SdG 10 - Die Feuer der Rebellion
verhassten Malazaner geträumt hatten – unter dem gesegneten Blick von Sha’ik –, nur um zu erleben, wie diese Gelegenheit ihnen durch Verrat entrissen wurde. In diesem ramponierten Regiment gab es mehr als nur ein paar Krieger, deren Lebensgeister dahingeschwunden waren, das wusste Corabb nur zu gut. Und es war leicht zu verstehen, wie man auf dieser erbärmlichen Reise die Hoffnung verlieren konnte.
Wäre Leoman von den Dreschflegeln nicht gewesen, hätte auch Corabb selbst vielleicht schon vor langer Zeit aufgegeben und sich im wehenden Sand davongemacht, um seine Bestimmung zu suchen; dann hätte er all das, was einen Rebellen ausmachte, abgeworfen und sich in irgendeiner abgelegenen Stadt niedergelassen, und Erinnerungen voller Verzweiflung hätten seinen Schatten heimgesucht, bis der Hamsterer der Seelen gekommen wäre, um ihn zu holen. Wäre Leoman von den Dreschflegeln nicht gewesen.
Die Reiter erreichten den Brunnen und verteilten sich kreisförmig um das lebensspendende Wasser, um zu lagern. Nur einen Augenblick nach Leoman selbst zügelte auch Corabb sein Pferd, und beide stiegen ab; unter ihren Stiefeln knirschte ein Teppich aus Knochen und den Schuppen von seit langem toten Fischen.
»Corabb«, sagte Leoman, »geh ein Stück mit mir.«
Sie gingen in nördliche Richtung, bis sie fünfzig Schritt jenseits der äußersten Vorposten waren und allein auf dem sonnenverbrannten, hart gebackenen Boden standen. Corabb bemerkte ganz in der Nähe eine kleine Vertiefung, in der halb vergraben Lehmklumpen lagen. Er zog einen Dolch und ging hinüber, um einen der Klumpen freizulegen. Er brach ihn auf, so dass die darin zusammengerollte Kröte zu sehen war, grub sie aus und kehrte an die Seite seines Anführers zurück. »Ein unerwarteter Festschmaus«, sagte er, riss der Kröte ein vertrocknetes Bein aus und biss in das zähe, aber köstliche Fleisch.
Leoman starrte ihn im Mondlicht an. »Wenn du die Dinger isst, wirst du merkwürdige Träume haben, Corabb.«
»Geisterträume, ja. Sie machen mir keine Angst, Kommandant. Nur die ganzen Federn.«
Leoman sagte nichts dazu, löste stattdessen die Riemen seines Helms und nahm ihn ab. Er starrte zu den Sternen hinauf und meinte dann: »Was wollen meine Soldaten von mir? Soll ich uns zu einem unmöglichen Sieg führen?«
»Es ist dir bestimmt, das Buch zu tragen«, sagte Corabb kauend.
»Und die Göttin ist tot.«
»Dryjhna ist mehr als diese Göttin, Kommandant. Die Apokalyptische ist genauso sehr eine Zeit wie alles andere.«
Leoman blickte ihn an. »Du schaffst es immer noch, mich zu überraschen, Corabb Bhilan Thenu’alas, selbst nach all diesen Jahren.«
Erfreut über dieses Kompliment – oder über das, was er als Kompliment betrachtete – lächelte Corabb. Er spuckte einen Knochen aus und sagte: »Ich hatte Zeit zum Nachdenken, Kommandant. Während wir geritten sind. Ich habe lange nachgedacht, und meine Gedanken haben sich auf merkwürdigen Pfaden bewegt. Wir sind die Apokalypse. Wir – die letzte Armee der Rebellion. Und ich glaube, dass wir dazu bestimmt sind, dies der Welt zu zeigen.«
»Und warum glaubst du das?«
»Weil du uns anführst, Leoman von den Dreschflegeln, und weil du niemand bist, der sich davonstiehlt wie eine schleichende Meerratte. Wir bewegen uns auf etwas zu – ich weiß, dass viele von uns glauben, dass wir auf der Flucht sind, aber ich tue das nicht. Zumindest nicht die ganze Zeit.«
»Eine Meerratte«, sagte Leoman nachdenklich. »Das sind diese Eidechsen fressenden Ratten im Jen’rahb, in Ehrlitan.«
Corabb nickte. »Die mit den langen Körpern und den schuppigen Köpfen, ja.«
»Eine Meerratte«, sagte Leoman noch einmal, merkwürdig gedankenverloren. »Die sind fast unmöglich zu erwischen. Sie können durch Spalten schlüpfen, mit denen selbst eine Schlange Probleme hätte. Unglaublich bewegliche Schädel …«
»Und Knochen wie grüne Zweige, ja«, sagte Corabb. Er saugte am Schädel der Kröte und warf ihn dann weg. Schaute zu, wie er plötzlich Flügel entfaltete und in die Nacht davonflog. Er warf einen Blick auf die von Federn bedeckten Gesichtszüge seines Anführers. »Sie sind schreckliche Schoßtiere. Wenn sie sich erschrecken, verschwinden sie im ersten Loch, das in Sicht kommt, ganz egal, wie klein es ist. Eine Frau ist gestorben, als ihr eine Meerratte halb in die Nase gekrochen ist, habe ich zumindest gehört. Und wenn sie stecken bleiben, fangen sie an zu kauen. Überall Federn.«
»Ich nehme
Weitere Kostenlose Bücher