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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Knurren wurde nur noch lauter. Und dann wirbelte er herum und schleuderte den Stein zur Seite. Wo er gegen eine Wand prallte und zerbarst.
    Die Flammen erstarben.
    Karsa schüttelte sich und blickte dann erneut nach unten.
    Der Kreis war nun gebrochen. Die Jaghut starrte aus weit aufgerissenen Augen zu ihm hoch und bewegte vorsichtig die Glieder.
    »Noch nie zuvor …«, seufzte sie und schüttelte dann ungläubig den Kopf. »Unwissenheit – zu einer Waffe geschmiedet. Das ist außergewöhnlich, Thelomen Toblakai.«
    Karsa hockte sich neben seinen Packsack. »Hast du Hunger? Durst?«
    Sie setzte sich langsam auf. Die T’lan Imass hatten sie nackt ausgezogen, aber ihr schien die bitterkalte Luft, die nun das Zimmer erfüllte, nichts auszumachen. Obwohl sie jung zu sein schien, vermutete Karsa, dass sie alles andere als das war. Er spürte, wie sie ihn beobachtete, während er etwas zu essen vorbereitete.
    »Du hast mit Icarium die Klinge gekreuzt. Ein so unheilvolles Aufeinandertreffen hat bisher immer und unausweichlich zu einem ganz bestimmten Ende geführt. Da du hier bist, musst du es irgendwie geschafft haben, diesem Schicksal zu entgehen.«
    Karsa zuckte die Schultern. »Wir werden unsere Meinungsverschiedenheiten zweifellos weiter austragen, wenn wir uns das nächste Mal begegnen.«
    »Wie kommt es, dass du hier bist, Karsa Orlong?«
    »Ich suche ein Pferd, Jaghut. Die Reise war lang, und man hat mir erklärt, dass diese Traumwelt sie verkürzen würde.«
    »Oh, die Geisterkrieger, die hinter dir schweben. Dennoch, du gehst ein großes Risiko ein, wenn du im Tellann-Gewirr reist. Ich schulde dir mein Leben, Karsa Orlong.« Sie stand vorsichtig auf. »Wie kann ich es dir vergelten?«
    Er richtete sich auf, um sie anzusehen, und war überrascht – und erfreut –, als er bemerkte, dass sie fast seine Größe hatte. Ihr Haar war lang, dunkelbraun und im Nacken zusammengebunden. Er musterte sie einen Augenblick und sagte dann: »Beschaffe mir ein Pferd.«
    Ihre dünnen Augenbrauen hoben sich ein winziges Stück. »Das ist alles, Karsa Orlong?«
    »Eines vielleicht noch – wie heißt du?«
    »Das ist es, worum du mich bittest?«
    »Nein.«
    »Aramala.«
    Er nickte und drehte sich wieder um, um mit seinen Essensvorbereitungen fortzufahren. »Ich möchte, dass du mir alles sagst, was du über die sieben weißt, die dich als Erste gefunden haben, Aramala.«
    »Also gut. Wenn ich dich im Gegenzug ebenfalls etwas fragen darf. Auf deinem Weg hierher bist du an einem Ort vorbeigekommen, wo Jhags … gefangen waren. Ich werde natürlich die, die noch am Leben sind, befreien.«
    »Natürlich.«
    »Sie sind Halbblüter.«
    »Ja, das hat man mir gesagt.«
    »Fragst du dich denn gar nicht, was die andere Hälfte ist?«
    Er blickte auf, runzelte langsam die Stirn.
    Sie lächelte. »Ich glaube, ich muss dir eine ganze Menge erzählen.«
     
    Einige Zeit später entfernte Karsa sich von dem Turm. Er setzte seinen Weg fort, erneut den Spuren der Armee folgend, die gleich jenseits des gefrorenen Bodens von Omtose Phellack wieder begannen.
    Als er schließlich das Gewirr verließ und in die spätnachmittägliche Hitze seiner Heimatwelt hinaustrat, fand er sich am Rande einer Reihe von übel zugerichteten Hügeln. Er blieb stehen und drehte sich um. Am äußersten Rand des Horizonts konnte er eine Stadt ausmachen – wahrscheinlich Sarpachiya – und das Schimmern eines breiten Flusses.
    Die Hügel ein Stück voraus formten ein Rückgrat, eine landschaftliche Formation, die – so vermutete er – nur auf den regionalen Karten auftauchte. In dem Tiefland gab es keine Bauernhöfe, und auf den aufgewühlten Hängen waren keine Herden zu sehen.
    Die T’lan Imass waren lange vor ihm ebenfalls an dieser Stelle wieder aufgetaucht, doch ihr Weiterziehen zu jenen Hügeln hatte keine Spuren hinterlassen, denn seit damals waren in dieser Welt Jahrzehnte vergangen. Er stand am Rande der Jhag-Odhan.
    Die Abenddämmerung brach herein, als er den Fuß der Hügelkette erreichte und sich daranmachte, den von Wind und Wetter gezeichneten Hang emporzusteigen. Der Fels, der hier zutage trat, sah irgendwie krank aus, als würde er unter irgendeinem unnatürlichen Verfall leiden. Stücke davon fielen unter seinen Füßen in sich zusammen, während er nach oben stieg.
    Der Gipfel war wenig mehr als ein Grat, kaum drei Schritt breit, mit einer Kruste aus vergammeltem Stein und toten Gräsern. Dahinter fiel das Land steil zu einem weiten Tal ab, aus dem

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