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SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

Titel: SdG 10 - Die Feuer der Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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während Staubwolken von der Straße in die zu beiden Seiten ausgehobenen Gräben trieben. Letzte Atemzüge der toten Stadt rollten immer noch über die Vierzehnte Armee hinweg – das war alles, was noch an den Feuersturm erinnerte, aber mehr als genug für die Soldaten, die auf die Hornsignale warteten, mit denen der Aufbruch verkündet werden würde.
    Faust Keneb stieg in den Sattel und griff nach den Zügeln. Überall um ihn herum konnte er Husten hören, von Menschen wie von Tieren, ein schreckliches Geräusch. Die Wagen, die mit den verbundenen Verwundeten beladen waren, standen auf der Straße aufgereiht, wie Begräbniskarren – von Rauch befleckt, von Flammen geschwärzt und stinkend wie Scheiterhaufen. Auf einem dieser Wagen befand sich, wie er wusste, auch Faust Tene Baralta, der schwere Verbrennungen am ganzen Körper erlitten hatte, und dessen Gesicht schrecklich gezeichnet war – einem Denul-Heiler war es gelungen, seine Augen zu retten, aber Baraltas Bart hatte Feuer gefangen, und der größte Teil seiner Lippen und seine Nase waren fort. Nun galt die Hauptsorge seiner geistigen Gesundheit, obwohl er gnädigerweise noch immer bewusstlos war. Und es gab noch andere, so viele andere …
    Er sah Temul und zwei weitere Reiter herangaloppieren. Der wickanische Anführer zügelte sein Pferd und schüttelte den Kopf. »Sie sind nirgendwo zu finden, Faust. Das überrascht mich nicht. Aber dies solltet Ihr wissen: Es hat noch andere Deserteure gegeben, und wir haben sie alle erwischt. Die Mandata hat den Befehl gegeben, die nächsten sofort zu töten, wenn sie gesichtet werden.«
    Keneb nickte, schaute weg.
    »Von jetzt an«, fuhr Temul fort, »werden meine Wickaner keine Gegenbefehle malazanischer Offiziere mehr befolgen.«
    Keneb wandte den Kopf und starrte Temul an. »Faust, Eure Wickaner sind Malazaner.«
    Der junge Krieger verzog das Gesicht, riss dann sein Pferd herum. »Sie sind jetzt Euer Problem, Faust. Schickt Sucher aus, wenn Ihr wollt, aber die Vierzehnte wird nicht auf sie warten.«
    Im gleichen Augenblick, da er und seine Adjudanten davonritten, erklangen die Hörner, und die Vierzehnte setzte sich in Bewegung.
    Keneb richtete sich im Sattel auf und blickte sich um. Die Sonne war nun untergegangen. Es war zu dunkel, um noch viel zu erkennen. Und irgendwo da draußen waren Hauptmann Faradan Sort und Sünd. Zwei Deserteure. Dieser verdammte Hauptmann Sort. Ich dachte, sie wäre … Nun, ich hätte nicht gedacht, dass sie so etwas tun würde.
    Y’Ghatan hatte Menschen zerbrochen, hatte sie zutiefst zerbrochen – er glaubte, dass viele sich nicht mehr davon erholen würden. Niemals.
    Die Vierzehnte Armee begann ihren Marsch, die nach Westen führende Straße entlang, auf Sotka Fork zu, und hinter ihr blieben Staub und Asche zurück – und eine zerstörte Stadt.
     
    Ihr Kopf war schlangenförmig, die geschlitzten, senkrecht stehenden Augen gespenstisch grün, und Balsam schaute erstarrt und krankhaft fasziniert zu, wie ihre Zunge heraus- und wieder zurückglitt. Ihre Haare waren wogende, zähe Ranken, die sich wanden und an deren Ende sich jeweils ein winziger menschlicher Kopf befand, aus dessen weit aufgerissenem Mund mitleiderregende Schreie drangen.
    Hexenfresserin, Thesorma Raadil, am ganzen Körper mit Zebrafellen geschmückt, hatte ihre vier Arme drohend erhoben und schwang die vier geheiligten Waffen der dalhonesischen Stämme. Bola, Kout, Hakensense und Stein – er hatte das nie verstanden: Wo waren die offensichtlicheren? Messer? Speer? Bogen? Wer dachte sich diese Göttinnen überhaupt aus? Welcher verrückte, verdrehte, schwarzhumorige Geist beschwor solche Monstrositäten? Wer auch immer es war – oder ist –, ich hasse ihn. Oder sie. Wahrscheinlich sie. Es ist immer eine Sie. Sie ist eine Hexe, oder? Nein, eine Hexenfresserin. Dann also vermutlich ein Mann, und einer, der letztlich doch nicht verrückt oder dumm ist. Irgendjemand muss schließlich all diese Hexen fressen.
    Jetzt bewegte sie sich auf ihn zu. Balsam. Ein mittelmäßiger Hexer – nein, ein abgefallener Hexer –, der jetzt einfach nur noch Soldat war. Ein Sergeant, aber wo im Namen des Vermummten war sein Trupp? Die Armee? Was machte er in der Savanne seines Heimatlands? Ich bin von dort weggelaufen, oh, ja, das bin ich. Vieh hüten? Monströse, gefährliche Tiere jagen und es einen fröhlichen Zeitvertreib nennen? Nicht für mich. Oh, nein, nicht für Balsam. Ich habe genug Bullenblut getrunken, dass mir Hörner

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