SdG 10 - Die Feuer der Rebellion
Rauch, die Hände vor die Augen geschlagen und wanden sich. Einige übergaben sich auf die Pflastersteine. Der Angriff zerbrach an der Zauberei, und als der Wind die giftige Wolke beiseitetrieb, konnten sie nur noch fliehende Gestalten erkennen, die bereits ein gutes Stück hinter dem Haufen Leichen waren.
Die Leichen qualmten und entzündeten sich.
Koryk hatte Saiten erreicht, der sich mittlerweile den Speer aus dem Bein gezogen hatte und anfing, Stoffstreifen in die Wunden zu stopfen. Buddl ging zu ihnen. Aus den Wunden trat kein Blut aus, wie er sah. Trotzdem waren die Pflastersteine blutverschmiert. »Verbinde das Bein!«, wies er das Seti-Halbblut an. »Wir müssen hier verschwinden!«
Strang und Korporal Tulpe kümmerten sich um Uru Heia, während Knapp und Balgrid Tavos Pond eingefangen hatten und zu Boden drückten. Buddl schaute zu, wie Knapp das herumbaumelnde Auge wieder in die Augenhöhle schob und dann mit einem Stoffstreifen hantierte, um damit den Kopf des Soldaten zu verbinden.
»Schleppt die Verwundeten mit!«, schrie Sergeant Gesler. »Macht schon, ihr verdammten Idioten! Zu der Mauer da vorne! Wir müssen irgendwie da reinkommen!«
Betäubt griff Buddl nach unten, um Koryk zu helfen, Saiten hochzuheben.
Er sah, dass seine Finger blau geworden waren. Ein Dröhnen in seinem Kopf machte ihn beinahe taub, und um ihn herum drehte sich alles.
Luft. Wir brauchen Luft.
Die Mauer ragte vor ihnen auf, und dann bewegten sie sich an ihr entlang. Auf der Suche nach einem Weg hinein.
Sie lagen haufenweise herum und erstickten. Keneb zog sich über geborstene Steine, seine mit Brandblasen übersäten Hände tasteten sich durch das Geröll. Blind machender Rauch, sengende Hitze, und jetzt konnte er spüren, wie sein Geist verkümmerte, sich auflöste – wilde, unzusammenhängende Visionen – eine Frau, ein Mann, ein Kind, die aus den Flammen geschritten kamen.
Dämonen, Diener des Vermummten.
Stimmen, laute Stimmen, ein nie endendes Wehklagen, das immer lauter wurde – und Dunkelheit strömte von den drei Erscheinungen aus, strömte über die aberhundert Körper -
Ja, sein Geist starb. Denn er spürte, wie die mörderische Hitze auf einmal nachließ und süße Luft seine Lunge füllte. Ich sterbe – was sonst kann das sein? Ich bin angekommen. Am Tor des Vermummten. Bei den Göttern, was für eine gesegnete Erleichterung – Irgendjemand packte ihn – Wogen aus Schmerz, als Finger verbrannte Haut berührten – und er wurde herumgerollt.
Blinzelnd starrte er nach oben, in ein verschmiertes, von Brandblasen gezeichnetes Gesicht. Eine Frau. Er kannte sie.
Und sie sprach.
Wir sind jetzt alle tot. Freunde. Die sich am Tor des Vermummten versammeln -
»Faust Keneb! Hier sind hunderte!«
Ja.
»Sie leben noch. Sünd drängt das Feuer zurück, aber sie kann nicht mehr lange durchhalten. Wir müssen versuchen, uns durchzuschlagen! Versteht Ihr? Wir brauchen Hilfe, wir müssen alle auf die Beine bringen!«
Was? »Hauptmann«, flüsterte er. »Hauptmann Faradan Sort.«
»Ja! Und jetzt hoch mit Euch, Faust!«
Ein Feuersturm braute sich über Y’Ghatan zusammen. So etwas hatte Blistig noch nie gesehen. Sich drehende, wirbelnde Flammen, die mit langen Tentakeln um sich schlugen und die dicken Rauchwolken zu zerschmettern schienen. Heftige Windböen fetzten in die Wolken und löschten sie in roten Blitzen aus.
Die Hitze – bei den Göttern hienieden, so etwas ist schon einmal geschehen. Diese verdammte Stadt, beim Vermummten …
Eine Eckbastion explodierte in einem riesigen Feuerball, die davonschießenden brennenden Klumpen stiegen in einer Spirale immer höher -
Die Windböe, die von hinten heranfegte, brachte alle auf der Straße ins Taumeln. Im Lager der Belagerer wurden Zelte aus ihrer Verankerung gerissen und in die Luft geschleudert, dann rasten sie sich bauschend und blähend auf Y’Ghatan zu. Pferde wieherten schrill hinter dichten Vorhängen aus Sand und Staub, die auf sie einpeitschten wie im wildesten Sturm.
Blistig stellte fest, dass er auf dem Boden kniete. Eine Hand packte ihn am Kragen seines Umhangs, zog ihn herum. Er starrte in ein Gesicht, das er ein, zwei Herzschläge lang nicht erkannte. Dreck, Schweiß, Tränen und eine vor Panik verzerrte Miene – die Mandata. » Verlegt das Lager zurück! Alle Mann!«
Er konnte ihre Worte kaum hören, doch er nickte, drehte sich in den Wind und kämpfte sich von der Straße herunter. Etwas wird geboren werden, hat Nil gesagt.
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