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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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ein fehlgeleiteter Ausbruch von Wut, der die Welt unverändert zurückließ, wenn er vorüber war.
    Er sprang über einen Graben, durchquerte einen schmalen Streifen wild wuchernder Büsche und fand sich am Rand einer flachen Grube wieder. Zwanzig Schritt bis zur anderen Seite, und mindestens dreißig Schritt breit. Der Abfall der Stadt wurde hier hineingeschüttet, doch er hatte nicht ganz gereicht, die Unmengen von Tiefländerknochen zuzudecken.
    Hier also waren die Malazaner. Gezähmt und gebrochen wie die Erde selbst. Der Reichtum des Fleisches, in die Erde zurückgeworfen. Karsa hegte keinen Zweifel daran, dass diejenigen den Tod der Malazaner am lautesten gefordert hatten, die vom Status her ihre Rivalen gewesen waren.
    » Und so sehen wir uns wieder einmal der Wahrheit über das wahre Wesen der Tiefländer gegenüber, Karsa Orlong.« Bairoth Gilds geisterhafte Stimme hatte einen spürbar bitteren Unterton. »Für jede Tugend, der sie sich verschreiben, strafen tausend selbstsüchtige Untaten ihre Frömmigkeit Lügen. Merk sie dir, Kriegsführer, denn eines Tages werden sie deine Feinde sein.«
    »Ich bin kein Narr, Bairoth Gild. Und ich bin auch nicht blind.«
    Delum Thord meldete sich zu Wort. »Ein beklemmender Ort liegt vor uns, Karsa Orlong. Er ist so alt wie unser eigenes Blut. Die hier leben, machen einen Bogen um ihn herum und haben schon immer einen Bogen um ihn gemacht.«
    »Nicht ganz«, warf Bairoth Gild ein. »Gelegentlich hat die Furcht sie auch angeregt. Der Ort ist beschädigt. Nichtsdestotrotz verweilt die Ältere Macht. Der Pfad lockt – wirst du ihn gehen, Kriegsführer?«
    Karsa schritt um die Grube herum. Er konnte ein Stück voraus etwas sehen – Erdwälle, die die flache umliegende Landschaft durchbrachen. Längliche Hügelgräber. Obwohl sie größtenteils unter Dornbüschen und gelblichen Grasbüscheln verborgen lagen, waren die Steinplatten, aus denen sie bestanden, an einigen Stellen gut zu erkennen. Die Erdhügel bildeten einen unregelmäßigen Ring um einen größeren, runden Hügel, dessen flache Kuppe leicht geneigt war, als hätte sich eine Seite im Laufe der Zeit abgesenkt. Auf der Kuppe erhoben sich fast zwei Dutzend Menhire. Felsen, die von den nahe gelegenen Feldern stammten, waren an dieser einst heiligen Stelle abgelegt worden, waren um die Hügelgräber herum und an den Hängen des mittleren Hügels aufgeschichtet worden. Hinzu kamen noch andere Reste: die verwitterten hölzernen Skelette von Ochsenpflügen, Palmwedel, die einst Dächer bedeckt hatten, haufenweise Tonscherben und die Knochen von Schlachtvieh.
    Karsa schlüpfte zwischen zwei Gräbern hindurch und stieg den Hang des mittleren Hügels hinauf. Der nächste Menhir reichte ihm kaum bis zur Taille. Er war voller schwarzer Symbole, und die Farbe aus Spucke und Holzkohle war noch verhältnismäßig frisch. Der Teblor erkannte ein paar Zeichen, die während der malazanischen Besatzung von den Einheimischen als Geheimsprache verwendet worden waren. »Also ist dies wohl kaum ein Ort der Furcht«, murmelte er. Gut die Hälfte der Steine war entweder zerschmettert oder umgestürzt; an Letzteren konnte Karsa sehen, dass sie tatsächlich größer waren als er – nur waren sie tief in dem künstlichen Hügel verankert gewesen. Die Kuppe selbst war mit Löchern übersät und uneben.
    »Oh, all diese Zeichen zeugen sehr wohl von Furcht, Karsa Orlong, zweifle nicht daran. Diese Entweihung. Wäre dieser Ort ohne Macht, wäre man gleichgültiger mit ihm umgegangen.«
    Karsa grunzte, während er vorsichtig über den tückischen Boden zum Zentrum des Steinkreises ging. Vier kleinere Felsplatten waren dort schräg gegeneinander gestellt worden, das drahtige Gras endete auf allen Seiten einen Schritt davor, so dass nur nackte, mit Holzkohlestückchen durchsetzte Erde übrig blieb.
    Und Knochenstücken, wie Karsa bemerkte, als er sich hinhockte. Er hob eines davon auf und musterte es im Sternenlicht. Es war der äußere Rand einer Augenhöhle und stammte von einem Schädel, dessen Größe einem Tiefländer entsprach, doch wirkte er kräftiger, dicker. Dick … wie die meiner Götter … »Bairoth Gild. Delum Thord. Kann einer von euch hier die Präsenz eines Geistes oder Gottes wahrnehmen?«
    »Nein«, erwiderte Delum Thord.
    »Hier wurde ein Schamane begraben, Kriegsführer.« Das war Bairoth Gild. »Sein Kopf wurde vom Rumpf getrennt und am Scheitelpunkt der Hauptsteine befestigt. Wer auch immer den Schädel zerschmettert hat,

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