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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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darauf stieß er auf zerschmetterte Eisbrocken, halb im Boden vergraben, als ob sie vom Himmel gefallen wären; viele von ihnen waren größer als die Wagen, die die Tiefländer benutzten. Die Landschaft selbst war hier deutlich rauer, das sanfte Auf und Ab der Hügel wich tief eingeschnittenen Wasserrinnen und Kanälen mit steilen Böschungen sowie hoch aufragenden Hügelseiten, die streifenförmige Sandsteinschichten unter einer dicken, gefrorenen Decke aus Torf enthüllten. In den Rissen der geborstenen Steine glänzte grünliches Eis.
    Bairoth Gild meldete sich zu Wort. »Wir sind jetzt an der Grenze zu einem neuen Gewirr, Kriegsführer. Ein Gewirr, das der Armee, die hier angekommen ist, feindlich gesinnt war. Und so begann ein Krieg.«
    »Wie weit bin ich gereist, Bairoth Gild? Bezogen auf meine Welt – nähere ich mich Ugarat? Oder Sarpachiya?«
    Das Lachen des Geistes knirschte wie ein Felsen, der über Kies rollte. »Die liegen beide schon hinter dir, Karsa Orlong. Du näherst dich dem Land, das als die Jhag-Odhan bekannt ist.«
    In dieser Traumwelt schien dieser letzte Teil der Reise nicht mehr als einen halben Tag gedauert zu haben.
    Die Hinweise auf das Vorüberziehen der Armee wurden spärlicher, der Boden unter seinen Füßen war hart gefroren und bestand nun größtenteils aus abgerundeten Steinen. Vor ihm lag eine Ebene, die mit großen, flachen Felsplatten aus schwarzem Stein gesprenkelt war.
    Nur wenige Augenblicke später war Karsa bereits mitten zwischen ihnen.
    Unter den Steinen lagen Körper. Niedergedrückt vom Gewicht der Platten.
    »Wirst du sie befreien, Karsa Orlong?«
    »Nein, Delum Thord, das werde ich nicht tun. Ich werde an diesem Ort vorüberziehen und nichts verändern.«
    »Aber das hier sind keine Forkrul Assail. Viele von ihnen sind tot, denn sie hatten nicht mehr die Macht, über die ihre Art früher einmal verfügt hatte. Während andere noch am Leben sind – und auch so bald nicht sterben, sondern weiterleben werden. Hunderte, vielleicht Tausende von Jahren. Karsa Orlong, glaubst du nicht mehr an Barmherzigkeit?«
    »Woran ich glaube, ist ganz allein meine Sache, Delum Thord. Ich werde nicht ungeschehen machen, was ich nicht verstehe, das ist alles.«
    Er marschierte weiter und ließ die schreckliche Ebene bald hinter sich.
    Vor ihm erstreckte sich nun ein Eisfeld, von Spalten durchzogen und mit Teichen voller Schmelzwasser, in denen sich der silbrige Himmel spiegelte. Knochen lagen darauf verstreut, die Knochen von Hunderten, vielleicht auch Tausenden von Wesen. Knochen von einer Art, wie er sie schon zuvor gesehen hatte. Einige waren noch immer von verwitterter Haut und Muskeln umgeben. Splitter von Steinwaffen lagen zwischen ihnen, genau wie Pelzfetzen, mit Geweihen besetzte Helme und zerrissene, verfaulte Lederstücke.
    Die gefallenen Krieger bildeten einen weiten Halbkreis um einen niedrigen, viereckigen Turm. Seine beschädigten Steine waren von Rinnsalen aus Eis umgeben, die Tür stand weit offen, und im Innern war es dunkel.
    Karsa bahnte sich einen Weg über das Eisfeld; unter seinen Mokassins knirschten Eis und Schnee.
    Die Türöffnung des Turms war so hoch, dass der Teblor sich beim Eintreten nicht ducken musste. Das Innere bestand aus einem einzigen Raum. Der Steinfußboden war mit zersplitterten Möbelstücken und den Körperteilen weiterer gefallener Krieger übersät. Eine Wendeltreppe, die ganz aus Eisen gemacht zu sein schien, wand sich mitten im Raum nach oben.
    Nach dem, was er aus den Trümmern schließen konnte, hatten die Möbel eine Größe gehabt, die eher zu einem Teblor als einem Tiefländer gepasst hätte.
    Karsa stieg die mit Eis überkrustete Wendeltreppe hinauf.
    Oben gab es ein einziges Stockwerk, einen Raum mit hoher Decke, dessen vier Wände einst von hölzernen Regalen bedeckt gewesen waren. Zerfetzte Schriftrollen, ehemals gebundene und nun auseinander gerissene Bücher, Phiolen und Tonkrüge mit verschiedenen, beißend riechenden Inhalten knirschten unter seinen Füßen, ein großer Tisch war gespalten und aufrecht gegen eine Wand gelehnt worden, und auf einer freien Fläche auf dem Fußboden …
    Karsa trat vom Treppenabsatz und blickte nach unten.
    »Willkommen in meinem Heim, Thelomen Toblakai.«
    Karsa machte ein finsteres Gesicht. »Ich habe mit einem die Klingen gekreuzt, der dir sehr ähnlich sah. Er hat Icarium geheißen. Er war wie du, aber auch wieder nicht.«
    »Das liegt natürlich daran, dass er – im Gegensatz zu mir – ein

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