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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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zuvor gehört, aber nachdem er einen Augenblick nachgedacht hatte, begann alles für ihn einen Sinn zu ergeben. Kurald Emurlahn mochte zwar ein Älteres Gewirr sein, aber es bestand nur noch aus Bruchstücken. Geschwächt, zerrissen von Rashan – einem Gewirr, das tatsächlich durch Otataral verwundbar war. Die Macht des Schwerts der Mandata und jene der Göttin des Wirbelwinds würden sich gegenseitig aufheben.
    Was den Ausgang der Schlacht in die Hände der Armeen legen würde. Und dort würde das Otataral die Zaubereien der Hohemagier zunichte machen. Womit dann wiederum alles bei Korbolo Dom liegen würde. Und Korbolo Dom weiß das, und er hat seine eigenen Pläne. Bei den Göttern, Mädchen, was für ein Durcheinander. »Leider, Erwählte«, murmelte er, »kann ich dir nicht helfen, denn ich weiß nicht, warum das Otataral in meinem Körper versagt. Ich habe allerdings eine Warnung für dich. Die Macht des Jaderiesen lässt sich nicht so ohne weiteres manipulieren. Weder von mir noch von dir. Wenn die Göttin des Wirbelwinds versuchen sollte, Besitz von ihm zu ergreifen, wird sie bei dem Versuch mehr als nur leiden – sie wird wahrscheinlich ausgelöscht werden.«
    »Dann müssen wir Wissen erlangen, ohne ihm dazu die Gelegenheit zu geben.«
    »Und wie im Namen des Vermummten sollen wir das schaffen? Was schlägst du vor?«
    »Ich dachte eigentlich, du könntest mir Antwort auf diese Frage geben, Heboric.«
    »Ich? Dann sind wir verloren. Ich habe keine Kontrolle über diese fremde Macht. Ich verstehe sie ja nicht einmal!«
    »Vielleicht jetzt noch nicht«, erwiderte sie, und das Selbstvertrauen, das aus ihrer Stimme klang, ließ ihn frösteln. »Aber du kommst der Lösung immer näher, Heboric. Jedes Mal, wenn du deinen Hen’bara-Tee genießt.«
    Den Tee? Den Tee aus den Kräutern, die du mir gegeben hast, da –  mit ich meinen Alpträumen entkommen kann ? Du hast dich auf das Wissen der Älteren Sha’ik über die Wüste berufen. Ich dachte, es wäre ein Geschenk aus Mitleid. Ein Geschenk … Er spürte, wie etwas in seinem Innern zerbrach. Eine Festung in der Wüste meines Herzens – ich hätte wissen müssen, dass diese Festung nur aus Sand sein würde.
    Er drehte sich um, empfindungslos angesichts der mannigfaltigen Schichten seiner Blindheit. Taub für die Außenwelt, nahm er nichts von dem mehr wahr, was Sha’ik jetzt noch sagte – genauso wenig wie die brutale Hitze der Sonne, die hoch über ihnen am Himmel stand.
    Er sollte noch bleiben?
    Er fühlte sich nicht einmal mehr in der Lage, zu gehen.
    Ketten. Sie hat für mich ein Haus aus Ketten erbaut …
     
    Felisin die Jüngere trat an den Rand der Grube und blickte hinunter. Die Sonnenstrahlen reichten nicht mehr bis zum Boden und hatten dort unten nichts als Dunkelheit zurückgelassen. Es gab auch keinen Schimmer eines Herdfeuers, was der Beweis dafür war, dass niemand in Leomans Heim eingezogen war.
    Ein kratzendes Geräusch ganz in der Nähe sorgte dafür, dass sie sich umdrehte. Toblakais ehemaliger Sklavenmeister war um ein Mauerfundament herum in ihr Blickfeld gekrochen. Seine sonnenverbrannte, blasenübersäte Haut war mit Staub und Exkrementen beschmiert, und aus den Stümpfen seiner Arme und Beine quoll eine gelblich trübe Flüssigkeit. An den Ellbogen- und Kniegelenken zeigten sich die ersten Anzeichen von Lepra. Rot geränderte Augen richteten sich auf Felisin, und der Mann lächelte sie mit schwarzen Zähnen an. »Oh, Kind. Sieh doch, hier ist dein demütiger Diener. Mathoks Krieger – «
    »Was weißt du davon?«, wollte sie wissen.
    Das Lächeln wurde breiter. »Ich überbringe eine Nachricht. Sieh doch, hier ist dein demütiger Diener. Jedermanns demütiger Diener. Ich habe meinen Namen verloren, hast du das gewusst? Ich habe ihn einst gekannt, doch er ist mir entfallen. Mein Verstand. Aber ich tue, was man mir sagt. Ich überbringe eine Nachricht. Mathoks Krieger. Er kann sich hier nicht mit dir treffen. Er will nicht gesehen werden.
    Verstehst du? Er ist da drüben, auf der anderen Seite des Platzes, in der versunkenen Ruine. Er wartet auf dich.«
    Nun, überlegte sie, die Heimlichkeit war in gewisser Weise sinnvoll. Ihre Absicht, aus dem Lager zu fliehen, erforderte Heimlichkeit – obwohl Heboric Geisterhand wahrscheinlich derjenige war, der am ehesten unter Beobachtung stand. Und er hatte sich vor einigen Tagen in sein Zelt zurückgezogen und sich geweigert, Besuch zu empfangen. Dennoch wusste sie Mathoks Vorsicht zu

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