SdG 10 - Die Feuer der Rebellion
Kreaturen.«
»Sie nicht. Y’Ghatan nicht.«
Faradan Sort starrte auf ihn herunter. »Sie heißt Y’Ghatan?«
»Ja. Das habe ich gerade beschlossen.«
Krake kam an der Felswand heruntergeklettert. »Bei den Göttern, Hauptmann –«
»Sei still, Sappeur. Wenn du noch Kraft hast – und das solltest du lieber haben musst du den anderen heraushelfen.«
»In Ordnung, Hauptmann.« Er drehte sich um und begann, wieder nach oben zu klettern.
Buddl, der noch immer auf dem Rücken lag, schloss die Augen. Er streichelte Y’Ghatans weiches Fell. Mein Liebling. Du bist jetzt bei mir. Oh, du hast Hunger – wir werden uns darum kümmern. Du wirst schon bald wieder fett durch die Gegend watscheln, das verspreche ich dir, und du und deine Sippe, ihr werdet … bei den Göttern, es gibt noch mehr von euch, stimmt’s? Kein Problem. Wenn es um deine Art geht, wird es immer genug zu fressen geben …
Er bemerkte, dass Lächeln über ihm stand. Zu ihm herabstarrte.
Er schaffte ein schwaches, verlegenes Lächeln, während er sich fragte, wie viel sie gehört hatte, wie viel sie sich zusammengereimt hatte.
»Alle Männer sind Abschaum.«
Nun, damit wäre diese Frage beantwortet.
Hustend, weinend und vor sich hin brabbelnd lagen oder saßen die Soldaten um Gesler herum, der dastand und versuchte, sie durchzuzählen – allerdings war er so erschöpft, dass die Namen und Gesichter alle miteinander verschwammen. Er sah Scherbe mit seiner Schwester Sünd, die sich an ihn schmiegte wie ein Kleinkind und fest schlief, während der Blick des Korporals vollkommen starr und leer war. Nicht weit von ihnen war Tulpe – am ganzen Körper zerschunden und aufgeschürft, aber er hatte sich ohne zu klagen durch alle Engstellen gezogen und saß jetzt stumm und blutend auf einem Stein.
Krumm hockte nahe der Klippe und versuchte, mit ein paar Felsbrocken eine Platte aus geschmolzenem Gold und Blei loszustemmen, ein dummes Grinsen auf seinem hässlichen, überlangen Gesicht. Und Lächeln war umgeben von Kindern – sie schien sich angesichts all der Aufmerksamkeit elend zu fühlen, und Gesler sah sie wieder und wieder zum Nachthimmel hochstarren, eine Geste, die er nur zu gut verstand.
Buddl hatte sie durchgebracht. Mit seiner Ratte. Y’Ghatan. Der Sergeant schüttelte den Kopf. Nun, warum auch nicht? Wir sind jetzt alle Rattenanbeter. Ach, ja, der Namensaufruf … Sergeant Strang, mit Ebron, Humpel und seinem gebrochenen Bein. Sergeant Hellian – mit zwei blauen Flecken am Kinn, einem zugeschwollenen Auge und blutverschmierten Haaren –, die erst jetzt allmählich wieder zu sich kam, während Urb, ihr Korporal, sich liebevoll um sie kümmerte. Starr, Koryk, Lächeln und Krake. Tavos Pond, Balgrid, Maifliege, Blitzgescheit, Salzleck, Hanno, Kurznase und Masan Gilani. Bellig Harn, Vielleicht, Atemlos und Heikel. Totstink, Galt, Sand und Läppchen. Die Sergeanten Thom Tissy und Balsam. Widersinn, Uru Heia, Rampe, Knapp und Reem. Gurgelschlitzer … Geslers Blick schweifte wieder zu Starr, Koryk, Lächeln und Krake.
Beim Atem des Vermummten.
»Hauptmann! Wir haben zwei verloren!«
Alle Gesichter wandten sich ihm zu.
Korporal Starr sprang auf, schwankte dann wie ein Betrunkener, wirbelte herum, um die Klippe anzusehen.
»Fiedler … und dieser Gefangene!«, zischte Balsam. »Der Scheißkerl hat ihn umgebracht und versteckt sich da drin! Und wartet, dass wir hier verschwinden!«
Corabb hatte den sterbenden Mann so weit gezogen, wie er konnte, und jetzt waren sie beide, er und der Malazaner, am Ende. In eine Engstelle des Tunnels gezwängt wurden sie von der Dunkelheit verschlungen, und Corabb war sich nicht einmal sicher, ob er sich in die richtige Richtung bewegte. Waren sie umgekehrt? Er konnte nichts hören … niemanden. All das Gezerre und Geziehe … Sie waren umgekehrt, dessen war er sich sicher.
Es spielte keine Rolle, sie würden sowieso nirgends mehr hingehen.
Nie wieder. Zwei Skelette, begraben unter einer toten Stadt. Konnte es ein besseres Grab für einen Krieger der Apokalypse und einen malazanischen Soldaten geben? Es schien richtig so zu sein, beinahe poetisch. Er würde sich nicht beklagen, und wenn er erst an der Seite dieses Sergeanten vor dem Tor des Vermummten stünde, würde er stolz auf seinen Begleiter sein.
So viel hatte sich in ihm verändert. Er glaubte nicht mehr an irgendeine gute Sache, nein, ganz bestimmt nicht mehr. Gewissheit war eine Illusion, eine Lüge. Fanatismus vergiftete die Seele,
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