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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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und Dörfern, und es gab mehr Straßen, als er je zuvor gesehen hatte, selbst in den Landen der Nathii. Meistens waren es staubige, sich ebenerdig dahinschlängelnde Wege, normalerweise zwischen zwei Bewässerungsgräben gelegen. Die einzigen Ausnahmen bisher bildeten die imperialen Straßen, erhöht und gerade und breit genug, dass zwei Wagen in ausreichendem Abstand aneinander vorbeifahren konnten. Diese malazanischen Straßen hatten im letzten Jahr gelitten – obwohl sie offensichtlich von großem Nutzen waren, hatte man ein paar der Felsbrocken, die das Fundament bildeten, ausgegraben und die im Abstand von einer Länge aufgestellten Markierungssteine herausgerissen. Doch die Gräben neben ihnen waren tief und breit, und Karsa hatte diese Gräben benutzt, um ungesehen zu bleiben, während er immer weiter in Richtung Südwesten wanderte.
    Das Dorf vor ihm hockte an einer Kreuzung malazanischer Straßen, und die niedrigen Dächer wurden im Zentrum von einem gedrungenen, viereckigen Turm deutlich überragt. Seine Kalksteinmauern waren mit schwarzen Flecken übersät; ebensolche schwarze Streifen breiteten sich von Schießscharten und Fenstern aus. Als die Sonne schließlich hinter dem Horizont versank, waren in dem Turm keine Lichter zu sehen.
    Angesichts der strategischen Lage des Dorfs an der Kreuzung zweier Straßen waren vermutlich Rebellen aus einer der Armeen der Apokalypse hier stationiert, doch Karsa hatte kein Interesse, mit ihnen Kontakt aufzunehmen. Seine Reise hatte einen persönlichen Grund – wenn auch nur, weil er beschlossen hatte, dass es so sein sollte. Wie auch immer, es schien, als wäre die Rebellion hier nicht ganz so heftig. Oder der ungezügelte Blutdurst war schon lange abgeebbt. Es hatte keine großräumige Zerstörung von Bauernhöfen und Feldern gegeben, keine Gemetzel auf den Straßen der Dörfer und Städte. Karsa fragte sich, ob es hier – so weit im Westen – auch so viele malazanische Händler und Landbesitzer gegeben hatte, oder ob die Garnisonen alle in die größeren Städte zurückgerufen worden waren – Städte wie Kayhum, Sarpachiya und Ugarat – und die nicht kämpfenden Malazaner sich den Soldaten angeschlossen hatten. Wenn dem so war, hatte es ihnen nicht geholfen.
    Es gefiel ihm nicht, dass er – abgesehen von dem um die Hüfte gegürteten malazanischen Kurzschwert, das er als Messer benutzte – unbewaffnet war. Aber in dieser Region gab es kein geeignetes Holz. Es hieß, in der Jhag-Odhan gäbe es Eisenholzbäume, und bis dahin würde er warten.
    Die Dunkelheit hatte sich inzwischen herabgesenkt. Der Teblor-Krieger nahm seinen Packsack auf und setzte sich entlang des Guldindha-Hains in Bewegung. Eine der imperialen Straßen führte in die Richtung, in die er wollte, wahrscheinlich die Hauptverbindungsstraße, die Lato Revae mit der Heiligen Stadt Ugarat verband. Wenn überhaupt irgendeine der Brücken über den Mersin den Aufstand überlebt hatte, dann würde es diejenige sein, die die Malazaner für diese Straße gebaut hatten.
    Er umging das Dorf an der Nordseite, marschierte durch kniehohe Kornfelder; der Boden unter seinen Füßen war weich von der Bewässerung während der vergangenen Nacht. Karsa vermutete, dass das Wasser aus dem Fluss stammte, der irgendwo vor ihm lag, auch wenn er sich nicht vorstellen konnte, wie der Zustrom reguliert wurde. Die Vorstellung, sein Leben damit zu verbringen, Felder zu bebauen, stieß den Teblor-Krieger zutiefst ab. Der Lohn schien ausschließlich den hochgeborenen Landbesitzern zuzukommen, während die Arbeiter nur so viel erhielten, wie sie zum Überleben brauchten, vorzeitig alterten und von der unaufhörlichen Plackerei zermürbt wurden. Und der Unterschied zwischen hohem und niedrigem Stand wurde erst durch die Landwirtschaft selbst geschaffen – zumindest kam es Karsa so vor. Reichtum maß sich am Ausmaß der Kontrolle über andere Menschen, und diese Kontrolle durfte nie gelockert werden. Eigentlich merkwürdig, dass diese Rebellion überhaupt nichts mit solchen Ungerechtigkeiten zu tun gehabt hatte, dass sie in Wirklichkeit kaum mehr gewesen war als ein interner Kampf unter denen, die das Sagen hatten.
    Doch das meiste Leid hatten die niedrig Geborenen erlitten, das gemeine Volk. Was für eine Rolle spielte die Farbe des Kragens um den Hals, wenn die daran befestigten Ketten die gleichen waren?
    Was ihn betraf, so hielt er es für besser, die Hilflosigkeit zu bekämpfen. Diese blutgetränkte Apokalypse war sinnlos,

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