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SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

Titel: SdG 10 - Die Feuer der Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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nicht ganz sicher, ob er tatsächlich wieder herausgeklettert war.
    Nil sprach, seine Stimme klang monoton und gedämpft vom zu langen Umgang mit der Zauberei, die er zu hassen gelernt hatte. »… nichts als Tod und Hitze. Die, die es nach draußen geschafft haben – ihre schreckliche Agonie macht mich taub –, treiben die Geister in den Wahnsinn. Sie fliehen, zerreißen ihre Bindungen. Sie verfluchen uns für diese riesige Wunde im Land, für die Verbrechen, die wir begangen haben –«
    »Es sind nicht unsere Verbrechen«, unterbrach ihn die Mandata und wandte sich ab; ihr Blick suchte und fand Blistig. »Wie viele haben wir heute verloren, Faust?«
    »Einunddreißig, Mandata, aber die Hexen sagen, dass ihnen jetzt nur noch wenige folgen werden. Die, die es am schlimmsten erwischt hatte, sind tot. Der Rest wird leben.«
    »Fangt mit den Vorbereitungen für den Marsch an – haben wir genug Wagen?«
    »Vorausgesetzt, dass die Soldaten ihre Vorräte eine Weile selbst tragen«, sagte Blistig. »Apropos Vorräte – wir haben einiges verloren. Wir werden irgendwann Leder kauen müssen, wenn wir keine Möglichkeit finden, uns neuen Proviant zu besorgen.«
    »Wie lange?«
    »Eine Woche, wenn wir gleich anfangen zu rationieren. Mandata, wohin gehen wir?«
    Einen kurzen Moment lang verschleierten sich ihre Augen, dann blickte sie weg. »Die Pest erweist sich als … sehr ansteckend. Ich vermute, dass sie von der Herrin selbst kommt, dass es der Kuss der Göttin persönlich ist. Und es gibt nicht genug Heiler …«
    »Lothal?«
    Nil schüttelte den Kopf. »Dort ist sie bereits ausgebrochen, Faust.«
    »Sotka«, sagte die Mandata. »Perl hat mich informiert, dass Admiral Noks Flotte und die Transportschiffe in keiner Stadt östlich von Ashok auf der Halbinsel von Maadil anlegen konnten, so dass er darum herumfahren musste und nun davon ausgeht, in neun Tagen Sotka zu erreichen – vorausgesetzt, dass er in Taxila oder Rang anlegen kann, um Wasser und Nahrungsmittel an Bord zu nehmen.«
    »Neun Tage?«, fragte Blistig. »Wenn die Pest schon in Lothai ist …«
    »Unser Feind ist jetzt die Zeit«, erklärte die Mandata. »Faust, Ihr habt den Befehl, das Lager abzubrechen. So schnell wie möglich. Die Rebellion ist vorbei. Unsere Aufgabe heißt jetzt: überleben.« Sie musterte Blistig einen Herzschlag lang. »Ich will, dass wir heute Abend wieder unterwegs sind.«
    »Heute Abend? In Ordnung, Mandata. Dann sollte ich mich am besten auf den Weg machen.« Er salutierte und ging hinaus. Draußen blieb er kurz stehen, blinzelte ein-, zweimal – dann, als ihm seine Befehle wieder einfielen, eilte er davon.
     
    Nachdem Blistigs Schritte verklungen waren, wandte die Mandata sich an Neder. »Die Herrin der Pest, Neder. Warum jetzt? Warum hier?«
    Die wickanische Hexe schnaubte. »Ihr verlangt von mir, den Geist einer Göttin zu ergründen, Mandata? Das ist hoffnungslos. Sie hat vielleicht gar keinen Grund. Die Pest ist schließlich ihr Aspekt. Es ist das, was sie tut.« Sie schüttelte den Kopf, sagte nichts mehr.
    »Mandata«, wagte Nil vorzubringen, »Ihr habt Euren Sieg. Die Imperatrix wird zufrieden sein – sie muss es sein. Wir brauchen Ruhe–«
    »Perl hat mich informiert, dass Leoman von den Dreschflegeln noch am Leben ist.«
    Die beiden wickanischen Waeriogas antworteten nicht, und die Mandata blickte sie erneut an. »Ihr beide habt das gewusst, stimmt’s?«
    »Er wurde … weggebracht«, sagte Nil. »Von einer Göttin.«
    »Von welcher Göttin? Poliel?«
    »Nein. Von der Königin der Träume.«
    »Der Göttin der Weissagungen? Welche Verwendung könnte sie für Leoman von den Dreschflegeln haben?«
    Nil zuckte die Schultern.
    Vor dem Zelt zügelte ein Reiter sein Pferd, und einen Augenblick später kam Temul herein. Er war staubbedeckt, und aus drei parallel verlaufenden Kratzern auf der Seite seines Gesichts tropfte Blut; er zog ein zerzaustes Kind hinter sich her. »Ich habe sie gefunden, Mandata«, sagte er.
    »Wo?«
    »Sie hat versucht, zurück in die Ruinen zu gelangen. Sie hat den Verstand verloren.«
    Die Mandata musterte das Mädchen namens Sünd und sagte: »Es wäre am besten, wenn sie ihn wiederfinden würde. Ich brauche Hohemagier. Sünd, schau mich an. Schau mich an.«
    Sie gab mit nichts zu erkennen, dass sie Tavore gehört hatte, sondern ließ weiterhin den Kopf hängen; Strähnen angesengter Haare verbargen ihr Gesicht.
    Seufzend sagte die Mandata: »Nehmt sie mit und sorgt dafür, dass sie sauber

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