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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Tauwetter mitbrachte – den Geruch des Frühlings in einer nördlichen Klimazone.
    Onrack drehte sich zu Trull um. »Jetzt.«
    Der Tiste Edur schlitzte mit der Obsidianklinge den Rand seiner linken Hand auf, starrte ungläubig den Schnitt an – er war glatt, hatte das Fleisch sauber geteilt und war erschreckend tief.
    Einen Augenblick später kam das Blut zum Vorschein, quoll aus der Wunde, rote Wurzeln wuchsen über seinen grauhäutigen Unterarm und verzweigten sich rasch.
    Das Tor schien sich selbst aufzureißen, es umgab die Gruppe innerhalb des Kreises. Sich in wirbelnden Spiralen drehende Tunnel gingen von ihm aus, und jeder schien in die Ewigkeit zu führen. Tosendes Chaos an den Flanken, krankhaft graues Feuer in den Zwischenräumen zwischen den Portalen. Onrack streckte die Hand aus, um den taumelnden Trull Sengar zu packen. Das Blut spritzte aus der linken Hand des Edur, als würde sein gesamter Körper von einer unsichtbaren, aber unerbittlichen Kraft zusammengedrückt.
    Onrack schaute sich um – und sah Monok Ochem allein stehen, den Kopf zurückgeworfen, während die Winde Teilanns das Fell mit den silbernen Spitzen um seinen unbehelmten Kopf peitschten.
    Hinter dem Knochenwerfer konnte er ganz kurz Ibra Gholan, Olar Shayn und Haran Epal sehen, die in einem Tunnel aus Feuer verschwanden.
    Die Gefährten des Seneschalls stürzten zu ihrem Anführer hin, der bewusstlos auf dem Bauch lag.
    Zufrieden damit, dass die anderen beschäftigt waren – und zumindest zeitweise unachtsam – zog Onrack Trull Sengar näher an sich heran, bis ihre Körper sich berührten, und dann schaffte der T’lan Imass es, seinen Gefährten mit einem Arm zu umfassen. »Halte dich an mir fest«, krächzte er. »Trull Sengar, halte dich an mir fest – aber lass die linke Hand frei.«
    Finger krallten sich in Onracks zerfetzten Umhang, begannen mit zunehmendem Gewicht zu ziehen. Der T’lan Imass löste seine einarmige Umarmung und streckte die Hand aus – die sich um Trulls Linke schloss. Das Blut fraß sich wie Säure in Fleisch, das vergessen hatte, was Schmerz war. Onrack hätte angesichts dieser plötzlichen, überwältigenden Qual beinahe den Griff gelöst, doch dann packte er stattdessen noch fester zu und drängte sich nah an den Tiste Edur. »Hör zu! Ich, Onrack, einst von den Logros, aber nun dem Ritual entfremdet, schwöre, in den Dienst von Trull Sengar von den Tiste Edur zu treten. Ich gelobe, dein Leben zu verteidigen. Dieser Schwur kann nicht gelöst werden. Und jetzt, führe uns von hier weg!«
    Die Hände immer noch ineinander verschränkt, für diesen Augenblick durch das langsam fließende Blut zusammengeschweißt, zog Onrack Trull Sengar herum, bis sie sich einem der in Spiralen wirbelnden Tunnel gegenübersahen. Dann stürzten sie sich vorwärts.
    Onrack sah den Knochenwerfer herumwirbeln. Aber die Entfernung war zu groß, und das Ritual hatte bereits begonnen, sich selbst in Stücke zu reißen.
    Monok Ochem verwandelte sich in seine Wechselgänger-Gestalt. Er schien einen Augenblick zu verschwimmen – und dann kam ein gewaltiges, ungeschlachtes Tier mit dröhnenden Schritten hinter ihnen her.
    Onrack versuchte, seinen Griff um Trulls Hand zu lösen und nach seinem Schwert zu greifen, um den Wechselgänger aufzuhalten und sicherzustellen, dass Trull entkommen konnte – doch der Edur hatte sich selbst bereits umgedreht, hatte gesehen und wollte ihn nicht loslassen. Stattdessen zog er. Kräftig. Onrack taumelte rückwärts.
    Knöchel trommelten auf den Boden – der Affe, zu dem Monok Ochem geworden war, war zwar bis zum Skelett abgemagert, aber dennoch gewaltig. Fleckige graue und schwarze Haut, Büschel von schwarzem Fell mit silbernen Spitzen auf den breiten Schultern und im Nacken, ein verwittertes Gesicht mit tief liegenden Augen, ein mit mächtigen Eckzähnen ausgestattetes, weit aufgerissenes Maul – aus dem ein tiefes, heiseres Gebrüll drang.
    Und dann verschwand Monok Ochem einfach. Verschluckt von einer Woge aus Chaos.
    Onrack stolperte über irgendetwas und fiel schwer auf festgebackene Erde. Kies knirschte unter ihm. Neben ihm hockte Trull Sengar auf den Knien.
    Der Sturz hatte dafür gesorgt, dass sie sich losgelassen hatten, und der Tiste Edur starrte auf seine linke Hand hinunter – wo nur eine dünne, weiße Narbe übrig geblieben war.
    Eine einzige Sonne brannte auf sie herunter, und Onrack wusste, dass sie in die Sphäre zurückgekehrt waren, in der er einst geboren worden war.
    Der

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