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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Drache.
    Die Flügel gespreizt, weit ausgebreitet. Die Hinterbeine aufgespießt. Ketten waren um seinen Hals gewunden, hielten den schweren, keilförmigen Kopf aufrecht, als ob er himmelwärts starren würde -
    - zu einem Sternenmeer, das hier und dort durch Wirbel aus glühendem Nebel gekennzeichnet war.
    »Er ist nicht hier …«, flüsterte Perl.
    »Was? Er ist genau über – «
    »Nein. Nun, äh, ja. Aber … seht genau hin. Er ist in einer Kugel eingeschlossen. In einer Art Taschengewirr, einer eigenen Sphäre.«
    »Oder es ist ein Eingang«, wandte sie ein. »Und er versiegelt – «
    »Ein Tor. Bei der Königin der Träume, ich glaube, Ihr habt Recht. Doch auch wenn dem so ist, kann seine Macht uns nicht erreichen … Dank sei den Geistern und Göttern und Dämonen und Aufgestiegenen und – «
    »Warum, Perl?«
    »Weil … weil dieser Drache einen Aspekt besitzt, Schätzchen.«
    »Ich dachte, das hätten sie alle.«
    »Stimmt. Ihr unterbrecht mich immer noch, Lostara Yil. Einen Aspekt habe ich gesagt. Aber nicht auf ein Gewirr bezogen. Bei den Göttern! Ich kann nicht ergründen – «
    »Verdammt sollt Ihr sein, Perl!«
    »Otataral!«
    »Was?«
    »Otataral. Ihr Aspekt ist Otataral, Schätzchen! Das da ist ein Otataral-Drachenweibchen. «
     
    Einige Zeit lang sagte keiner von ihnen ein Wort. Lostara begann sich von der Kante wegzuschieben, wobei sie ihr Gewicht immer nur ganz leicht verlagerte und bei jeder Veränderung des Staubstroms, der unter ihr hindurchfloss, erstarrte.
    Als sie den Kopf drehte, konnte sie Perl ausmachen. Er hatte sein Gewirr so weit geöffnet, dass er sich nach oben ziehen konnte, und jetzt schwebte er knapp über dem Abhang. Sein Blick war noch immer auf den gekreuzigten Drachen gerichtet.
    »Ich könnte hier unten ein bisschen Hilfe gebrauchen …«, knurrte Lostara.
    Er zuckte zusammen und sah dann zu ihr herunter. »Stimmt. Meine zutiefst empfundene Entschuldigung, Schätzchen. Passt auf, ich werde mein Gewirr ausdehnen …«
    Sie spürte, wie sie in die Höhe gehoben wurde.
    »Kämpft nicht dagegen an, Schätzchen. Entspannt Euch, und Ihr werdet neben mir schweben, dann könnt Ihr Euch aufrichten.«
    Sie zwang sich dazu, sich ganz ruhig zu verhalten, aber das Ergebnis war steife Unbeweglichkeit.
    Perl kicherte. »Es fehlt zwar noch ein wenig die Eleganz, aber es wird genügen.«
    Ein halbes Dutzend Herzschläge später war sie neben ihm.
    »Versucht noch einmal, Euch zu entspannen, Lostara.«
    Sie warf ihm einen düsteren Blick zu, doch er starrte schon wieder nach oben. Zögernd folgte sie seinem Beispiel.
    »Sie ist immer noch am Leben, müsst Ihr wissen«, flüsterte Perl.
    »Wer könnte so etwas getan haben?«
    »Wer auch immer es war, wir haben ihm für eine ganze Menge zu danken – oder ihr … oder ihnen. Dieses Ding verschlingt Magie. Verzehrt Gewirre.«
    »All die alten Legenden über Drachen beginnen mit der Feststellung, dass sie die Essenz der Zauberei sind. Wie kann dieses Ding da dann überhaupt existieren?«
    »Die Natur sucht immer nach einem Gleichgewicht. Kräfte streben nach Symmetrie. Dieser Drache ist die Antwort auf alle anderen Drachen, die jemals existiert haben – oder jemals existieren werden.«
    Lostara hustete und spuckte noch einmal aus, dann erschauerte sie. »Das Imperiale Gewirr, Perl. Was war es … bevor es sich in Asche verwandelt hat?«
    Er warf ihr einen Blick zu; seine Augen verengten sich. Dann zuckte er die Schultern und fing an, sich den Staub aus den Kleidern zu klopfen. »Ich sehe keinen Sinn darin, sich noch länger an diesem entsetzlichen Ort herumzutreiben.«
    »Ihr habt gesagt, hier unten wäre ein Tor – aber damit habt Ihr doch gewiss nicht das da gemeint – «
    »Nein. Es ist hinter dem Sims da drüben. Ich vermute, das letzte Mal ist es von denjenigen benutzt worden, die diesen Drachen an dieses Kreuz geschlagen haben – wer auch immer sie sein mögen. Überraschenderweise haben sie das Tor nicht hinter sich versiegelt.«
    »Sie waren sorglos.«
    »Nun, ich würde annehmen, dass sie eher übermäßig viel Selbstvertrauen hatten. Dieses Mal werden wir unseren Abstieg ein bisschen ruhiger gestalten – einverstanden? Ihr braucht Euch nicht zu bewegen, überlasst einfach alles mir.«
    »Diesen Vorschlag muss ich schon aus Prinzip ablehnen, Perl – aber was ich noch mehr hasse, ist die Tatsache, dass es anscheinend keine andere Möglichkeit gibt.«
    »Habt Ihr noch immer nicht genug blanke Knochen gesehen, Mädchen? Ein

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