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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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und ihr werdet meine ewig währende Dankbarkeit kennen lernen.«
    »Ewig während? Ich nehme an, das ist in diesem Fall keine Übertreibung, nicht wahr? Nun, ich bin Perl, und meine gar schreckliche Begleiterin ist Lostara Yil. Und jetzt werden wir einen sicheren Platz für dich suchen, ja?«
    »Deine Freundlichkeit ist überraschend, Perl.«
    »Sie ist es immer und wird es immer sein«, erwiderte er und ließ den Blick über den Sims schweifen.
    Lostara starrte ihren Begleiter an. Sie war erstaunt, wie sehr ihre Empfindungen denen des T’lan Imass ähnelten. »Perl, wisst Ihr, wo genau wir uns hier befinden?«
    Er zuckte die Schultern. »Eins nach dem anderen, Schätzchen. Ich würde es zu schätzen wissen, wenn Ihr mir erlauben würdet, meinen barmherzigen Moment auszukosten. Ah! Da ist die richtige Stelle, Olar Shayn!«
    Lostara schloss die Augen. Von Asche zu Staub … zu Sand. Zumindest waren sie zu Hause. Jetzt ging es nur noch darum, die Spur eines malazanischen Mädchens zu finden, das vor Monaten verschwunden war. »Was ist das schon«, flüsterte sie.
    »Habt Ihr etwas gesagt, Schätzchen?«
    Sie öffnete die Augen und musterte Perl, der auf dem Sims kauerte und Steine um den abgetrennten Kopf des untoten Kriegers legte, um ihn zu verankern. »Ihr wisst nicht, wo wir sind, stimmt’s?«
    Er lächelte. »Was meint Ihr – wäre dies der geeignete Zeitpunkt für ein paar phantasievolle Mutmaßungen?«
    Gedanken an Mord und Totschlag schossen ihr durch den Kopf. Es war nicht das erste Mal.

Kapitel Zwei
     
    Es ist nicht unüblich, die Gewirre Meanas und Rashan als engste Verwandte zu betrachten. Doch sind die Spiele von Illusion und Schatten nicht auch Spiele des Lichts? Daher kommt irgendwann der Moment, an dem der Hinweis auf Unterschiede zwischen diesen Gewirren nicht mehr von Bedeutung ist. Meanas, Rashan und Thyr. Nur die fanatischsten Nutzer dieser Gewirre würden dem widersprechen. Der Aspekt, den alle drei gemeinsam haben, ist Ambivalenz; ihre Spiele sind Spiele der Vieldeutigkeit. Alles ist Täuschung, alles ist Irreführung. In ihnen ist nichts – ganz und gar nichts – so, wie es scheint.
     
    Eine vorläufige Untersuchung der Gewirre
    Konoralandas
     
    F
    ünfzehnhundert Wüstenkrieger hatten sich am südlichen Rand der Ruinenstadt versammelt. Ihre weißen Pferde schimmerten geisterhaft durch die bernsteinfarbenen Staubwolken, und dann und wann blitzten Kettenhemden und Schuppenpanzer unter goldenen Telabas auf. Fünfhundert Ersatzpferde begleiteten die Reiter.
    Korbolo Dom stand zusammen mit Sha’ik und Geisterhand auf einer von Wind und Wetter glatt geschliffenen Plattform, die einst das Fundament eines Tempels oder eines öffentlichen Gebäudes gewesen war und nun freien Blick auf die versammelten Krieger gewährte.
    Der napanesische Renegat schaute ausdruckslos zu, wie Leoman von den Dreschflegeln herangeritten kam, um ein letztes Wort mit der Erwählten zu wechseln. Er selbst würde sich nicht mit irgendwelchen guten Wünschen aufhalten, denn ihm wäre es viel lieber, wenn Leoman nicht zurückkehrte. Und falls doch, dann zumindest nicht als Triumphator. Und auch wenn sein narbiges Gesicht nichts verriet, wusste Korbolo sehr wohl, dass Leoman sich über die Gedanken und Gefühle der abtrünnigen Faust keine Illusionen machte.
    Sie waren nur insofern Verbündete, als sie beide Sha’ik dienten. Und selbst das war längst nicht so sicher, wie es nach außen den Anschein hatte. Der Malazaner glaubte allerdings auch nicht, dass die Erwählte über die Missgunst und Feindseligkeit zwischen ihren Generälen nicht im Bilde war. Unwissend war sie nur im Hinblick auf die Pläne, die langsam und unmerklich Gestalt annahmen und ihren Untergang herbeiführen würden. Dessen war sich Korbolo gewiss.
    Andernfalls hätte sie schon vor langer Zeit eingegriffen.
    Leoman zügelte sein Pferd vor der Plattform. »Erwählte! Wir brechen jetzt auf, und wenn wir zurückkehren, werden wir Euch Neuigkeiten über die malazanische Armee mitbringen. Über ihre Aufstellung, die Länge ihrer Tagesmärsche – «
    »Aber nicht über ihren Eifer«, unterbrach Sha’ik ihn streng. »Keine Kämpfe, Leoman. Das Blut ihrer Armee wird erst hier vergossen werden. Durch meine eigene Hand.«
    Leoman nickte, die Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst. »Einige Stämme haben bestimmt schon Überfälle auf sie verübt, Erwählte«, sagte er. »Wahrscheinlich schon, als sie kaum mehr als eine Länge von den Wällen von

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