SdG 07 - Das Haus der Ketten
verloren, T’lan Imass. Deine Art ist nicht die einzige, die die Wahrheiten des Steins kennt. Dieses Schwert zu machen ist meine Aufgabe, meine ganz allein. Und jetzt genug der Worte.«
»Dieser Name, den du uns eben gegeben hast«, krächzte Urugal. »Woher kennst du ihn?«
Karsa drehte sich um, das Gesicht zu einem höhnischen Grinsen verzogen. »Närrischer Teblor. Das habt ihr zumindest gedacht. So hättet ihr es gern. Der gefallene Thelomen Toblakai, aber wer gefallen ist, kann sich auch wieder erheben, Urugal. So wart ihr also einst T’lan Imass. Aber jetzt seid ihr die Ungebundenen.« Das Grinsen wurde zu einem Zähnefletschen. »Von der Wanderung zur Feste, von der Feste zum Haus.«
Der Krieger kletterte an dem Sparren aus Feuerstein hoch. Oben an der Spitze angekommen, zog er sein malazanisches Kurzschwert. Einen Augenblick lang musterte er die Oberfläche des Steins, dann beugte er sich vor und betrachtete die Ader aus reinem Feuerstein, die sich fast senkrecht bis hinunter zum Boden der Höhle zog. Karsa drehte das Schwert und begann an der Spitze der Säule herumzukratzen, vielleicht eine Hand breit von der scharfen Kante entfernt. Er konnte die Spuren alter Hiebe sehen – die T’lan Imass hatten es entgegen Halads Behauptung versucht, waren aber gescheitert.
Karsa raute weiter die Oberfläche an der Stelle auf, wo er zuschlagen würde. In Gedanken sprach er. Bairoth Gild. Delum Thord. Hört mir zu, während mich sonst niemand hören kann. Eines Tages werde ich meine Ketten zerbrechen und die Seelen freilassen, die mich jetzt verfolgen. Ihr wollt nicht unter ihnen sein, das habt ihr zumindest gesagt. Aber ich will nicht, dass der Vermummte euch umarmt. Ich habe über eure Wünsche nachgedacht, was das betrifft. Und ich habe noch eine andere Möglichkeit gefunden …
»Delum Thord und ich haben begriffen, was du vorhast, Kriegsführer. Deine Genialität erstaunt mich immer wieder aufs Neue, Karsa Orlong. Nur mit unserem Einverständnis wirst du Erfolg haben. Und so richtest du ein paar Worte an uns, und siehe da – schon werden wir auf einen bestimmten Weg gedrängt. Also entweder die Umarmung des Vermummten … oder das, was du zu erreichen suchst.«
Karsa schüttelte den Kopf. Nicht nur ich, Bairoth Gild. Auch ihr. Wollt ihr es leugnen?
»Nein, Kriegsführer, das tun wir nicht. Und somit nehmen wir an, was du uns bietest.«
Karsa wusste, dass nur er die Geister seiner Freunde in diesem Moment sehen konnte, da sie sich aufzulösen schienen, zu reiner Willenskraft wurden, die dann hinunter in den Feuerstein floss. Die hinunterfloss, um Gestalt anzunehmen, eine Form des Zusammenhalts zu finden …
Und die nun wartete … Er wischte Staub und kleine Gesteinssplitter von der aufgerauten Oberfläche, schloss dann beide Hände um den kurzen Griff des Kurzschwerts. Er reckte die Waffe hoch in die Luft, heftete den Blick ganz fest auf eine bestimmte, beschädigte Stelle, und schlug dann mit dem Knauf zu.
Es gab ein merkwürdig schnappendes Geräusch -
Dann machte Karsa einen Satz nach vorn; das Kurzschwert flog zur Seite, während er durch die Luft wirbelte und zu Boden stürzte. Er ging in die Knie, um den Aufprall abzufangen, noch während er die Arme ausstreckte, um den herabstürzenden Speer aus Feuerstein aufzufangen.
Einen Speer, beinahe so groß wie der Teblor selbst.
Er fiel von der Säule, eine flache Scherbe, und landete in Karsas Händen. In seinen Handflächen wurde es plötzlich warm, und einen Augenblick später rann ihm schon das Blut die Unterarme hinunter. Karsa zog sich schnell zurück und ließ die Klinge zu Boden sinken. Als er seine Hände wegzog, sah er, dass sie bis auf den Knochen aufgeschlitzt waren. Das war wirklich klug von dir, Bairoth, zur Besiegelung unserer Abmachung mein Blut zu trinken.
»Du … übertriffst uns«, flüsterte Halad.
Karsa ging zu seinem Packsack und holte ein Bündel mit Verbandsmaterial und Nähzeug heraus. Es würde natürlich keine Entzündung geben, und die Wunde würde rasch heilen. Dennoch würde er die tiefen Schnittwunden schließen müssen, ehe er hoffen konnte, an den Schneiden der großen Klinge zu arbeiten und irgendeine Art von Griff herauszuhacken.
»Wir werden die Waffe mit einem Schutzzauber belegen«, verkündete Urugal hinter ihm. »Damit sie nicht zerbrochen werden kann.«
Karsa nickte.
»Wir werden aus dir den Achten Gott der Teblor machen.«
»Nein«, sagte er, während er sich um seine linke Hand kümmerte. »Ich bin
Weitere Kostenlose Bücher