SdG 07 - Das Haus der Ketten
Küche sauber machen!«
»Ist das eigentlich alles, was Ihr tut, Mogora? Hinter Iskaral Pustls Schatten herjagen?«
»Alles!« Das Wort war ein schriller Aufschrei. Sie stürmte auf ihn los, den Schrubber wie eine Waffe vorgestreckt. »Bin ich etwa die Einzige, die die Küche benutzt? Nein!«
Kalam trat einen Schritt zurück und wischte sich Spucke aus dem Gesicht, aber die Dal Honesin setzte nach.
»Und Ihr !Glaubt Ihr etwa, Eure Mahlzeiten kommen von ganz allein? Glaubt Ihr, die Schattengötter würden sie einfach so aus Luft zaubern? Habe ich Euch eingeladen? Seid Ihr mein Gast? Bin ich Eure Dienstmagd?«
»Die Götter mögen mich behüten – «
»Seid still! Jetzt rede ich, nicht Ihr!« Sie schob Kalam den Eimer zu und drückte ihm den Schrubber in die Hand, entdeckte dann das Bhok’aral-Junge, das zusammengerollt auf der Schlafstatt lag. Sofort ging sie in eine raubtierhafte Hocke und schob sich näher, die Finger zu Klauen gekrümmt. »Da bist du also«, murmelte sie. »Lässt überall deine Haut rumliegen, was? Aber das hat jetzt ein Ende!«
Kalam vertrat ihr den Weg. »Das reicht, Mogora. Verlasst sofort dieses Zimmer.«
»Nicht ohne mein Schoßtier.«
»Euer Schoßtier? Ihr wollt ihm den Hals umdrehen, Mogora!«
»Na und?«
Er stellte Schrubber und Eimer ab. Ich kann das alles nicht glauben. Ich verteidige ein Bhok’aral-Junges, das an Krätze leidet … gegen eine Vielwandler-Hexe.
Im Türrahmen war eine Bewegung. Kalam deutete darauf. »Dreht Euch um, Mogora. Tut diesem Jungen etwas zuleide, und Ihr werdet Euch mit denen da auseinander setzen müssen.«
Sie wirbelte herum, stieß ein Zischen aus. »Abschaum! Iskarals Brut … immer am Spionieren! So versteckt er sich also – er benutzt sie!«
Mit lautem Geheul stürmte sie durch die Tür. Die vielen dort versammelten Bhok’arala kreischten zur Antwort auf und stoben auseinander. Kalam sah allerdings eine der Kreaturen zwischen Mogoras Beinen hindurchschießen und auf die Schlafstatt hüpfen. Sie nahm das Junge unter einen Arm und huschte dann wieder auf den Korridor hinaus.
Mogoras Geheul wurde leiser, als sie die Verfolgung fortsetzte.
»Haha.«
Kalam drehte sich um.
Iskaral Pustl tauchte aus dem Schatten in der hintersten Ecke des Zimmers auf. Er war staubbedeckt und trug einen Sack über einer knochigen Schulter.
Der Assassine starrte ihn finster an. »Ich habe jetzt genug Zeit in diesem Irrenhaus verbracht, Priester.«
»Das hast du in der Tat.« Pustl legte den Kopf schief und zerrte an einem der Haarbüschel, die noch auf seinem ansonsten kahlen Schädel verblieben waren. »Ich bin fertig, und er kann gehen, ja? Ich sollte freundlich sein, offen, sollte Goldstaub verstreuen, um seinen Weg hinaus in die wartende Welt zu kennzeichnen. Er wird keinen Verdacht schöpfen. Er wird glauben, dass er aus freien Stücken geht. Genau so, wie es sein sollte.« Iskaral Pustl lächelte plötzlich, streckte Kalam dann den Sack entgegen. »Hier sind ein paar Diamanten für dich. Gib sie hier und da aus, gib sie überall aus! Aber vergiss nicht: Du musst den Wirbelwind durchbrechen – um ins Herz der Raraku zu gelangen, ja?«
»Das habe ich vor«, knurrte Kalam, nahm den Sack und stopfte ihn in seinen eigenen Packsack. »So machen wir nicht weiter, Priester; wir werden nicht mehr aneinander vorbeireden, obwohl mir bei deinem verdrehten Verstand allmählich klar wird, dass es dir lieber wäre, wenn wir es weiterhin tun würden. Aber … den Wirbelwind durchbrechen … ohne entdeckt zu werden. Wie soll ich das schaffen?«
»Mit der Hilfe von Schattenthrons auserwähltem Sterblichen. Iskaral Pustl, Hohepriester und Herr über Rashan und Meanas und Thyr! Der Wirbelwind ist eine Göttin, und ihre Augen können nicht überall sein. Und jetzt, rasch, pack deine Siebensachen zusammen. Wir müssen gehen! Sie kommt zurück, und ich habe schon wieder Durcheinander in der Küche angerichtet. Beeil dich!«
Sie tauchten bei Tageslicht unter einem großen Felsvorsprung aus dem Gewirr des Schattens auf, weniger als hundert Schritt von der wütenden Mauer des Wirbelwinds entfernt. Kalam machte drei Schritte darauf zu, packte dann den Priester am Arm und drehte ihn herum.
»Was ist das für ein Gesang? Wo im Namen des Vermummten kommt dieser Gesang her, Iskaral? Ich habe es schon im Kloster gehört und dachte, es wäre Mogora – «
»Mogora kann nicht singen, du Narr! Ich höre nichts – nichts als den stürmischen Wind und das Rascheln des Sands!
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