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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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sie dann ihre Schwester durchbohrt hat. Da. Da ist es geschehen, direkt vor unseren Augen.
    Sie konnte Perl nicht ansehen, konnte nichts sagen. Und auch er sagte kein Wort.
    Wir sind aneinander gefesselt, dieser Mann und ich. Ich habe nicht darum gebeten. Ich will es nicht. Ich werde niemals ohne diese Fesseln sein. Oh, Königin, vergib mir …
    Sie waren jetzt nah genug, um Tavores Gesicht unter dem Helm erkennen zu können; ihre Miene war ernst – fast wütend –, als sie sich umdrehte, um ihnen entgegenzublicken.
    Offiziere kamen langsam den Hang heruntergeritten.
    Es würde noch genug Zeit für ein persönliches Gespräch bleiben, wurde Lostara klar.
    Sechs Schritt vor der Mandata blieben sie und Perl stehen.
    Die Klaue ließ Korbolo Dom zwischen ihnen auf die Erde fallen. »Er wird in nächster Zeit nicht aufwachen«, sagte Perl, holte tief Luft, stieß einen Seufzer aus und sah weg.
    »Was macht Ihr beiden hier?«, fragte die Mandata. »Habt Ihr die Spur verloren?«
    Perl verkniff sich jeden Seitenblick auf Lostara, schüttelte zur Antwort einfach nur den Kopf. Nach einer kurzen Pause sagte er: »Wir haben sie gefunden, Mandata. Ich bedaure es zutiefst, aber … sie ist tot.«
    »Seid Ihr sicher?«
    »Ja, Mandata.« Er zögerte kurz und fügte dann hinzu: »Eines kann ich mit Gewissheit sagen, Tavore. Sie ist schnell gestorben.«
    Lostaras Herz fühlte sich an, als würde es bei Perls ruhigen Worten jeden Augenblick zerspringen. Mit zusammengebissenen Zähnen blickte sie der Mandata in die Augen und nickte langsam.
    Tavore starrte sie beide mehrere Herzschläge lang an und senkte dann den Kopf. »Nun, darin liegt eine gewisse Barmherzigkeit, nehme ich an.«
    Und dann schob sie ihr Schwert zurück in die Scheide, drehte sich um und begann, auf ihre sich nähernden Offiziere zuzugehen.
    So leise, dass nur Perl es hören konnte, sagte Lostara: »Ja, dem ist wohl so …«
    Perl drehte sich plötzlich zu ihr um. »Da drüben kommt Tene Baralta. Halte ihn hin, Schätzchen.« Er trat zu Sha’iks Leichnam. »Die Gewirre sind wieder frei genug … hoffe ich zumindest.« Er bückte sich, hob die Tote sanft auf und blickte Lostara dann noch einmal an. »Ja, sie ist eine schwere Last – viel schwerer, als du vielleicht glaubst.«
    »Nein, Perl, das glaube ich nicht. Wohin bringst du sie?«
    Das Lächeln der Klaue traf sie tief ins Herz. »Zu einer Hügelkuppe … du weißt, welche ich meine.«
    Lostara nickte. »Sehr gut. Und dann?«
    »Überzeuge sie, die Raraku zu verlassen, Schätzchen. So schnell sie können. Wenn ich fertig bin …« Er zögerte.
    »Kommst du und findest mich, Perl«, knurrte sie. »Sonst komme ich und suche dich.«
    Ein lebhaftes Glitzern flackerte in seinen müden Augen auf. »Das tue ich. Ich verspreche es.«
    Sie sah, wie sein Blick an ihr vorbeiglitt, und drehte sich um. Tavore war immer noch zwanzig Schritt von den Reitern entfernt, die mit Ausnahme von Baralta ihre Pferde gezügelt hatten. »Was ist, Perl?«
    »Ich habe ihr nur nachgesehen, wie sie davongeht«, erwiderte er. »Sie wirkt so …«
    »Allein?«
    »Ja. Das ist wohl das passende Wort. Bis später, Schätzchen.«
    Sie spürte den Atem des Gewirrs gegen ihren Rücken schwappen, dann kehrte die Hitze des Tages zurück. Lostara klemmte die Daumen hinter den Gürtel und wartete auf Tene Baralta.
    Ihr ehemaliger Kommandant hätte Sha’iks Leiche sicher haben wollen. Als Trophäe und Erinnerung an diesen Tag. Er würde toben. »Nun«, murmelte sie, »das ist aber auch wirklich zu ärgerlich.«
     
    Keneb sah sie herankommen. Von dem Triumph, den zu sehen er erwartet hatte, war nichts zu spüren. Stattdessen wirkte sie ausgelaugt und müde, als hätte der Mut sie bereits verlassen – wie es nach jeder Schlacht der Fall war –, und jene tödliche Stille des Verstands wäre über sie gekommen, die zu unheilvollem Nachdenken einlud, das ein Bündel von nie zu beantwortenden Fragen ins Leben rief.
    Sie hatte ihr Schwert wieder in die Scheide geschoben, ohne es abzuwischen, und Sha’iks Blut hatte gewundene Spuren auf der schlichten Scheide hinterlassen.
    Tene Baralta ritt an ihr vorbei – er war, wie Keneb vermutete, auf dem Weg zu Sha’iks Leichnam. Falls er im Vorbeireiten etwas zur Mandata sagte, antwortete sie nicht.
    »Faust Blistig«, verkündete sie, als sie angekommen war. »Schickt Kundschafter zu den Rampen der Hundeschlächter. Außerdem brauche ich ein paar Wachen – die Klaue hat uns Korbolo Dom gebracht.«
    Oh, das war

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