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SdG 08 - Kinder des Schattens

SdG 08 - Kinder des Schattens

Titel: SdG 08 - Kinder des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Ericson
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öffnen, und schritt dann ins Innere. Seren und Hull folgten ihm einen Augenblick später.
    Die lange Halle war praktisch leer. Der Esstisch war eine weitaus kleinere Version von demjenigen, der normalerweise der Zentralachse des Raums folgend hier stand, wie man an den Abdrücken in dem riesigen Teppich auf dem Holzfußboden erkennen konnte – und der, wie Seren sah, zu ihrer Rechten dicht an die mit Teppichen behängte Wand geschoben worden war.
    Der bescheidene Esstisch war fast am anderen Ende des Zimmers quer aufgestellt worden; drei hochlehnige Stühle erwarteten die Letherii auf dieser Seite. Ihnen gegenüber saß der Hexenkönig, der bereits begonnen hatte zu essen. Fünf Edur-Krieger standen reglos hinter Hannan Mosag im Schatten.
    Das müssen die K’risnan sein. Zauberer … Sie sehen so jung aus …
    Der Hexenkönig wartete, bis sie sich ihrer Umhänge entledigt hatten, dann winkte er sie vorwärts und sagte in leidlich gutem Letherii: »Setzt Euch doch bitte zu mir. Ich mag kein kaltes Essen, deshalb bin ich – wie Ihr seht – schon heftig dabei, mir den Bauch zu füllen.«
    Buruk der Bleiche verbeugte sich aus der Hüfte heraus. »Ich hätte nicht gedacht, dass wir zu spät sind, Höherer …«
    »Das seid Ihr auch nicht, aber ich lege nicht sonderlich viel Wert auf Förmlichkeit. Tatsächlich finde ich reine Höflichkeit oft höchst lästig. Vergebt also diesem König seine Ungeduld, wenn Ihr könnt.«
    »Hunger kümmert sich wenig um die Anforderungen der Schicklichkeit, Höherer«, sagte Buruk, während er sich dem Tisch näherte.
    »Ich habe darauf vertraut, dass ein Letherii das verstehen würde. Und jetzt«, er stand unvermittelt auf, was die drei Letherii dazu brachte, auf der Stelle stehen zu bleiben, »erkläre ich Buruk den Bleichen, Freisprecherin Seren Pedac und den Wächter Hull Beddict zu meinen Gästen. Setzt Euch doch bitte. Ich verschlinge nur, was meine Köche für mich vorbereitet haben.«
    Er hatte eine Stimme, der man zuhören konnte, während Stunden unbemerkt verstrichen und alle Unannehmlichkeiten vergessen waren. Hannan Mosag war, wie Seren klar wurde, ein sehr gefährlicher König.
    Buruk der Bleiche setzte sich auf den mittleren Stuhl; Seren nahm sich den zur Linken des Kaufmanns, Hull den zur Rechten. Als sie sich auf den Schwarzholz-Stühlen niederließen, setzte sich auch der Hexenkönig wieder und griff nach einem Kelch. »Wein aus Trate«, sagte er. »Zu Ehren meiner Gäste.«
    »Durch friedlichen Handel erlangt, wie ich hoffe«, sagte Buruk.
    »Ich fürchte, dem ist leider nicht so«, erwiderte Hannan Mosag; er hob den Kopf, blickte dem Händler beinahe scheu in die Augen und schaute dann wieder weg. »Aber ich bin mir sicher, dass wir hier am Tisch alle nicht besonders zimperlich sind.«
    Buruk griff nach seinem Kelch und trank einen Schluck. Er schien nachzudenken und seufzte dann. »Seine Herkunft hat ihn nur ein wenig sauer werden lassen, Höherer.«
    Der Hexenkönig runzelte die Stirn. »Ich hatte angenommen, er müsste so schmecken.«
    »Das ist nicht weiter verwunderlich, Höherer, wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat.«
    »Die Behaglichkeit, die mit der Vertrautheit einhergeht, erweist sich einmal mehr als mächtiger Gebieter, Buruk der Bleiche.«
    »Die Letherii lässt Vertrautheit leider häufig ruhelos werden, und daher betrachten sie sie oft als etwas, daß die Qualität verringert.«
    »Diese Bemerkung ist mir zu kompliziert, Buruk«, sagte Hannan Mosag. »Wir haben noch nicht genug getrunken, um mit Worten zu tanzen – außer natürlich, Ihr habt Euren Durst bereits in Eurer Unterkunft gelöscht. In diesem Fall würde ich mich als benachteiligt betrachten.«
    Buruk griff nach einer Scheibe Räucherfisch. »Ich fürchte, ich bin schrecklich nüchtern. Wenn es eine Benachteiligung gibt, dann sind wir es, die darunter leiden.«
    »Wie das?«
    »Nun, Höherer, Ihr ehrt uns mit blutbesudeltem Wein, eine Geste, die uns ziemlich aus dem Gleichgewicht bringen kann. Außerdem haben wir Nachricht vom Abschlachten unserer Robbenjäger erhalten. Das Blut steht hoch genug, um uns zu ertränken.«
    Es schien, als wäre Buruk der Bleiche nicht an verschleierndem Geplänkel interessiert. Eine eigenartige Taktik, dachte Seren und, wie sie annahm, eine, die König Ezgara Diskanar unter den gegebenen Umständen wahrscheinlich nicht gutheißen würde.
    »Ich bin mir sicher, die wenigen überlebenden Verwandten der erschlagenen Stoßzähnigen Robben würden Euch

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