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SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Ergebnissen das führt.«
    »Erster Eunuch, spricht der Prinz für Lether?«
    Nifadas zuckte die Schultern. »Spielt das denn eine Rolle, Imperator?«
    »Oh, Ihr seid in der Tat klug. Und gewiss eines Gesprächs mit uns würdiger als dieser großspurige Narr, dessen Einzigartigkeit einzig und allein darauf beruht, dass er zwischen den Beinen einer Königin herausgekrochen ist. Ihr habt absolut Recht, Erster Eunuch. Es spielt keine Rolle mehr. Wir waren einfach nur neugierig.«
    »Ich fühle mich nicht verpflichtet, diese Neugier zu befriedigen, Imperator.«
    »Und jetzt zeigt Ihr endlich, dass Ihr Rückgrat besitzt, Nifadas. Wir sind entzückt. Überbringt dann also Eurem König diese Worte. Die Tiste Edur verbeugen sich nicht mehr länger in Ehrerbietung vor Eurem Volk. Und wir sind auch nicht an Eurem endlosen Spiel des Fehlleitens und der vergifteten Worte interessiert, die Ihr uns gern schlucken lassen würdet.« Eine kurze, merkwürdige Pause, in der ein geisterhaftes Zucken über das Gesicht des Imperators spielte. Dann schüttelte er sich und lehnte sich zurück. Doch sein Blick war für kurze Zeit leer. Rhulad blinzelte, runzelte die Stirn, dann kehrte der Schimmer von Bewusstsein zurück. »Darüber hinaus«, nahm er den Faden wieder auf, »haben wir beschlossen, jetzt auch für die Stämme zu sprechen, die Ihr unterworfen habt, für die unglücklichen Völker, die Ihr vernichtet habt. Es ist an der Zeit, dass Ihr Euch für Eure Verbrechen verantwortet.« Nifadas neigte langsam den Kopf. »Ist dies eine Kriegserklärung?«, fragte er mit sanfter Stimme.
    »Wir werden unsere Absichten durch Taten, nicht durch Worte verkünden, Erster Eunuch. Wir haben gesprochen. Eure Delegation ist entlassen. Wir bedauern, dass Ihr so weit gereist seid, um uns einen – wie sich herausgestellt hat – so kurzen Besuch abzustatten. Vielleicht werden wir in Zukunft noch einmal miteinander sprechen, dann jedoch, wie wir vermuten, unter vollkommen anderen Umständen.«
    Nifadas verbeugte sich. »Wenn Ihr uns dann entschuldigen wollt, Imperator – wir müssen uns um die Vorbereitungen zu unserem Aufbruch kümmern.«
    »Ihr könnt gehen. Hull Beddict, Freisprecherin, bleibt noch einen Moment.«
    Seren schaute zu, wie Quillas und Nifadas mit steifen Schritten den Thronsaal verließen. Sie dachte immer noch über das nach, was sie an Rhulad beobachtet hatte. Ein Riss, ein Spalt. Ich glaube, ich habe ihn gesehen – den jungen Rhulad, der da drinnen hockt.
    »Freisprecherin«, sagte Rhulad, sobald der Vorhang wieder zugefallen war, worauf sie ihre Aufmerksamkeit erneut ihm zuwandte. »Teilt Buruk dem Bleichen mit, dass er freies Geleit für seine Flucht hat. Dieses Privileg ist allerdings nur von begrenzter Dauer, so dass er sich besser beeilen sollte.«
    »Imperator, die Wagen –«
    »Wir fürchten, dass er nicht genug Zeit haben wird, die Wagen mitzunehmen.«
    Sie blinzelte. »Ihr erwartet, dass er das Eisen aufgibt, das sich in seinem Besitz befindet?«
    »Wenn man Geschäfte macht, gibt es immer Risiken, Freisprecherin; mit solchen Worten seid Ihr Letherii doch schnell bei der Hand, wenn es zu Eurem Vorteil ist, oder? Leider gilt das auch, wenn die Situation andersherum ist.«
    »Wie viele Tage gewährt Ihr uns?«
    »Drei. Und noch etwas. Die Nerek bleiben hier.«
    »Die Nerek?«
    »Sind Buruks Schuldner, das ist uns klar. Nur ein weiterer wunderlicher Einfall des Geschäftslebens, unter dem der arme Mann zu leiden hat. Er hat unser vollstes Mitgefühl.«
    »Buruk ist Kaufmann, Imperator. Er ist daran gewöhnt, auf einem Wagen zu reisen. Die Rückreise in nur drei Tagen hinter sich zu bringen, könnte seine körperlichen Fähigkeiten jedoch übersteigen.«
    »Das wäre wirklich unglücklich für ihn.« Der tote, kalte Blick wandte sich von ihr ab. »Hull Beddict, was hast du uns anzubieten?«
    Hull ließ sich auf ein Knie sinken. »Ich schwöre auf Eure Sache, Imperator.«
    Rhulad lächelte. »Du kennst unsere Sache doch noch gar nicht, Hull Beddict.«
    »Ich glaube, ich verstehe mehr, als Ihr vielleicht vermutet, Höherer.«
    »In der Tat …«
    »Und ich möchte an Eurer Seite stehen.«
    Der Imperator richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Seren. »Am besten, Ihr geht jetzt, Freisprecherin. Diese Unterhaltung geht Euch nichts an.«
    Seren schaute zu Hull hinüber, und ihre Blicke trafen sich. Obwohl sich keiner von ihnen bewegte, kam es ihr vor, als zöge er sich vor ihr zurück, als rückte er in immer weitere Ferne,

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