Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

Titel: SdG 10 - Die Feuer der Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
und das erste Opfer auf seiner unerbittlichen, immer länger werdenden Liste, war das Mitleid. Wer konnte von Freiheit sprechen, wenn die eigene Seele in Ketten gebunden war?
    Er glaubte, dass er jetzt – endlich – Toblakai verstand.
    Und es war viel zu spät. Diese große Offenbarung, sie kam zu spät. So sterbe ich denn als weiser Mann, nicht als Narr. Ändert das irgendetwas? Schließlich sterbe ich trotz allem.
    Nein, da ist er. Ich kann ihn spüren, den Unterschied – ich habe meine Ketten abgeschüttelt. Ich habe sie weggeworfen!
    Ein leises Husten, dann: »Corabb?«
    »Ich bin hier, Malazaner.«
    »Wo? Wo ist hier?«
    »In unserem Grab, leider. Es tut mir leid. Ich habe keine Kraft mehr. Mein eigener Körper lässt mich im Stich. Es tut mir leid.«
    Einen Moment war es still, dann hörte er ein leises Lachen. »Es spielt keine Rolle. Ich war bewusstlos – du hättest mich liegenlassen sollen – wo sind die anderen?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe dich gezogen. Wir wurden zurückgelassen. Und jetzt haben wir uns verirrt, und damit war’s das wohl. Es tut mir leid –«
    »Hör auf damit, Corabb. Du hast mich gezogen? Das erklärt die blauen Flecken. Wie lange? Wie weit?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht einen Tag. Da war warme Luft, und dann war sie wieder kalt – wie ein Ein- und Ausatmen, an uns vorbei, aber welcher Atemzug war das Einatmen, welcher das Ausatmen? Ich weiß es nicht. Und jetzt gibt es keinen Wind mehr.«
    »Einen Tag? Bist du verrückt? Warum hast du mich nicht einfach liegen gelassen?«
    »Hätte ich das getan, hätten deine Freunde mich getötet.«
    »Ah, ja, mag sein. Aber, weißt du, ich glaube dir nicht.«
    »Du hast recht. Es ist ganz einfach. Ich konnte es nicht.«
    »In Ordnung, das passt.«
    Corabb schloss die Augen – es änderte nichts. Er war inzwischen vermutlich sowieso blind. Er hatte gehört, dass Gefangene, die man zu lange ohne Licht in ihren Verliesen ließ, blind wurden. Sie wurden blind, bevor sie wahnsinnig wurden, aber dann irgendwann auch wahnsinnig.
    Und jetzt hörte er Geräusche, die näher kamen … von irgendwoher. Er hatte sie auch früher schon gehört, mindestens ein halbes Dutzend Mal, und kurze Zeit lang waren da auch leise Rufe gewesen. Vielleicht waren die ja wirklich gewesen. Die Dämonen der Panik, die gekommen waren, um die anderen zu holen, einen nach dem anderen. »Sergeant, wie heißt du nun eigentlich – Saiten oder Fiedler?«
    »Saiten, wenn ich lüge, Fiedler, wenn ich die Wahrheit sage.«
    »Oh, ist das dann also eine malazanische Eigenschaft? Merkwürdig –«
    »Nein, das ist keine Eigenschaft. Nun ja, vielleicht eine von mir.« »Und wie soll ich dich nennen?«
    »Fiedler.«
    »Sehr gut.« Ein willkommenes Geschenk. »Fiedler. Ich habe nachgedacht. Hier bin ich, gefangen. Und doch glaube ich, dass ich erst jetzt meinem Gefängnis entkommen bin. Lustig, oder?«
    »Verdammt lustig, Corabb Bhilan Thenu’alas. Was ist das für ein Geräusch?«
    »Du hörst es auch?« Corabb hielt den Atem an, lauschte. Es kam näher -
    Und dann berührte etwas seine Stirn.
    Aufbrüllend versuchte Corabb, sich wegzudrehen.
    »Warte! Verdammt, ich habe gesagt, warte!«
    »Gesler?« Das war Fiedlers Stimme.
    »Ja. Beruhige deinen verdammten Freund hier, ja?«
    Mit klopfendem Herzen ließ Corabb sich zurücksinken. »Wir hatten uns verirrt, Malazaner. Es tut mir leid –«
    »Sei still! Hört zu. Ihr seid nur ungefähr siebzig Schritt von einem Tunnel entfernt, der nach draußen führt – wir sind alle draußen, versteht ihr mich? Buddl hat uns durchgebracht. Seine Ratte hat uns durchgebracht. Da war ein Erdrutsch ein Stück voraus, der euch abgetrennt hat – ich habe mich durchgewühlt –«
    »Du bist zurückgekrochen?«, fragte Fiedler. »Gesler –«
    »Glaub mir, das war das Schlimmste, was ich jemals in meinem Leben gemacht habe. Jetzt weiß ich – oder ich glaube zumindest, dass ich es weiß –, was Wahr durchgemacht hat, als er in den Palast gerannt ist. Hol mich der Abgrund, ich zittere immer noch.«
    »Dann führe uns«, sagte Corabb und griff nach hinten, um Fiedlers Harnisch wieder zu packen.
    Gesler machte Anstalten, an ihm vorbeizukriechen. »Ich kann das tun –«
    »Nein. Ich habe ihn bis hierhergezogen.«
    »Fiedler?«
    »Beim Vermummten, Gesler, ich war noch nie in besseren Händen.«

Kapitel Acht
     
    Sarkanos, Ivindonos und Ganath standen da und blickten auf die aufgehäuften Leichen hinab, auf verstreute Fleischfetzen und

Weitere Kostenlose Bücher