sah, eine Wolkenbank gebildet.
Nun, das sieht irgendwie nicht richtig aus …
Eine Windböe spuckte ihm plötzlich Sand ins Gesicht.
»Sie haben die Straße verlassen!«, rief Ranal.
Fiedler schaute blinzelnd nach Westen. Die Reiter waren in der Tat die südliche Böschung hinuntergeritten und preschten nun diagonal davon – genau auf einen sich schnell nähernden Sandsturm zu. Bei den Göttern, nicht noch ein Sandsturm … Dieser hier, das wusste er, war natürlichen Ursprungs. Von der Art, wie sie diese Wüste heimsuchten – ein Sturm, der wie ein launenhafter Dämon plötzlich aufkam, um ein, zwei Glockenschläge lang auf einem wilden, tanzenden Pfad dahinzurasen, und dann so rasch wieder verschwand, wie er gekommen war.
Er erhob sich im Sattel.
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