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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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T’lan Imass stand langsam auf. »Wir müssen diesen Ort verlassen, Trull Sengar. Meine Verwandten werden uns verfolgen. Vielleicht wird nur Monok Ochem noch übrig sein, aber er wird nicht aufgeben.«
    Trull hob den Kopf. »Noch übrig? Was meinst du damit? Wo sind die anderen hingegangen?«
    Onrack blickte auf den Tiste Edur hinunter. »Die Liosan haben es viel zu spät bemerkt. Das Drehen von Tellann hat dem Seneschall das Bewusstsein entziehen können. Sie waren vollkommen unvorbereitet. Ibra Gholan, Olar Shayn und Haran Epal sind in das Gewirr namens Kurald Thyrllan gegangen.«
    »In das Gewirr? Warum?«
    Onrack brachte ein einseitiges Schulterzucken zustande. »Trull Sengar, sie sind gegangen, um den Gott der Liosan zu töten.«
     
    Was einst eine Armee gewesen war, war jetzt nichts weiter als eine wüste Ansammlung von Knochen und Rüstungsteilen in einer tiefen grauen Ascheschicht, die eine Grube mit steilen Wänden kreisförmig umgab. Es war unmöglich zu sagen, ob die Armee sich nach außen gewandt hatte – um irgendeinen unterirdischen Eingang zu verteidigen – oder nach innen, um einen Fluchtversuch zu verhindern.
    Lostara Yil stand mitten auf dem Pfad in der knöcheltiefen Asche. Sie beobachtete Perl, der behutsam zwischen den Knochen einherschritt und sich dann und wann bückte, um irgendetwas aufzuheben und genauer anzusehen. Ihre Kehle war trocken, und ihr Hass auf das Imperiale Gewirr wurde mit jedem Augenblick, der verstrich, größer.
    »Die Szenerie verändert sich nicht«, hatte Perl bemerkt, »und ist doch niemals dieselbe. Ich bin diesen Pfad schon zuvor entlanggeschritten – genau diesen Pfad. Damals hat es hier noch keine Ruinen gegeben. Auch keine Knochenhaufen oder Löcher im Boden.«
    Und keinen Wind, der die Asche bewegen könnte.
    Aber Knochen und andere größere Objekte hatten eine ganz eigene Art, irgendwann an die Oberfläche zu kommen. So war es zumindest bei Sand – und warum sollte es bei Asche anders sein? Nichtsdestotrotz waren einige der Ruinen gewaltig. Große, gepflasterte Flächen, ohne irgendwelche Flecken, ja, sogar ohne Staub. Mächtige schiefe Türme – wie die verfaulten Stummel gewaltiger Fänge. Eine Brücke, die nichts überspannte und deren Steine so genau aneinander gepasst waren, dass nicht einmal eine Messerspitze dazwischenpasste.
    Perl klopfte sich den Staub von den Handschuhen und trat zu ihr. »Merkwürdig, in der Tat.«
    Lostara hustete und spuckte grauen Schleim aus. »Sucht uns einfach nur ein Tor und bringt uns hier raus«, krächzte sie.
    »Oh, nun, was das angeht, meine Liebe, kann ich Euch sagen, dass die Götter auf uns herablächeln. Ich habe ein Tor gefunden, und es ist sogar besonders vital.«
    Sie starrte ihn finster an. Er wollte, dass sie die unausweichliche Frage stellte, das wusste sie ganz genau, aber sie war nicht in der Stimmung dafür.
    »Leider kenne ich Eure Gedanken«, fuhr Perl nach ein paar Augenblicken mit einem kurzen, schiefen Grinsen fort. Er deutete hinter sich, auf die Grube. »Es ist … da unten, unglücklicherweise. Deshalb müssen wir jetzt eine entsetzliche Entscheidung treffen. Weitergehen und ein Tor suchen, das leichter zugänglich ist – und dabei riskieren, dass Ihr auch noch den Rest Eurer Lunge in den Staub spuckt –, oder einfach den Sprung wagen.«
    »Ihr überlasst die Entscheidung mir?«
    »Warum nicht? Nun, ich warte. Was sollen wir tun?«
    Sie zog sich einmal mehr ihren Schal über Mund und Nase, zog die Riemen ihres Rucksacks fest und marschierte los … auf die Grube zu.
    Perl hielt mit ihr Schritt. »Mut und Dummheit, ach, wie oft erweist es sich als problematisch, das zu unterscheiden.«
    »Außer, wenn man die Sache im Nachhinein betrachtet.« Lostara kickte einen Brustkorb beiseite, der ihre Schritte behindert hatte, und fluchte angesichts der Asche- und Staubwolken, die daraufhin aufstiegen. »Was waren das für verdammte Soldaten? Wisst Ihr es?«
    »Ich mag über eine außerordentliche Beobachtungsgabe verfügen sowie über eine unergründlich tief schürfende Intelligenz, Schätzchen, aber ich kann nichts erkennen, wo es nichts zu sehen gibt. Leichname. Menschliche Leichname, soweit ich sagen kann. Das Einzige, was ich Euch anbieten kann, ist, dass sie diesen Kampf gefochten haben, während sie knietief in der Asche standen … was bedeutet – «
    »Dass das, was diese Sphäre verbrannt hat – was auch immer es war –, zum Zeitpunkt der Schlacht bereits geschehen war«, unterbrach ihn

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