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SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Finadd. In einer geheimnisvollen Schrift. Könnt Ihr sie lesen?«
    Brys kniff die Augen zusammen, kämpfte einen Moment mit den unbeholfen eingeritzten Buchstaben und lächelte dann. »Prachtziege. Nun, das scheint mir ein eher harmloser Fluch zu sein. Ist diese Waffe außerdem noch mit irgendeiner anderen Zauberei aufgeladen?«
    »Die Schneiden schärfen sich selbst nach, glaube ich. Dellen und Kerben heilen, obwohl dabei natürlich immer ein bisschen Material verloren geht. Manche Gesetze kann man nicht austricksen.« Der Ceda zog ein anderes Schwert vom Gestell. »Das hier ist ein bisschen sehr groß; ich gestehe Euch zu –«
    »Nein, das ist gut. Der Fremde war sehr groß.«
    »War er das?«
    Brys nickte, wechselte das erste Schwert in die linke Hand und ergriff mit der Rechten das, welches Kuru Qan nun festhielt. »Beim Abtrünnigen, das dürfte nicht leicht zu schwingen sein. Zumindest für mich.«
    »Sarat Weinte«, sagte der Ceda. »Ungefähr vier Generationen alt. Eines der letzten Schwerter aus Blaufassonstahl. Es hat dem damaligen Kämpen des Königs gehört.«
    Brys runzelte die Stirn. »Urudat?«
    »Sehr gut.«
    »Ich habe Bilder von ihm auf Friesen und Wandteppichen gesehen. Ein großer Mann –«
    »Oh ja, aber nach allem, was man gehört hat, auch sehr schnell.«
    »In Anbetracht dessen, was dieses Schwert wiegt, wäre das bemerkenswert.« Er streckte den Arm aus. »Die Klinge zieht. Die Linie ist eine Haaresbreite außerhalb der Mitte. Dies ist die Waffe eines Linkshänders.«
    »Ja.«
    »Nun«, sagte Brys nachdenklich, »der Fremde kämpft mit beiden Händen, und er hat ausdrücklich nach zwei vollen Schwertern verlangt, was darauf hindeutet –«
    »Dass er mit beiden Händen gleich geschickt ist. Ja.«
    »Und welcher Art ist die eingewobene Magie?«
    »Es zerbricht, wenn der Mann stirbt, der es schwingt.«
    »Aber–«
    »Ja, ein weiterer unzulänglicher Versuch. Und so haben wir hier zwei hervorragende Waffen aus der Blaufasson-Periode letheriischer Schmiedekunst. Ist das annehmbar?«
    Brys musterte die beiden Waffen, die im Laternenlicht aquamaririnblau glänzten. »Beide sind sehr schön und hervorragend gearbeitet. Ja, ich glaube, diese beiden werden gehen.«
    »Wann werdet Ihr sie überbringen?«
    »Morgen. Ich verspüre keinerlei Neigung, dieses Gelände bei Nacht zu betreten.« Er dachte an Kessel und spürte einmal mehr den Griff ihrer kalten Hand. Es kam ihm überhaupt nicht in den Sinn, dass er den Ceda über eine besondere Einzelheit hinsichtlich seiner Begegnung am Turm nicht informiert hatte. Es war etwas, das zumindest äußerlich keine sonderlich große Bedeutung hatte.
    Kessel war mehr als einfach nur ein Kind.
    Sie war außerdem auch noch tot.
    Dank seiner gedankenlosen Vergesslichkeit war die Furcht des Ceda nicht so groß, wie sie hätte sein sollen. Wie sie hätte sein müssen. In den letzten Augenblicken, ehe der Finadd Kuru Qan verließ, wurde eine Kreuzung erreicht und dank seiner Vergesslichkeit eine Richtung zwangsläufig eingeschlagen.
     
    Die Nachtluft war angenehm. Ein warmer Wind wirbelte die Abfälle im Rinnstein auf, als Tehol und Bagg am Fuß der Treppe ins Schuppenhaus Halt machten.
    »Das alles hat mich erschöpft«, sagte Tehol. »Ich glaube, ich gehe zu Bett.«
    »Wollt Ihr nicht zuerst etwas essen, Herr?«
    »Hast du etwas aufgetrieben?«
    »Nein.«
    »Das heißt, wir haben nichts zu essen.«
    »Das stimmt.«
    »Und warum hast du mich dann gefragt, ob ich etwas essen will?«
    »Ich war neugierig.«
    Tehol stemmte die Fäuste in die Hüften und starrte seinen Diener finster an. »Hör zu, ich bin nicht schuld daran, dass wir da drin beinah untersucht worden wären.«
    »Seid Ihr das nicht?«
    »Nun, nicht ich allein. Du warst auch beteiligt. Von wegen in die Augen stechen und so.«
    »Herr, Ihr wart es, der mich hierher geschickt hat, Ihr wart es, der die Idee hatte, der Gilde einen Kontrakt anzubieten.«
    »In die Augen stechen!«
    »Schon gut, schon gut. Glaubt mir, Herr, ich bereue meine Taten zutiefst!«
    »Du bereust sie zutiefst?«
    »Ich bin voll prächtiger, tiefer Reue.«
    »Das reicht. Ich gehe zu Bett. Schau dir doch nur diese Straße an. Sie ist ein einziges Durcheinander.«
    »Ich werde mich darum kümmern, Herr, wenn ich Zeit dafür finde.«
    »Nun, das dürfte eigentlich kein Problem sein, Bagg. Was hast du heute denn schon getan?«
    »Herzlich wenig, das stimmt.«
    »Wie ich es mir gedacht habe.« Tehol zog seine Hose hoch. »Ist nicht weiter

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