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SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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drei Männer blickten auf.
    Eisengraue Haare, blaue Augen – sie erkannte den Neuankömmling. Vielleicht. Sie war sich nicht sicher. So eine Rüstung hatte sie noch nie zuvor gesehen – sie hätte sich bestimmt an den blutroten Wappenrock erinnert. Ein einfaches Schwert hing an der linken Hüfte des Fremden, doch er machte keine Anstalten, danach zu greifen.
    »Das ist dieser beschissene Fremde«, sagte der Mann mit der Keule. »Such dir selbst eine.«
    »Ich habe sie gerade gefunden«, antwortete er. »Habe die letzten beiden Tage nach ihr gesucht –«
    »Sie gehört uns«, sagte der Sichelschwinger.
    »Keinen Schritt näher«, knurrte der dritte Mann und hob mit einer Hand das Kind hoch, als wollte er es als Waffe verwenden.
    Was er, wie Seren jetzt sah, bereits getan hatte. Oh bitte, Kind, ich kann nur hoffen, dass du tot bist. Dass du die ganze Zeit schon tot gewesen bist, bitte, bitte …
    »Du weißt, wer wir sind, Fremder«, sagte der Mann mit der Keule.
    »Oh ja, ihr seid der Schrecken der Barackensiedlung. Ich habe schon von euren Heldentaten gehört. Was mir einen gewissen Vorteil verschafft.«
    »Wie das?«
    Der Fremde kam näher. Sie sah etwas in seinen Augen aufleuchten, als er sagte: »Weil ihr noch nie etwas von mir gehört habt.«
    Die Keule wurde geschwungen. Die Sichel blitzte auf. Der Körper des Kindes schwirrte durch die Luft.
    Und das Mädchen wurde von dem Fremden aufgefangen, der dann eine Hand – mit der Handfläche nach oben – ausstreckte und die Fingerspitzen unter das Kinn des Mannes zu stoßen schien.
    Sie begriff nicht, was geschah.
    Der Mann mit der Keule war am Boden. Dem anderen steckte seine eigene Sichel in der Brust, und er stand einfach nur da und starrte sie an. Dann fiel er um.
    Ein Schnappen. Blut spritzte.
    Der Fremde trat zurück, klemmte sich den Körper des Mädchens unter den rechten Arm, während seine Linke immer noch den Unterkiefer des dritten Mannes umfasste, als hielte er den lederumwickelten Griff eines Eimers fest.
    Schreckliche, ächzende Geräusche von der stolpernden Gestalt zu ihrer Rechten. Aus den Höhlen quellende Augen, ein mühsamer, spuckender Atemzug.
    Der Fremde schleuderte den Unterkiefer mitsamt der Zunge beiseite. Er legte das Kind auf den Boden und trat dichter an den letzten Mann heran. »Mir gefällt nicht, was ihr getan habt. Mir gefällt nichts von dem, was ihr getan habt. Am wenigsten gefällt mir aber, was ihr mit dieser Frau und mit dem Kind hier gemacht habt. Daher werde ich dir jetzt wehtun. Sehr, sehr wehtun.«
    Der Mann wirbelte herum, als wollte er fliehen. Dann krachte er mit dem Brustkorb auf die Pflastersteine, als ihm irgendwie die Füße unter dem Körper weggezogen wurden – auch wenn Seren Pedac nicht mitbekommen hatte, wie das geschehen war.
    Mit gelassener Geduld hockte der Fremde sich über den Schläger. Zwei blitzschnelle, nur verschwommen erkennbare Hiebe, die fast in Höhe des Nackens links und rechts des Rückgrats auftrafen, und sie hörte Brustknochen knacken. Blut sammelte sich um den Kopf des Mannes.
    Der Fremde bewegte sich, um zwischen die Beine des Mannes zu greifen.
    »Halt.«
    Er schaute zu ihr herüber, zog die Brauen hoch.
    »Halt. Tötet ihn. Schnell und sauber. Tötet ihn schnell und sauber, Eisenhart.«
    »Seid Ihr sicher?«
    An den Fenstern des gegenüberliegenden Gebäudes waren Gesichter zu sehen, die auf die Straße herunterstarrten.
    »Es reicht«, sagte sie. Ihre Worte waren kaum mehr als ein Krächzen.
    »In Ordnung.«
    Er lehnte sich zurück. Führte einen Hieb gegen den Hinterkopf des Mannes. Der sich nach innen eindellte. Und dann rührte sich nichts mehr.
    Eisenhart stand auf. »In Ordnung?«
    In Ordnung, ja.
    Der Mann aus der Karmesingarde kam näher. »Mein Fehler«, sagte er. »Ich musste schlafen, dachte, Ihr wärt noch ein Weilchen sicher. Ich habe mich geirrt. Tut mir Leid.«
    »Was ist mit dem Kind?«
    Ein schmerzerfüllter Blick. »Ich nehme an, es wurde von Pferden über den Haufen gerannt. Muss schon einige Zeit her sein.«
    »Was ist los?«
    »Trate fällt. Die Edur-Flotte hat sich zurückgehalten. Bis Nekal Bara und Arahathan erledigt waren. Dann sind sie herangekommen. Die Verteidigungsanlagen wurden von Schattengespenstern überschwemmt. Dann sind die Krieger gelandet. Es war schlimm, Freisprecherin.« Er warf einen kurzen Blick über eine Schulter, ehe er fortfuhr: »Ungefähr zur gleichen Zeit ist auch eine Armee aus dem Landesinnern eingetroffen. Sie haben die unterbesetzten

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