SdG 08 - Kinder des Schattens
fort, und sie werden streng eingehalten.«
»Ja, ja, Finadd. Aber ich will die Meinung eines Soldaten hören. Sind die Soldaten des Königs bereit und in der Lage, in den Krieg zu ziehen?«
»Ich glaube es, Kanzler.«
Triban Gnol blieb stehen und starrte Brys aus seinen glitzernden Augen an. »Ich werde Euch darauf festnageln, Finadd.«
»Ich hätte es nicht gewagt, eine Meinung zu äußern, wenn ich nicht bereit wäre, dazu zu stehen, Kanzler.«
Ein plötzliches Lächeln. »Hervorragend. Sagt mir, habt Ihr Euch schon eine Frau genommen? Ich glaube nicht, obwohl ich bezweifle, dass es in unserem Adel ein Mädchen gibt, das auch nur einen Augenblick zögern würde. Es gibt viele Vermächtnisse, mit denen man leben muss, Finadd, und die Art und Weise, wie man damit umgeht, bestimmt die Eigenschaften des Lebens eines Mannes oder einer Frau.«
»Es tut mir Leid, Kanzler. Worauf wollt Ihr hinaus?«
»Die Geschichte Eurer Familie ist wohl bekannt, Finadd, und ich bringe Euch – und auch Euren unglücklichen Brüdern – eine Menge Sympathie entgegen. Vor allem Hull, um den ich mir in Anbetracht seiner Vorliebe, sich in kritische Angelegenheiten einzumischen, die ihn ganz und gar nichts angehen, ernsthaft Sorgen mache. Ich muss zugeben, dass ich mir um sein Wohl Sorgen mache, denn ich will nicht, dass Ihr und Eure Verwandten Kummer erleidet.«
»Es will mir scheinen, Kanzler, dass Ihr zu großzügig bei der Anfertigung Eurer Liste der Sorgen seid. Und was Vermächtnisse angeht – nun, die sind meine Sache, wie Ihr zweifellos einsehen werdet. Und wenn Ihr meine Meinung in dieser Sache hören wollt: Ich meine, dass Ihr Hull in dieser Angelegenheit viel zu viel Macht …«
»Glaubt Ihr, ich wollte Euch eine verschleierte Warnung übermitteln?« Gnol wedelte abfällig mit einer Hand und begann dann wieder, auf und ab zu gehen. »Es beleidigt mich, dass Ihr mir eine solche Grobheit zutraut. Warnt ein Robbenjäger die Robbe vor dem Netz, das sich um sie herum schließt? Wohl kaum. Nein, Finadd, ich bin fertig mit Euch. Seid versichert, dass ich keine weiteren Sympathien an Euch und Eure Brüder verschwenden werde.«
»Ich bin erleichtert, das zu hören«, sagte Brys.
Ein giftiger Blick. »Schließt bitte die Tür hinter Euch, wenn Ihr hinausgeht, Finadd.«
»Natürlich, Kanzler.«
Als Brys draußen den Korridor entlangschritt, seufzte er. Er hatte es nicht geschafft, irgendetwas über die angebliche Fehde zwischen Gnol und Kuru Qan zu erfahren. Es schien, als hätte er nichts erreicht, außer dafür zu sorgen, auf der Liste der Widersacher des Kanzlers zu erscheinen.
Ein zweiter, tieferer Seufzer.
Er hatte nichts von Hulls unerschütterlicher Entschlossenheit. Nichts von Tehols Gerissenheit. Er konnte nur ganz gut mit dem Schwert umgehen. Und welchen Wert hatte das, wenn seine Angreifer Schmeicheleien und Drohungen einsetzten? Und versuchten, ihm Wunden zuzufügen, die die Zeit nicht heilen konnte?
Widerstrebend machte er sich klar, dass er Rat brauchte.
Was ein weiteres Duell bedeutete, dieses Mal mit seinem eigenen Bruder.
Zumindest wollte Tehol niemanden verwunden. Der Abtrünnige segne ihn, er scheint überhaupt keine Wünsche zu haben.
»Was ich mir wünsche«, sagte Tehol mit finsterem Gesicht, »ist eine Mahlzeit, die wirklich mit richtiger Nahrung beginnt. Es ist eine Art Grundvoraussetzung, dass das, was man essen muss, einen tatsächlich auf der grundlegendsten Stufe erhält.« Er hob eines der dunklen, schlaffen Blätter hoch, betrachtete es einen Moment lang eingehend und schob es sich dann in den Mund. Während er darauf herumkaute, starrte er Bagg düster an.
»Es gibt Affen, Herr, für die Bananenblätter einen unentbehrlicher Bestandteil ihrer Ernährung darstellen.«
»Tatsächlich? Und – sind sie schon ausgestorben?«
»Ich weiß es nicht. Ich habe nur die Geschichte eines Seemanns wiedergegeben, die ich einmal in einer Kneipe gehört habe.«
»Das war ein Säufer und ein Lügner.«
»Oh, dann habt Ihr ihn also gekannt?«
Tehol blickte sich um. »Wo ist Ublala? Ich brauche ihn hier – schließlich sollte Shurq Elalle beurteilen, ob er …«
»Lang genug ist?«
»Es wert ist. Also, wo ist er? «
»Auf dem Dach. Er grämt sich.«
»Oh. Auf dem Dach ist gut. Dass er sich grämt, ist nicht gut. Was meinst du, braucht er noch eine Standpauke?«
»Von Euch, Herr? Nein.«
»Gib mir bitte noch ein paar Blätter. Und knausere nicht mit der Soße, oder was immer das
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