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SdG 08 - Kinder des Schattens

SdG 08 - Kinder des Schattens

Titel: SdG 08 - Kinder des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Ericson
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war potenziell ein unergründlicher Quell empfindlicher Gefühle, sehnte sich möglicherweise danach, ihn zu fassen zu bekommen und ihn zu umgarnen. Nach außen hin gab es natürlich Regeln. Schließlich war er ein Galan. Die Königin hatte bereits einen Ehemann. Der Kanzler war an alte Gesetze gebunden, die ihm eine offizielle Beziehung mit einem Mann oder einer Frau verwehrten. Turudal Brizad verfügte im Grunde genommen über keinerlei Rechte; die Kinder, die er vielleicht zeugte, wären namenlos und besäßen keinerlei politischen Einfluss – ja, es wurde von der Königin verlangt, dafür zu sorgen, dass solche Schwangerschaften gar nicht erst auftraten, und bis jetzt hatte sie sich an dieses Gebot gehalten.
    Doch es ging das Gerücht, dass Janall Brizad ihr Herz geschenkt hatte. Und dass Triban Gnol möglicherweise das Gleiche getan hatte – was zur Folge haben konnte, dass das alte Bündnis zwischen Königin und Kanzler zerbrach. Sollte dem tatsächlich so sein, dann war Turudal Brizad zum unglücklichen Angelpunkt geworden. Kein Wunder, dass der Mann unter Stress litt.
    Doch wo lagen die persönlichen Ziele des Galans? Hatte auch er sein Herz verschenkt – und wenn ja, an wen?
    Brys betrat sein Zimmer. Er legte Schwertgurt und Rüstung ab und zog dann seine schweißnasse Unterkleidung aus. Anschließend rieb er sich mit parfümiertem Öl ein, das er danach mit einem hölzernen Spatel wieder abschabte. Danach kleidet er sich wieder an und entschied sich dabei für seine offizielle Rüstung. Er tauschte das schwerere Übungsschwert gegen sein normales Langschwert aus und schob es in die Scheide an seiner Hüfte. Ein letzter Augenblick, in dem er die Habseligkeiten seiner bescheidenen Behausung musterte, wobei er das Paar Messer bemerkte, das sich nicht an der richtigen Stelle auf dem Regal über dem Bett befand. Ein Hinweis darauf, dass einmal mehr ein Spion sein Zimmer durchsucht hatte. Keiner jedoch, der so sorglos gewesen wäre, die Messer an der falschen Stelle zurückzulassen – das hatte derjenige getan, der dem Spion nachspioniert hatte, um Brys wissen zu lassen, dass wieder einmal nach wer weiß was gesucht worden war – was in letzter Zeit einmal in der Woche der Fall war.
    Er rückte die Messer zurück an die richtige Stelle und verließ den Raum.
     
    »Herein.«
    Brys trat ein und blieb dann stehen, um seinen Blick durch das überfüllte, voll gestopfte Zimmer schweifen zu lassen.
    »Hier drüben, Kämpe des Königs.«
    Er folgte dem Klang der Stimme und erhaschte schließlich einen Blick auf den Ceda, der in einem Harnisch aus an der Decke befestigten Lederriemen schwebte – mit dem Kopf nach unten und ungefähr mannshoch über dem Fußboden. Kuru Qan trug einen merkwürdigen Metallhelm mit einer Vielzahl von Linsen, die an einem mit Schlitzen versehenen Gestell vor seinen Augen befestigt waren. Auf dem Fußboden lag eine altertümliche, vergilbte Karte.
    »Ich habe nicht viel Zeit, Ceda«, sagte Brys. »Der Kanzler hat mich gebeten, in Kürze bei ihm zu erscheinen. Was tut Ihr da?«
    »Ist es wichtig, mein Junge?«
    »Dass ich es erfahre? Wohl kaum. Ich war einfach nur neugierig.«
    »Nein. Die Aufforderung des Kanzlers.«
    »Ich bin mir nicht sicher. Anscheinend betrachtet man mich zunehmend als eine Art zentrale Figur in einem Spiel, das ich nicht kenne. Schließlich fragt mich der König in Staatsangelegenheiten nur selten um Rat, wofür ich ihm immerwährend dankbar bin, da ich keinen Wert darauf lege, mich in solche Überlegungen hineinziehen zu lassen. Deshalb habe ich keine Möglichkeit, die Meinung unseres Königs zu beeinflussen, und das will ich auch gar nicht.«
    »Mit diesem Hilfsmittel«, sagte Kuru Qan, »beweise ich, dass die Welt rund ist.«
    »Tatsächlich? Haben das nicht schon die frühen Kolonisten aus dem Ersten Imperium auf einleuchtende Weise bewiesen? Schließlich haben sie die Welt umsegelt.«
    »Oh, aber das war mehr ein physikalischer Beweis als ein theoretischer. Ich wollte dieselbe Tatsache mittels Hypothese und Theorie bestimmen.«
    »Um die Wahrhaftigkeit dieser Methoden zu überprüfen?«
    »Oh nein. Besagte Wahrhaftigkeit ist bereits gegeben. Nein, mein Junge, ich versuche die Wahrhaftigkeit des physikalischen Beweises zu bestätigen. Wer kann letztlich dem trauen, was das Auge wahrnimmt? Wenn allerdings der mathematische Beweis solche praktischen Beobachtungen unterstützt, führt uns das irgendwie weiter.«
    Brys blickte sich um. »Wo sind Eure

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