Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
Fremden irgendwie ineinander, während seine freie Hand vorwärts schoss, über die Waffen hinweg, und seine Handfläche gegen Rhulads Stirn krachte.
    Der Hieb brach dem Imperator mit einem lauten Knacken das Genick.
    Das fleckige Schwert glitt an der Klinge des Angreifers entlang, der schon wieder zurückwich; die Spitze seines Schwertes löste sich bereits aus der Brust eines anderen Edur.
    Einen Herzschlag später lagen die letzten beiden Edur-Krieger auf dem Boden; Blut strömte aus den Leichen und verteilte sich eifrig auf den Pflastersteinen.
    Der Fremde schaute sich um, erblickte Udinaas, nickte ihm zu, winkte dann in Richtung der Mündung eines Gässchens, aus der eine Frau auftauchte.
    Sie hatte bereits ein halbes Dutzend Schritte zurückgelegt, als Udinaas sie endlich erkannte.
    Denn sie war übel zugerichtet.
    Aber das wird in Zukunft nicht mehr geschehen. Nicht, solange dieser Mann lebt.
    Seren Pedac nahm keine Notiz von ihm, genauso wenig wie von den toten Edur. Der Fremde nahm ihre Hand.
    Udinaas schaute ihnen hinterher, wie sie die Straße entlangeilten und um eine Ecke herum verschwanden.
    Von irgendwo hinter sich hörte er die Rufe von Edur-Kriegern, das Geräusch unzähliger rennender Füße.
    Der Sklave stellte fest, dass er neben Rhulads Leichnam stand und auf ihn hinunterstarrte, auf den bizarren Winkel, den der Kopf mit dem gebrochenen Genick bildete, während die Hände noch immer fest um den Schwertgriff geschlossen waren.
    Er wartete darauf, dass sich der Mund zu einem wahnsinnigen Gelächter öffnete.
     
    »Das war verdammt noch mal die eigenartigste Rüstung, die ich je gesehen habe.«
    Seren blinzelte. »Was?«
    »Aber er konnte gut mit dem Schwert umgehen. War schnell. In fünf Jahren hätte er die Erfahrung gehabt, die ihn zu einem schrecklichen Kämpfer gemacht hätte. Gut genug, um jeden in Schwierigkeiten zu bringen. Schimmer, Moll, vielleicht sogar Schinder. Aber diese Rüstung! Die muss ein verdammtes Vermögen wert sein, und man hätte sie einfach mitnehmen können. Wenn wir Zeit dafür gehabt hätten.«
    »Was?«
    »Es geht um den Tiste Edur, Schätzchen.«
    »Den Tiste Edur?«
    »Ist nicht wichtig. Da sind sie.«
    Ein Stück voraus hockten sechs Gestalten am Ende einer schmalen Sackgasse. Zwei Frauen, vier Männer. Alle trugen karmesinrote Wappenröcke. Und hielten Waffen in den Händen. Die Klingen waren blutig. Einer, dessen Rüstung nicht ganz so vollständig war wie die der anderen, und der so etwas Ähnliches wie ein Diadem in seiner linken Hand hielt, trat vor.
    Und sagte etwas in einer Sprache, die Seren noch nie zuvor gehört hatte.
    Eisenharts Antwort bestand aus einem ungeduldigen Knurren. Dann zog er Seren näher an sich heran, während der Mann, mit dem er gesprochen hatte, zu gestikulieren begann. Um sie herum schien die Luft zu schimmern.
    »Corlo öffnet das Gewirr, Schätzchen. Wir gehen da durch, und wenn wir Glück haben, werden wir da drin nichts und niemandem begegnen. Keine Ahnung, wie weit wir kommen werden. Weit genug, hoffe ich.«
    »Wohin?«, fragte sie. »Wohin gehen wir?«
    Eine trübe Wand aus Schwärze gähnte dort, wo sich gerade eben noch die nackte Mauer am Ende des Gässchens befunden hatte.
    »Nach Letheras, Freisprecherin. Wir haben ein Schiff, das auf uns wartet, erinnert Ihr Euch?«
    Die eigenartigste Rüstung, die ich je gesehen habe.
    Ein verdammtes Vermögen.
    »Ist er tot?«
    »Wer?«
    »Ist er tot? Habt Ihr ihn getötet? Diesen Tiste Edur!«
    »Ich hatte keine andere Wahl, Schätzchen. Er hat uns aufgehalten, und es sind immer mehr gekommen.«
    Oh nein.
     
    Erbrochenes ergoss sich in den Sand.
    Zumindest, dachte Withal, hatten die Schreie aufgehört. Er saß wartend auf dem Grasstreifen direkt oberhalb des Strandes, während der junge Edur auf Händen und Knien hockte, den Kopf hängen ließ, zitterte und zuckte, hustete und spuckte.
    Ein Stück zur Seite kämpften zwei der Naechts – Rind und Puul – um ein Stück Treibholz, das durch das Gerangel allmählich zerfiel. In letzter Zeit hatten ihre zerstörerischen Spiele einen zwanghaften Charakter angenommen, was den Waffenschmied aus dem Volk der Meckros auf die Frage brachte, ob sie möglicherweise für ihn eine Wahrheit mimisch darstellten. Oder ob das Alleinsein sie in den Wahnsinn trieb.
    Was dann eine andere Art von Wahrheit wäre.
    Er verachtete Frömmigkeit. Stellte sich keine Götter in den Weg. Aufgestiegene waren schlimmer als tollwütige Tiere. Es reichte völlig, dass

Weitere Kostenlose Bücher