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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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einfaches süßes Lächeln hätte genügt.«
    Sie starrte ihn mit stählernem Blick an.
    Perl seufzte. »Nicht schlecht, Schätzchen. Wir werden daran arbeiten.«
    Während sie über die Kante schwebten, blickte Lostara ein letztes Mal nach oben, doch weniger auf den Drachen, sondern vielmehr zu den Sternen noch weiter oben. »Was fällt Euch angesichts dieses Nachthimmels ein, Perl? Ich kann die Sternbilder nicht erkennen … und diese glühenden Wirbel habe ich auch noch nie zuvor an irgendeinem Nachthimmel gesehen.«
    Er schnaubte. »Das ist ein fremder Himmel – so fremd, wie er nur sein kann. Ein Loch, das in fremdartige Sphären führt, zahllose merkwürdige Welten, die von unvorstellbaren Kreaturen bevölkert sind – «
    »Ihr wisst es eigentlich nicht, stimmt’s?«
    »Natürlich weiß ich es nicht!«, schnappte er.
    »Und warum habt Ihr das dann nicht einfach gesagt?«
    »Weil es natürlich viel mehr Spaß gemacht hat, phantasievolle Mutmaßungen anzustellen. Wie kann ein Mann das Objekt des Interesses einer Frau sein, wenn er andauernd seine Unwissenheit eingesteht?«
    »Ihr wollt, dass ich mich für Euch interessiere? Warum habt Ihr das nicht gleich gesagt? Jetzt werde ich natürlich bei jedem Wort an Euren Lippen hängen. Soll ich Euch außerdem noch bewundernd in die Augen blicken?«
    Er warf ihr einen düsteren Blick zu. »Männer haben wirklich keine Chance, stimmt’s?«
    »So etwas auch nur gedacht zu haben, ist typisch männlicher Dünkel, Perl.«
    Sie sanken sanft durch die Dunkelheit. Die magische Kugel aus Licht folgte ihnen in einiger Entfernung; sie wirkte im schwebenden Staub schwach und verwaschen.
    Lostara blickte nach unten, dann riss sie den Kopf hoch und schloss die Augen, kämpfte gegen ein Schwindelgefühl an. Mit zusammengebissenen Zähnen fragte sie: »Was glaubt Ihr – wie viel tiefer werden wir noch sinken?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ihr hättet eine bessere Antwort geben können!« Als er nicht antwortete, warf sie ihm aus zu Schlitzen zusammengekniffenen Augen einen Blick zu.
    Er wirkte tatsächlich verzagt.
    »Nun?«, fragte sie.
    »Wenn dies hier die Tiefen der Verzweiflung sind, Schätzchen, dann sind wir fast da.«
    Wie sich herausstellte, vergingen einhundert weitere Herzschläge, bis sie den staubbedeckten Fußboden erreichten. Die Lichtkugel kam kurz nach ihnen an und beleuchtete die unmittelbare Umgebung.
    Der Fußboden bestand aus massivem Fels, uneben und mit noch mehr Knochen übersät. Nirgendwo war eine Wand zu sehen.
    Die Magie, die sie langsam hatte herunterschweben lassen, verschwand. Perl machte zwei Schritte und gestikulierte – und es war, als hätte er einen unsichtbaren Vorhang beiseite gezogen, denn vor ihnen erschienen die glimmenden Umrisse eines Tores. Die Klaue gab ein undeutliches Geräusch von sich.
    »Was ist?«, fragte Lostara Yil.
    »Thyr. Oder, um es genauer zu sagen, das Ältere Gewirr, von dem Thyr sich ableitet. Ich kann mich nicht mehr an seinen Namen erinnern. Kurald Irgendwas. Das Gewirr eines Tiste-Volks. Nicht die Edur, nicht die Andii, sondern das andere. Und …«, fügte er mit gesenkter Stimme hinzu, »die letzten … Wesen, die es benutzt haben, haben Spuren hinterlassen.«
    Lostara starrte nach unten auf die Schwelle. Die Spuren waren etwas undeutlich, aber nichtsdestotrotz sichtbar. Drachen. »Es müssen mindestens drei gewesen sein«, sagte sie nach kurzer Überlegung.
    »Eher sechs, vielleicht auch noch mehr. Diese beiden« – er zeigte auf die entsprechenden Spuren – »waren die Letzten, die gegangen sind. Verdammt große Burschen. Nun, das gibt uns Antwort auf die Frage, wer – oder was – dazu in der Lage war, den Otataral-Drachen zu überwältigen. Andere Drachen, natürlich. Dennoch – es kann nicht leicht gewesen sein.«
    »Thyr habt Ihr gesagt. Können wir es benutzen?«
    »Oh, ich gehe davon aus.«
    »Gut. Worauf warten wir dann also?«
    Er zuckte die Schulter. »Folgt mir.«
    Sie ging im Abstand von einem Schritt hinter ihm her und hielt sich möglichst dicht bei ihm.
    Sie schritten durch das Tor.
    Und stolperten in eine Sphäre aus goldenem Feuer.
    Wilde Stürme an allen Horizonten, ein rasender, blendender Himmel.
    Sie standen auf einem verbrannten Fleck aus glitzernden Kristallen; die letzte, gewaltige Hitzewelle, die über die scharfkantigen Steine hinweggefegt war, hatte sie in Myriaden von Farben brüniert. Ähnliche Stellen waren da und dort zu sehen.
    Direkt vor ihnen erhob sich eine Säule in Form

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