SdG 10 - Die Feuer der Rebellion
Leute lernten, dass sie bezahlen mussten, wenn sie mit ihr umgingen. Auf jede Weise bezahlen. Eine Lektion, die zu erteilen sie nie müde wurde.
Sie schaute zu, wie Sünd zur Klippe rannte, ohne auf die Lumpensammlerin zu achten, und an ihr hochzuklettern begann.
Und was jetzt?
Sie setzte den Helm wieder auf. Das feuchte Leder im Innern fühlte sich kurzfristig kühl auf ihrer Stirn an, während der Riemen spannte, als sie die Schließe unter dem Kinn schloss. Schließlich griff Faradan Sort nach den Zügeln und lenkte ihr Pferd langsam den Abhang hinunter.
Die Lumpensammlerin weinte, drückte sich schmutzige Hände gegen die Augen. Dieser ganze Staub an ihr, die Spinnweben in ihren Haaren – dies war das wahre Gesicht des Krieges, wie Hauptmann Sort wusste. Das Gesicht dieses Kindes würde sie in ihren Erinnerungen verfolgen, würde sich zu vielen anderen Gesichtern gesellen, so lange sie lebte.
Sünd klammerte sich in vielleicht zwei Mannslängen Höhe reglos an die zerklüftete Felswand.
Faradan Sort kam zu dem Schluss, dass das alles zu viel gewesen war. Das Mädchen war verrückt. Sie warf erneut einen Blick zu der kleinen Lumpensammlerin, die noch nicht bemerkt zu haben schien, dass sie da waren. Sie hielt sich noch immer die Hände vor die Augen. Unter dem Staub waren rote Schrammen, und an einem Schienbein war ihr ein bisschen Blut hinuntergelaufen. War sie gestürzt? Von wo?
Hauptmann Sort ritt dicht an die Stelle heran, wo Sünd an der Felswand hing. »Komm jetzt runter«, sagte sie. »Wir müssen unser Lager aufschlagen, Sünd. Komm runter, es hat keinen Zweck – die Sonne ist fast verschwunden. Wir können es morgen noch einmal versuchen.«
Sünd klammerte sich nur noch fester an die rauen Vorsprünge aus Fels und Ziegeln.
Hauptmann Sort verzog das Gesicht, ließ das Pferd dann seitlich noch dichter an die Felswand treten und streckte die Arme aus, um Sünd da runterzuholen.
Kreischend warf sich das Mädchen nach oben, schob eine Hand in ein Loch -
Seine Kraft, sein Wille waren dahin. Eine kurze Ruhepause, dann konnte er von neuem beginnen. Eine kurze Ruhepause … die Stimmen unter ihm trieben davon, aber das spielte keine Rolle. Schlafen, jetzt, sich in die warme, dunkle Umarmung sinken lassen – die ihn tiefer zog, immer tiefer, dann ein süßes, rötlichgoldenes Licht, Wind, der durch gelbes Gras strich -
- und er war frei, alle Schmerzen waren verschwunden. Dies – das wurde ihm plötzlich klar – war kein Schlaf. Es war der Tod, die Rückkehr zur ältesten Erinnerung, die in einer jeden menschlichen Seele vergraben war. Grasland, Sonne und Wind, Wärme und das Klicken von Insekten, dunkle Herden in einiger Entfernung, die einsamen Bäume mit ihrer breiten Krone und dem kühlen Schatten darunter, in dem Löwen mit heraushängender Zunge dösten und Fliegen um gleichgültig und gelangweilt blickende Augen tanzten …
Der Tod, und diese lang begrabene Saat. Wir kehren zurück. Wir kehren zurück in die Welt …
Und dann streckte sie sich nach ihm aus, und ihre Hand war schweißfeucht, klein und weich, und sie löste seine Finger von dem Felsstück, das er umklammerte, blutverklebt – sie griff nach seiner Hand, als wäre sie von einem wilden Bedürfnis erfüllt, und er wusste, das Kind in ihrem Bauch rief mit seiner eigenen lautlosen Stimme, seinen eigenen, so fordernden Bedürfnissen …
Nägel gruben sich in seine zerschnittene Handfläche -
Buddl schreckte auf, war schlagartig wieder wach, blinzelte – das Tageslicht war fast dahin – und eine kleine Hand wurde von draußen hereingestreckt, hatte seine eigene gepackt und zerrte an ihr.
Hilfe. »Hilfe – du, da draußen – hilf uns –«
Als Faradan Sort sich noch weiter streckte, um das Mädchen von der Wand zu pflücken, fuhr Sünds Kopf herum und sie sah etwas in ihren Augen auflodern, als sie zu ihrem Hauptmann herunterstarrte.
»Was jetzt –« Und dann kam eine schwache Stimme – anscheinend direkt aus den Steinen. Faradan Sorts Augen weiteten sich. »Sünd?«
Die Hand des Mädchens, die sie in die Spalte geschoben hatte – sie hielt etwas fest.
Jemanden.
»Oh, bei den Göttern hienieden!«
Knirschende Geräusche von draußen, Stiefel, die sich in Stein gruben, dann schoben sich Finger, die in einem Handschuh steckten, neben dem Unterarm des Kindes durch das Loch, und Buddl hörte: »Du da drin – wer bist du? Kannst du mich hören?«
Eine Frau. Die Ehriii mit starkem Akzent sprach … klang das
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