SdG 08 - Kinder des Schattens
ist.«
»Ihr habt schon wieder Recht.«
»Was immer das ist? Du weißt es nicht?«
»Nein, Herr. Es ist einfach ausgelaufen. Vielleicht aus den Blättern, vielleicht aus etwas anderem. Es erinnert mich an …«
»Gerbereien?«
»Ja, genau, das ist es. Gut gemacht.«
Tehol wurde bleich und stellte langsam seine Schale ab. »Ich hatte gerade einen Gedanken.«
Baggs Augen weiteten sich und auch er stellte seine Schale ab. »Bitte, Herr, verfolgt diesen Gedanken nicht weiter.«
»Kommt schon zurück.«
»Der Gedanke?«
»Nein, das Abendessen.« Er stand plötzlich auf. »Zeit für ein bisschen frische Luft.«
»Habt Ihr etwas dagegen, wenn ich Euch begleite?«
»Ganz und gar nicht, Bagg. Offensichtlich hast du dir beim Zubereiten dieser Mahlzeit große Mühe gegeben, jede Vorstellung zu unterdrücken, die vielleicht aufgekommen wäre. Mir ist klar, dass du durch diese Anstrengung sehr erschöpft sein musst. Und wenn du es nicht bist, so solltest du es doch im Grunde sein.«
Sie drehten sich um, als sie ein Geräusch von der Gasse draußen hörten, dann wurde der Vorhang vor dem Eingang beiseite gewischt.
»Oh, Shand, wir haben uns schon gefragt, wann Ihr wohl hier auftauchen würdet!«
»Ihr seid ein Lügner und ein Dieb, Tehol Beddict.«
»Und das ist der Mann, mit dem ich Umgang habe«, murmelte Bagg.
Rissarh und Hejun folgten Shand, die in den kleinen Raum gestürmt kam.
Tehol wich zur hinteren Wand zurück, was nicht annähernd weit genug war. »Selbstverständlich bin ich beeindruckt«, sagte er.
Shand blieb stehen. »Wovon?«
Er sah, dass sie die Fäuste geballt hatte. »Nun, von Eurer Energie natürlich. Und im gleichen Augenblick wird mir bewusst, dass ich es nachlässigerweise versäumt habe, Eure bewundernswerten Energien in die richtigen Bahnen zu lenken, Shand. Mir ist jetzt vollkommen klar, dass Ihr – und das gilt natürlich für Euch drei – eine direktere Beteiligung an unserem ruchlosen Unternehmen wünscht.«
»Er macht es schon wieder«, knurrte Rissarh.
»Wir sollten ihn auf der Stelle windelweich prügeln«, fügte Hejun hinzu. »Sieh nur, was er getan hat. Shand, vor nicht einmal einem Glockenschlag hast du gesagt …«
»Schweige über das, was ich gesagt habe«, unterbrach sie Shand. »Direkte Beteiligung habt Ihr gesagt, Tehol. Endlich. Das wurde aber auch Zeit. Und keine Spielchen mehr, Ihr schlüpfriger elender Kerl. Sprecht und rettet Euer Leben.«
»Natürlich«, sagte Tehol und lächelte. »Bitte, macht es Euch bequem …«
»Es ist uns bequem genug. Legt los.«
»Nun, Ihr seht nicht aus, als hättet Ihr es wirklich …«
»Tehol.«
»Wie Ihr wollt. Ich werde Euch eine Liste mit Namen geben, die Ihr Euch einprägen müsst. Horul Esterrict, von Oliven-Fracht, Mirrik Stumpf, der Älteste der Stumpfs, Eigentümer von Stumpfs Letherii-Stahl und Stumpfs Waffen. Bückling Fäule, der Getreide-Magnat von Fort Beben. Sein Bruder Purist, der Bierbrauer. Erudinaas, Königin der Rostlaub-Plantagen von Dissens. Dann die Finanziers Brück Stiffen, Horul Rinnesict, Grate Chivez aus Letheras, Hepar der Gefällige von Träte, die Schuldverschreibungshalter Druz Thennict, Pralit Peff, Barrakta Ilk, Uster Taran und Lystry Maullict, alle aus Letheras. Tharav der Verborgene aus Zimmer Elf von Chobors Mietshaus in der Robbenstraße in Trate. Habt Ihr alle?«
Shands Augen waren glasig geworden. »Gibt es noch mehr?«
»Ein Dutzend oder so.«
»Ihr wollt, dass sie getötet werden?«, fragte Hejun.
»Beim Abtrünnigen, nein! Ich will, dass Ihr anfangt, Anteile an ihren Unternehmen zu erwerben. Unter einer Vielzahl verschiedener Namen, natürlich. Versucht, neunundvierzig Prozent zu bekommen. Wenn wir das geschafft haben, werden wir in der Lage sein, sie im Handstreich zu übernehmen. Ziel ist natürlich, die Unternehmen zu kontrollieren, doch das wird nur durch überfallartiges Handeln zu erreichen sein, und da spielt der richtige Zeitpunkt eine besonders wichtige Rolle. Jedenfalls, wenn Ihr das alles getan habt – die Anteile erworben, meine ich –, tut nichts weiter, sondern verhaltet Euch still und kommt wieder hierher.«
»Und wie sollen wir das alles finanzieren?«, wollte Shand wissen.
»Oh«, sagte Tehol und wedelte mit einer Hand, »wir sind gut bei Kasse. Das Geld, das ich in Eurem Auftrag investiert habe, wirft eine Menge Gewinn ab. Die Zeit ist gekommen, es einzusetzen.«
»Wie viel Gewinn?«
»Mehr als genug …«
»Wieviel?«
»Nun, ich habe es noch nicht
Weitere Kostenlose Bücher