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SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

Titel: SdG 10 - Die Feuer der Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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gemacht wird. Und lasst sie die ganze Zeit bewachen – wir werden es später noch einmal probieren.«
    Nachdem die beiden wieder gegangen waren, fragte Nil: »Mandata, habt Ihr vor, Leoman zu verfolgen? Wie? Es gibt keine Spur, der man folgen könnte – die Königin der Träume könnte ihn inzwischen auf einen anderen Kontinent versetzt haben.«
    »Nein, wir werden ihn nicht verfolgen, aber ihr müsst verstehen, Wickaner, dass es in den Augen der Imperatrix keinen Sieg geben wird, solange er noch lebt. Y’Ghatan wird bleiben, was es immer gewesen ist: ein Fluch für das Imperium.«
    »Die Stadt wird sich nicht von Neuem erheben«, sagte Nil.
    Tavore musterte ihn. »Die Jungen wissen nichts von Geschichte. Ich gehe spazieren. Und ihr beide solltet euch etwas ausruhen.«
    Sie ging.
    Nil blickte seine Schwester an und lächelte. »Jung? Wie schnell sie vergisst.«
    »Sie vergessen es alle, Bruder.«
    »Was glaubst du – wohin ist Leoman gegangen?«
    »Wohin wohl? Ins Goldene Zeitalter, Nil. In den Ruhm, der die Große Rebellion war. Er schreitet jetzt in den Nebeln des Mythos. Sie werden sagen, er hat Feuer geatmet. Sie werden sagen, man konnte die Apokalypse in seinen Augen sehen. Sie werden sagen, er ist von Y’Ghatan auf einem Fluss aus malazanischem Blut davongesegelt.«
    »Die Einheimischen glauben, Coltaine wäre aufgestiegen, Neder. Der neue Schutzpatron der Krähen –«
    »Narren. Wickaner steigen nicht auf. Wir … kommen nur immer wieder.«
     
    Leutnant Poren war wach, und er hob seine gesunde Hand, um seinen Hauptmann zu grüßen, als Gütig am Fuß des Feldbetts stehen blieb.
    »Sie sagen, Eure Hand ist zusammengeschmolzen, Leutnant.«
    »Ja, Hauptmann. Meine linke Hand, wie Ihr sehen könnt.«
    »Sie sagen, dass sie alles getan haben, was sie tun konnten, den Schmerz genommen, und vielleicht werden sie es eines Tages auch schaffen, die Finger wieder auseinanderzuschneiden. Vielleicht finden sie einen Hoch-Denul-Heiler, der dafür sorgt, dass Eure Hand wieder aussieht und funktioniert wie neu.«
    »Ja, Hauptmann. Und da es meine Schildhand ist, sollte ich bis dahin in der Lage sein –«
    »Und warum im Namen des Vermummten liegt Ihr dann noch in diesem Feldbett, Leutnant?«
    »Ah, gut, ich muss nur etwas zum Anziehen finden, Hauptmann, dann werde ich Euch begleiten.«
    Gütig blickte an der Reihe der Feldbetten entlang. »Die Hälfte dieses Lazaretts ist mit blutenden Lämmern belegt – seid Ihr bereit, ein Wolf zu werden, Leutnant? Wir marschieren noch heute Abend weiter. Es gibt nicht genug Wagen und – was noch empörender ist – nicht genug Sänften und keine Plätze auf dem Rücken eines Elefanten, die der Rede wert wären – ich frage mich, was aus dieser Armee geworden ist?«
    »Das ist ja wirklich schändlich, Hauptmann. Wie geht es Faust Tene Baralta, Hauptmann?«
    »Hat den Arm verloren, aber man hört ihn nicht jammern oder ein großes Geschiss machen und stöhnen.«
    »Nein?«
    »Natürlich nicht. Er ist immer noch bewusstlos. Und jetzt auf die Beine mit dir, Soldat! Wickel dir die Decke um den Bauch.«
    »Ich habe meinen Armreif verloren, Hauptmann.«
    »Aber Ihr habt an der Stelle dafür Verbrennungen abbekommen, oder? Sie werden das sehen und wissen, dass Ihr ein Offizier seid. Das und Euer grimmiges Auftreten werden ausreichen.«
    »Ja, Hauptmann.«
    »Gut. Und jetzt habt Ihr genug von meiner Zeit verschwendet. Wir haben Arbeit vor uns, Leutnant.«
    »Ja, Hauptmann.«
    »Leutnant, wenn Ihr auch nur noch einen Herzschlag lang da so liegen bleibt, werde ich dieses Feldbett mit Euch darin zusammenklappen. Habt Ihr mich verstanden?«
    »Jawohl, Hauptmann!«
     
    Sie saß reglos da, die Glieder schlaff wie die einer Puppe, während eine alte Wickanerin sie wusch und eine andere ihr den größten Teil ihrer Haare abschnitt, und sie blickte auch nicht auf, als Hauptmann Faradan Sort das Zelt betrat.
    »Das wird reichen«, sagte Sort und bedeutete den beiden Wickanerinnen, dass sie gehen sollten. »Geht hinaus.«
    Zwar gaben die beiden abwechselnd Dinge von sich, die Hauptmann Sort für Flüche hielt, aber immerhin verließen sie das Zelt.
    Faradan Sort blickte auf des Mädchen hinunter. »Lange Haare kommen einem nur in den Weg, Sünd. Du bist ohne besser dran. Ich vermisse meine überhaupt nicht. Du sprichst nicht, aber ich glaube, ich weiß, was los ist. Also hör zu. Sag nichts. Hör einfach nur zu …«
     
    Die stumpfgraue, schwebende Asche verschluckte das letzte Licht der Sonne,

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