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SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Mosag! Dein geheimer Gott ist so gierig! «
    Geheimer Gott? Trull blickte zu Forcht und stellte fest, dass sein Bruder ihn anstarrte.
    »Brüder«, rief der Imperator und schwang sein Schwert, »wir marschieren zum Ewigen Domizil! Zum Thron! Niemand kann sich uns widersetzen! Und sollten sie es dennoch wagen, wird ihnen das Fleisch von den Knochen gerissen werden! Sie werden Schmerzen kennen lernen. Sie werden leiden! Brüder, für alle, die sich uns entgegenstellen, soll dies ein Tag des Leidens …« – er schien Gefallen an dem Wort zu finden – »… werden! Und jetzt – marschiert mit eurem Imperator!«
    Er ist … verwandelt. Für uns verloren. Und das alles nur, weil ein Sklave ihn verraten hat …
     
    Ein überwucherter Hof, der hinter den alten, beschädigten Steinen des Torwegs gerade noch sichtbar war. Von den kahlen, verdrehten Zweigen schiefer Bäume stieg so etwas wie Dampf auf. Niemand war zu sehen. Eisenhart verlangsamte seine Schritte und warf einen Blick zurück auf die Straße. Der Diener war noch nicht um die Ecke des Gebäudes gekommen, die er selbst wenige Augenblicke zuvor umrundet hatte.
    »Na schön«, murmelte der Bekenner und zog sein Schwert, »dann müssen wir eben selbst nachsehen …« Er näherte sich dem Torweg, schritt über den gewundenen steinernen Pfad. Der niedrige, viereckige Turm stand genau gegenüber, fleckig und schief und tot. Von links ertönte das Geräusch sich knirschend aneinander reibender Steine, das Knacken von Holz, und dann Schritte, die den Boden unter seinen Füßen erzittern ließen. Da drüben dann also.
    Eisenhart ging tiefer in den Hof.
    Um ein schlammverschmiertes Hügelgrab herum, über einen umgestürzten Baum; schließlich blieb er zehn Schritte vor etwas stehen, das einmal ein großer, länglicher Erdhügel gewesen war, der jetzt aufgerissen war und dampfte; Schlamm rutschte an den Seiten hinunter, während fünf große Gestalten sich ins Freie mühten. Körper, die von Torf geschwärzt waren, eine Haut, die die Spuren zahlloser Wurzeln trug, lange, kupferfarbene Haare. Sie zerrten Waffen hinter sich her – gewaltige Zweihandschwerter aus schwarzem, poliertem Holz.
    Die fünf sangen.
    Eisenhart grunzte. »Tartheno Toblakai. Verdammte Fenn, die der Vermummte holen soll. Tja, das wird kein Spaß.«
    Einer der Krieger hörte ihn und richtete schwarze, trübe Augen auf den Bekenner. Der Gesang hörte auf, und er sagte: »Ein Kind, meine Brüder.«
    »Das, das durch die Erde spricht?«, fragte einer der anderen.
    »Ich weiß es nicht. Spielt es eine Rolle?«
    »Es wollte uns nicht helfen, jenes Kind. Wir haben ihm einen schrecklichen Tod versprochen.«
    »Dann lasst uns –«
    Der Toblakai verstummte, als Eisenhart vorwärts stürmte.
    Ein Aufbrüllen, ein heulender Hieb des hölzernen Schwerts, das in die Schlagrichtung der Waffe des Bekenners geschwungen wurde, die darunter hindurchglitt und deren Schwertspitze herumkam und über das enorme Handgelenk des Kriegers strich, ihm auf seiner zischenden Bahn folgte, um den instinktiven Rückschlag abzublocken. Sie schnitt durch harte, dicke Haut, die Schneide traf auf Muskeln, die so hart wie Holz waren.
    Etwas Großes stürmte von rechts auf den Bekenner zu. Doch Eisenhart drängte weiter vorwärts, duckte sich unter dem Arm des ersten Toblakai weg und wirbelte herum, als der zweite Angreifer in den ersten Krieger rannte. Er löste sein Schwert von der Klinge seines Gegners, stieß aufwärts, suchte die weiche Stelle zwischen den Unterkieferknochen – der Riese ruckte mit dem Kopf, und die Schwertspitze des Bekenners spießte sein rechtes Auge auf, grub sich tief hinein, wobei ein Strahl herausspritzte, der Sumpfwasser zu sein schien.
    Ein gellender Schrei.
    Eisenhart stellte fest, dass er über das aufgewühlte Hügelgrab taumelte, während die anderen Toblakai sich stolpernd umdrehten, um sich ihm entgegenzustellen – doch zwischen ihnen waren ein Haufen Felsbrocken, Schlamm und hochgerissene Wurzeln.
    Der Bekenner sprang mit einem Satz wieder auf den ebenen Boden hinunter.
    Der Toblakai, den er angegriffen hatte, stolperte nach hinten  – schwarzes Blut tropfte von einem Arm, und er presste eine Hand vor die gähnende Höhlung, in der vor kurzem noch ein Auge gewesen war.
    Die anderen vier verteilten sich; sie waren jetzt schweigsam und entschlossen.
    Doch solange sie sich nicht um das ganze Hügelgrab herumbewegen konnten, würde es für sie schwierig werden, näher an ihn heranzukommen; der Boden,

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