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SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

Titel: SdG 10 - Die Feuer der Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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wollen …
    Und so hatte Paran dem Mann gegenübergesessen, der sich rühmen konnte, Caladan Bruth getrotzt zu haben – diesem korpulenten, kleinen Mann in seinem verblichenen Wams, der die mächtigsten Aufgestiegenen von Genabackis verwirrt hatte –, und zugesehen, wie er aß. Und aß. Und dabei, irgendwie, ununterbrochen redete.
    »Kruppe kennt das traurige Dilemma, oh, ja, wirklich, des traurigen verwirrten Herrn. Zweimal traurig? Nein, dreimal traurig! Viermal traurig – oh, wie der Gebrauch des gefürchteten Wortes in die Höhe steigt! Aufhören, verehrter Kruppe, sonst werden wir noch unablässig weinen!« Er hob einen fettigen Finger. »Oh, aber der Herr fragt sich, ja, das tut er doch wohl, wie es sein kann, dass jemand wie Kruppe all diese Dinge weiß? Welche Dinge, könntet Ihr nun fragen, wenn Ihr die Gelegenheit hättet – besagte Gelegenheit, die Kruppe sich mittels einer geeigneten Antwort beeilt, zunichtezumachen. Wenn Kruppe denn eine solche Antwort hätte, heißt das. Aber siehe da! Er hat keine – und ist das nicht eigentlich das wahre Wunder?«
    »Um des Vermummten willen«, wandte Paran ein – und kam nicht weiter.
    »Ja, in der Tat! In der Tat, um des Vermummten willen, oh, Ihr seid hervorragend und daher würdig, den großartigen Titel des Meisters der Drachenkarten zu tragen und Kruppes vertrautester Freund zu werden! Der Vermummte, im Zentrum aller Dinge, oh ja, und deshalb müsst Ihr eilen und Euch ins Reich der Sieben Städte aufmachen, unverzüglich.«
    Paran starrte ihn verblüfft an, fragte sich, welche kleine Information er in diesem Wortschwall verpasst hatte. »Was?«
    »Die Götter, teurer, kostbarer Freund von Kruppe! Sie führen Krieg gegeneinander, ja? Ein schreckliches Etwas, Krieg. Schreckliche Etwasse, Götter. Beide zusammen, oh, in höchstem Maße schrecklich!«
    »Schreck- was? Oh, macht Euch nichts draus.«
    »Das tut Kruppe nie.«
    »Wieso ins Reich der Sieben Städte?«
    »Selbst die Götter werfen Schatten, Meister der Karten. Aber was werfen Schatten?«
    »Ich weiß es nicht. Götter?«
    Kruppe machte ein gequältes Gesicht. »Gute Güte, welch unsinnige Antwort. Kruppes Vertrauen in zweifelhaften Freund liegt im Wankel. Nein, wankt. Seht Ihr, wie Kruppe wankt? Nein, keine Götter. Wie können Götter geworfen werden? Antwortet nicht – so ist die Natur und die unausgesprochene Übereinkunft bezüglich der Redekunst. Nun, wo war Kruppe? Oh, ja. Höchst schreckliche Verbrechen auf offener See, vor der Küste des Reichs der Sieben Städte. Eier wurden gelegt, Pläne ausgebrütet! Eine besonders große Schale steht kurz vor dem Platzen, wird geplatzt sein, wenn Ihr dort ankommt, was bedeutet, sie ist jetzt schon so gut wie geplatzt, also worauf wartet Ihr? Tatsächlich, dummer Mann, seid Ihr bereits zu spät, oder werdet es dann sein, und wenn nicht dann, dann bald, im drohenden Sinne des Wortes.
    Bald, also, müsst Ihr gehen, obwohl es zu spät ist – ich schlage vor, Ihr brecht morgen auf und benutzt die Gewirre und andere schändliche Pfade der Unbilligkeit, um Euer hoffnungsloses Unterfangen anzukommen zu beschleunigen. Und Ihr werdet tatsächlich rechtzeitig und pünklich und genau im richtigen Augenblick ankommen, und dann müsst Ihr den einzigartigen Schatten benutzen, den zwischen – soll Kruppe es wagen, diese bedrohlichen Worte auszusprechen? – zwischen Leben und Tod, diese wogende, verschwommene Metapher, so abgestumpft und gleichgültig betreten von Dingen, die es besser wissen müssten. Nun, Ihr habt Kruppe ein Ohr abgeschwatzt, Kruppes Großzügigkeit bis zum Zerreißen seines Hosengürtels strapaziert, und vordem im Übrigen seinen gewaltigen Verstand erschöpft.« Er erhob sich mit einem Grunzen, tätschelte dann seinen Bauch. »Eine höchst annehmbare Mahlzeit, obwohl Kruppe vorschlägt, dass Ihr Euren Koch davon in Kenntnis setzt, dass diese Feigen da ausnehmend trocken waren, ja, sozusagen staubtrocken – aus den eigenen Vorräten des Jaghut, vermute ich, ja, hmm?«
    Es verbarg sich eine Menge Sinn in den schwülstigen Wortkaskaden, wie Paran schließlich erkannt hatte. Genug jedenfalls, um ihm Angst zu machen und ihn dazu zu bringen, die Drachenkarten noch einmal eingehender zu untersuchen. In denen das Chaos deutlicher zu lesen war als jemals zuvor. Und dort, in der Mitte, das Schimmern eines Pfades, eines Weges, der hindurchführte – vielleicht nur einfach eine Einbildung, eine Täuschung – aber er würde es versuchen müssen, obwohl

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