Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

Titel: SdG 10 - Die Feuer der Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
erreichte die Luke und zog sich kopfüber hinein, gesellte sich zu Leoman und der Malazanerin; gemeinsam glitten sie wie Schlangen die gewundenen Stufen hinunter. Corabbs linke Ferse traf auf ein Kinn, und er hörte L’oric vor Schmerz knurren und dann in unbekannten Sprachen fluchen.
    Diese Explosion, die eine Bresche in die Mauer geschlagen hatte – bei den Göttern, so etwas hatte er noch nie gesehen. Wie konnte man diese Malazaner herausfordern? Mit ihrer verdammten Moranth-Munition, ihrer fröhlichen Missachtung der Regeln für einen ehrenhaften Krieg.
    Sie purzelten und rollten und landeten schließlich mit ausgestreckten Armen auf einer Geröllhalde im Erdgeschoss des Palasts – die Zimmer zu ihrer Linken waren unter dem Teil des Turms, der in sich zusammengefallen war, verschwunden. Corabb sah ein Bein unter der eingestürzten Decke hervorragen; es war merkwürdig unbeschädigt, nicht einmal Blut oder Staub waren daran zu sehen.
    Hustend stand Corabb auf – seine Augen brannten und er hatte blaue Flecken am ganzen Körper – und starrte Leoman an, der bereits wieder auf den Beinen war und sich den Staub aus den Kleidern klopfte. Unweit von ihm arbeiteten sich auch L’oric und Brunspatz aus einem Durcheinander aus Ziegeln und zersplitterten Holzstücken hervor.
    Leoman schaute sich um und sagte: »Alles in allem war es vielleicht doch keine so gute Idee, auf den Turm zu gehen. Kommt, wir müssen unsere Pferde satteln – wenn sie denn noch leben – und zum Tempel reiten!«
    Zum Tempel von Scalissara? Aber – was – warum?
     
    Herabprasselnde Kiesel, dumpfe Erschütterungen, wenn größere Brocken einschlugen, Rauchschwaden und Hitzewellen. Buddl öffnete die Augen. Er sah nichts als haarige, ledrige Sebarschoten, und der stechende Geruch ihres überreifen Marks drang ihm in die Nase. Der Saft der Früchte galt als Delikatesse, doch Buddl wusste, dass er diesen widerlichen Gestank, der ihm schier den Magen umdrehte, nie mehr vergessen und darum das Zeug nie wieder trinken können würde. Ein Stöhnen aus dem Geröll irgendwo zu seiner Linken. »Krake? Bist du das?«
    »Das taube Gefühl ist weg. Ist schon erstaunlich, was so richtiges Entsetzen in einem Körper bewirken kann.«
    »Bist du dir sicher, dass das Bein noch da ist?«
    »Ziemlich.«
    »Du hast nur bis acht runtergezählt!«
    »Was?«
    »Du hast acht gesagt! Und dann – Bumm!«
    »Ich musste doch dafür sorgen, dass du nicht die Hoffnung verlierst, oder? Bei der schwarzen Grube des Vermummten, wo sind wir hier eigentlich?«
    Buddl begann sich den Weg freizuräumen, erstaunt darüber, dass er anscheinend unverletzt war – er hatte nicht mal einen Kratzer abbekommen. »Unter den Lebenden, Sappeur.« Der erste Blick, den er auf die Todeszone warf, ergab keinen Sinn. Da war zu viel Licht – es war doch dunkel gewesen, oder? Dann sah er Soldaten in den Trümmern, manche wanden sich vor Schmerzen, andere richteten sich auf, husteten staubbedeckt in der übelriechenden Luft.
    Die Bresche in der Südmauer von Y’Ghatan erstreckte sich über ein volles Drittel ihrer Länge; sie begann fünfzig Schritt von der Südwestbastion entfernt und reichte bis über die Befestigungen des zentralen Tors hinaus. Gebäude waren eingestürzt, und diejenigen, die noch standen und die tobenden Flammen in der Bresche flankierten, brannten ebenfalls – allerdings schien es, als ob es sich dabei hauptsächlich um die zahllosen Brandbomben handelte, die die Sappeure mitsamt ihrer Ausrüstung zurückgelassen hatten. Die Feuer tanzten über die zerborstenen Steine, als ob sie versuchten, irgendwohin zu wandern, bevor ihnen die Nahrung ausging.
    Der Lichtschein von den Nachwehen der Explosion wurde schwächer, verhüllt durch den herabsinkenden Staub. Krake erschien an Buddls Seite, zupfte dabei Stücke verfaulter Früchte von seiner Rüstung. »Wir können bald in die Bresche vordringen – bei den Göttern, wenn ich diesen Krumm erwische –«
    »Ganz ruhig, Krake. He, ich sehe Saiten … und den Trupp …«
     
    Hörner erklangen, Soldaten rangelten miteinander, um sich aufzustellen. Die letzten Flammen in der Bresche wurden kleiner und kleiner, und einmal mehr brach die Dunkelheit herein. Der Staubregen schien niemals aufhören zu wollen, als Faust Keneb sich zum Sammelpunkt begab; seine Offiziere waren dicht bei ihm und bellten Befehle. Er sah Tene Baralta und Hauptmann Lostara Yil an der Spitze einer schmalen Marschkolonne, die sich bereits in Bewegung gesetzt

Weitere Kostenlose Bücher