Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 08 - Kinder des Schattens

SdG 08 - Kinder des Schattens

Titel: SdG 08 - Kinder des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Ericson
Vom Netzwerk:
stand in seinen Regenumhang gewickelt am Feuer der Nerek. Hull Beddict stand dicht bei ihm, etwas hinter dem Kaufmann, mit hochgeschlagener Kapuze und in sich gekehrt.
    Seren trat an Buruks Seite, musterte die sich mühenden Flammen, von denen Rauch aufstieg, der schmierig, ausgedehnt und reglos über ihnen hing. Die Kühle der Nacht war in die Knochen der Freisprecherin gekrochen, und als Reaktion darauf hatten sich ihre Nackenmuskeln verspannt. Hinter ihren Augen begannen sich Kopfschmerzen zusammenzubrauen.
    »Seren Pedac«, sagte Buruk seufzend. »Ich bin unpässlich.«
    Sie hatte es bereits an seiner schwachen, zittrigen Stimme gehört. »Ihr seid lange und weit gelaufen.«
    »Nur um jetzt hier vor diesem kränklichen Feuer auszuharren. Ich bin nicht so dumm, als dass ich nicht über meine Taten Bescheid wüsste.«
    Hinter ihnen stieß Hull ein Grunzen aus. »Geht es dabei um Taten, die Ihr bereits begangen habt, Buruk der Bleiche, oder um welche, die noch in der Zukunft liegen?«
    »Diese Unterscheidung ist nicht von Bedeutung«, erwiderte der Kaufmann. »Heute Abend«, sagte er und streckte sich, »werden wir von Hannan Mosag zu Gästen erklärt werden. Seid Ihr beide bereit?«
    »Diese Formalität«, sagte Seren, »ist das Letzte, auf das es bei unserem Treffen ankommt, Buruk. Der Hexenkönig hat vor, seine Position unzweideutig klar zu machen. Wir werden eine Warnung zu hören bekommen, und man erwartet von uns, dass wir diese Warnung der Delegation übermitteln, wenn sie eintrifft.«
    »Auch Absichten sind ohne jeden Belang, Freisprecherin. Ich hege keinerlei Erwartungen, wohingegen einer von uns dreien von diesen Erwartungen regelrecht verzehrt wird. Wiederholungen von Feststellungen, unheilvolle Ankündigungen – all das wird es bei diesem gefährlichen Besuch geben.« Buruk drehte den Kopf, um Hull Beddict anzublicken. »Ihr denkt immer noch wie ein Kind, nicht wahr? Tonfiguren, die bis zu ihren Knöcheln im Sand versunken sind, eine hier, die andere da, und die einfach nur so herumstehen. Die eine sagt dies, die andere sagt das, und dann greift man nach unten und baut sie entsprechend anders auf. Szenen, Panoramen, starr vor Gewissheit. Armer Hull Beddict, der schon vor so langer Zeit ein Messer ins Herz gestoßen bekam, dass er täglich daran zerren muss, um sich zu vergewissern, dass es immer noch da ist.«
    »Wenn Ihr mich als Kind betrachtet«, sagte der große Mann grollend, »dann ist das Euer Fehler, nicht meiner, Buruk.«
    »Eine gut gemeinte Warnung«, erwiderte der Kaufmann, »Ihr seid hier nicht unter Kindern.«
    Und dann bedeutete Buruk ihnen, ihm zu folgen, und machte sich auf den Weg zur Zitadelle.
    Seren, die sich an Hulls Seite gesellte – der Kaufmann war ein halbes Dutzend Schritte voraus und in der Dunkelheit kaum noch zu sehen –, fragte: »Bist du diesem Hannan Mosag schon einmal begegnet?«
    »Ich war hier schon früher zu Gast, Seren.«
    »Beim Hexenkönig?«
    »Nein, im Haushalt der Sengars. Sie stehen dem königlichen Blut sehr nahe; Forcht, der älteste Sohn, ist Hannan Mosags Kriegsmarschall – das ist jetzt nicht sein richtiger Titel, aber er passt ganz gut, um sich ein Bild machen zu können.«
    Seren dachte einen Augenblick darüber nach, runzelte dann die Stirn und sagte: »Dann gehst du also davon aus, dass heute Abend Freunde anwesend sein werden.«
    »Das hatte ich angenommen, aber so wird es nicht sein. Keiner der Sengars außer Tomad, dem Patriarchen, und seiner Frau ist im Dorf. Die Söhne sind fort.«
    »Fort? Wohin?«
    Hull schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Es ist … merkwürdig. Ich nehme aber an, Forcht und seine Brüder werden rechtzeitig zu den Vertragsverhandlungen wieder zurück sein.«
    »Weiß der Hexenkönig von den Blutsbanden, die zwischen dir und Binadas Sengar bestehen?«
    »Natürlich.«
    Buruk der Bleiche hatte die Brücke erreicht, die zum inneren Bezirk führte. Der Dunst hatte sich zu Nebel verdichtet, der die Welt verbarg, die die drei Letherii umgab. Niemand war zu sehen, und außer dem Knirschen ihrer Schritte auf dem kiesigen Pfad war kein Geräusch zu hören. Vor ihnen schälten sich die mächtigen Umrisse der Zitadelle aus dem Nebel.
    Der breite, gewölbte Eingang wurde von Feuerschein gespenstisch erhellt.
    »Er hat keine Wachen«, murmelte Seren.
    »Keine, die man sehen könnte«, erwiderte Hull Beddict.
    Buruk stieg die beiden flachen Stufen zu dem Absatz hinauf, blieb kurz stehen, um die Schließe seines Umhangs zu

Weitere Kostenlose Bücher