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SdG 08 - Kinder des Schattens

SdG 08 - Kinder des Schattens

Titel: SdG 08 - Kinder des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Ericson
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Helfer?«
    »Ich habe sie zum Königlichen Linsenmacher geschickt, um noch mehr Linsen zu holen.«
    »Wann war das?«
    »Irgendwann heute Morgen, glaube ich. Ja, gleich nach dem Frühstück.«
    »Dann hängt Ihr hier also schon den ganzen Tag.«
    »Und drehe mich hierhin und dahin, ohne eigenes Wollen. Es gibt Kräfte, mein Junge, unsichtbare Kräfte, die in jedem Augenblick unserer Existenz an uns zerren. Kräfte, die – wie ich nun glaube – miteinander im Widerstreit liegen.«
    »Im Widerstreit? Auf welche Weise?«
    »Der Boden unter uns übt einen Zwang aus, was sich darin zeigt, dass mir das Blut ins Gesicht läuft, ich eine Leichtigkeit in meinem Hinterkopf spüre, und unsichtbare Hände mich nach unten ziehen wollen – ich habe ganz wunderbare Halluzinationen gehabt. Doch es gibt auch eine gegensätzliche, schwächere Kraft, die an mir zerrt – eine andere Welt, eine, die am Himmel um diese hier herumwandert …«
    »Der Mond?«
    »In Wirklichkeit sind es mindestens vier Monde, mein Junge, aber die anderen sind nicht nur sehr weit weg, sondern auch für immer davon ausgeschlossen, das Sonnenlicht zu reflektieren. Es ist sehr schwierig, sie zu sehen, obwohl frühe Schriften darauf hindeuten, dass dem nicht immer so war. Die Gründe für ihr Verblassen sind bis jetzt noch nicht bekannt, obwohl ich vermute, dass die Größe unserer eigenen Welt etwas damit zu tun hat. Andererseits könnte es sein, dass sie gar nicht weiter weg sind, sondern in Wirklichkeit viel näher, jedoch sehr klein. Im Verhältnis gesehen.«
    Brys betrachtete die Karte auf dem Fußboden. »Das ist das Original, stimmt’s? Welche neuen Einblicke habt Ihr durch all die Linsen erhalten?«
    »Ist das eine wichtige Frage? Wahrscheinlich, aber nur indirekt. Ich hatte die Karte in den Händen, mein Junge, aber dann ist sie heruntergefallen. Nichtsdestotrotz bin ich mit einer Einsicht belohnt worden. Die Kontinente waren einst alle miteinander verbunden. Welche Kräfte, muss man sich daher fragen, haben sie auseinander gezogen? Wer hat das Ersuchen des Kanzlers überbracht?«
    »Was? Oh, Turudal Brizad.«
    »Ach ja. So ein fehlgeleiteter, gequälter Bursche. Man kann so viel Leid in seinen Augen sehen, oder zumindest in seiner Haltung.«
    »Kann man das?«
    »Und was hat er gesagt?«
    »Er hat von einer Fehde zwischen Euch und dem Kanzler gesprochen. Einer … äh, einer neuen Fehde.«
    »Gibt es eine? Das ist das erste Mal, dass ich davon höre.«
    »Oh. Dann gibt es also gar keine.«
    »Nein, nein, mein Junge, ich bin mir sicher, dass es eine gibt. Seid so gut und findet für mich etwas darüber heraus, ja?«
    Brys nickte. »Natürlich, Ceda. Wenn ich kann. Ist das alles, was Ihr mir raten wollt?«
    »Ja.«
    »Gut. Kann ich Euch zumindest herunterhelfen?«
    »Nein, ganz und gar nicht, mein Junge. Wer weiß, wie viele Einsichten ich noch erlangen werde?«
    »Ihr könntet auch Gliedmaßen verlieren oder bewusstlos werden.«
    »Ich habe meine Gliedmaßen noch?«
    Brys trat direkt unter den Ceda und schob seine linke Schulter unter Kuru Qans Hüfte. »Ich werde die Riemen lösen.« »Seid versichert, dass ich Euch auch so glaube, mein Junge.« »Außerdem habe ich vor, ein Wörtchen mit Euren Helfern zu sprechen, sobald ich beim Kanzler fertig bin.«
    »Geht sachte mit ihnen um. Sie sind schrecklich vergesslich.« »Tja, ich glaube nicht, dass sie mich nach dem heutigen Tag noch vergessen werden.«
     
    Mit hinter dem Rücken verschränkten Händen stapfte Triban Gnol auf und ab. »Wie sieht es mit der Bereitschaft des Militärs aus, Finadd?«
    Brys runzelte die Stirn. »Preda Unnutal Hebaz wäre besser dafür gerüstet, Euch diese Frage zu beantworten, Kanzler.«
    »Sie ist im Augenblick unpässlich, deshalb wollte ich Euch fragen.«
    Sie waren allein im Amtszimmer des Kanzlers. Draußen warteten zwei Wachen. Votivkerzen verströmten den Geruch seltener Gewürze aus Kolanse und verliehen dem Raum dadurch eine Atmosphäre, die an etwas Religiöses grenzte. Ein Tempel aus Goldmünzen und dieser Mann hier ist der Hohepriester … »Es gibt ein Mandat, demzufolge die Armee und die Seestreitkräfte in einem gewissen Grad der Bereitschaft gehalten werden müssen, Kanzler. Die Vorräte und die Lagerräume reichen für einen ganzjährigen Feldzug. Wie Ihr wisst, ist mit den Lieferanten vertraglich vereinbart, dass in Konfliktzeiten die Bedürfnisse des Militärs Vorrang gegenüber denen aller anderen Kunden haben. Diese Verträge bestehen natürlich

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