SdG 07 - Das Haus der Ketten
donnerndes Wummm ließ beide Männer durch die Luft fliegen. Sand, Schlamm und Wasser regneten auf sie herab, gefolgt von einem Hagel aus Trümmern.
Eine ganze Zeit lang lagen sie – die Hände über dem Kopf – reglos da, während das einzige Geräusch, das an ihr Ohr drang, das Rauschen war, mit dem das Wasser über die frei geräumte Furt strömte. Dann schaute Saiten zu Krake hinüber, der seinerseits ihn anblickte.
Vielleicht hätten es auch zwei Knaller getan.
Sie nickten einander zu und rappelten sich auf.
Die Furt war tatsächlich frei. Flussabwärts wimmelte es von Treibgut, das nun auf dem Weg hinunter zur Dojal-Hading-See war.
Saiten wischte sich den Schlamm aus dem Gesicht. »Glaubst du, dass wir irgendwelche Löcher gemacht haben, Krake?«
»Keins, in dem jemand ertrinken könnte, das würd ich wetten. Gut, dass du nicht abgehauen bist«, fügte Krake murmelnd hinzu, während die ersten Reiter den Abhang hinter ihnen herunterkamen.
Saiten warf seinem Kameraden einen hitzigen Blick zu. »Was hörst du eigentlich nicht?«
»Das ist eine Frage, die ich unmöglich beantworten kann, was Fied?«
Der erste Reiter hatte sie erreicht – der Sappeur. Vielleicht vom Sechsten Trupp. »Flach und sauber«, sagte er. »Aber ihr seid zu spät abgehauen. Was bringt es, eine große Explosion hinzukriegen, wenn man anschließend mit dem Gesicht im Dreck liegt, sobald alles hochgeht?«
»Sonst noch irgendwelche klugen Kommentare, Vielleicht?«, knurrte Krake, während er seine Kleider ausklopfte – ein Unterfangen, das ganz eindeutig nicht die geringste Aussicht auf Erfolg hatte. »Falls nicht, könntest du freundlicherweise mal durchreiten und nachsehen, ob es Löcher gibt.«
»Aber langsam«, fügte Saiten hinzu. »Lass dein Pferd das Tempo bestimmen.«
Vielleicht zog die Brauen hoch. »Tatsächlich?« Dann drängte er sein Pferd vorwärts.
Saiten starrte hinter dem Soldaten her. »Ich hasse ironische Scheißkerle wie ihn.«
»Wenn er zulässt, dass sich das Pferd die Beine bricht, werden ihm die Wickaner bei lebendigem Leib die Haut abziehen.«
»Das klingt, als wäre hier eine Fehde im Entstehen.«
Krake unterbrach seine fruchtlosen Bemühungen, sich zu säubern, und runzelte die Stirn. »Was?«
»Ist nicht wichtig.«
Ranal und Keneb kamen herangeritten. »Gut gemacht«, sagte der Hauptmann. »Glaube ich.«
»Es sollte reichen«, erwiderte Saiten. »Zumindest solange niemand anfängt, uns mit Pfeilen zu beschießen.«
»Dafür wurde gesorgt, Sergeant. Nun, unserem Trupp gebührt die Ehre, als Erste hinüberzugehen.«
»Jawohl, Hauptmann.«
Es hätte Saiten Freude bereiten sollen, eine Aufgabe gut gelöst zu haben, doch er fühlte nichts – abgesehen von dem anfänglichen Hochgefühl gleich nach der Detonation. Noch immer erklang das unvollständige Lied leise in seinem Geist, eine Totenklage, die jeden seiner Gedanken begleitete.
»Der Weg vor uns scheint frei zu sein«, murmelte Krake.
Stimmt. Das bedeutet aber nicht, dass er mir gefallen muss.
Nördlich des Vathar stieg das Land steil an, direkt neben dem Weg nach Westen ragte eine baumlose, steile Kuppe in die Höhe. Während die Armee immer noch damit beschäftigt war, die Furt zu durchqueren, kletterten die Mandata und Gamet einen Ziegenpfad hoch, der sie auf den Gipfel des Bergs bringen würde. Die Sonne stand tief über dem Horizont – es war bereits der zweite volle Tag, den sie an der Furt verbrachten –, und der Fluss wirkte in den fahlen Lichtstreifen zu ihrer Linken wie geschmolzenes Blei, obwohl diese Seite des Felsvorsprungs im tiefen Schatten lag.
Der Schlamm, der Gamets lederne Beinlinge bedeckte, trocknete zu einer harten, von Rissen durchzogenen Kruste, die staubte, während er hinter Tavore herkletterte. Er atmete schwer, sein Unterzeug war schweißnass.
Sie erreichten den Gipfel und traten wieder ins Sonnenlicht. Ein frischer, heißer Wind fegte über den kahlen, flachen Felsen. Ein Kreis aus Steinen auf einem etwas tiefer gelegenen Absatz auf der windabgewandten Seite kennzeichnete die Stelle, an der einst ein Koch- oder Wachfeuer gewesen war, möglicherweise zur Zeit der Kette der Hunde.
Die Mandata wischte sich den Staub von den Handschuhen und schritt dann zur nördlichen Kante. Nach einem kurzen Augenblick folgte Gamet ihr.
Im Nordosten war die Stadt Ubaryd zu sehen, graubraun und in Rauch gehüllt. Dahinter glitzerte die Dojal-Hading-See. Im Hafen der Stadt wimmelte es von Schiffen.
»Admiral Nok«,
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