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SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

Titel: SdG 10 - Die Feuer der Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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geben.«
    Sie gingen davon.
    Aus dem Schattengewirr heraus sahen die beiden Pardu geisterhaft aus; Apsalar blickte ihnen ein Dutzend Herzschläge lang nach, während sie die Straße entlanggingen, und es schien, als würden sie zwischen Sein und Nichtsein hin und her flackern. Sie fragte sich, wer wohl der neue Herr der beiden Pardu sein mochte, doch das war eine Fährte, die sie in einer anderen Nacht verfolgen würde. Sie drehte sich um und musterte die schattengewirkte Welt, in der sie sich befand. Eine leblose Stadt zu allen Seiten. Sie sah ganz anders aus als Ehrlitan, die Architektur primitiv und robust, und überall schmale, mit Toren und Sturzsteinen versehene Durchgänge, die gerade verliefen und von hohen Mauern begrenzt waren. Niemand bewegte sich in den gepflasterten Gängen. Die Gebäude zu beiden Seiten der Durchgänge waren alle zweistöckig oder noch niedriger, mit Flachdächern, und es waren keine Fenster zu sehen. Hohe, schmale Eingänge gähnten schwarz in der körnigen Düsternis.
    Selbst Cotillions Erinnerungen konnten mit dieser Manifestation in der Schattensphäre nichts anfangen, aber das war nicht ungewöhnlich. Es schien unzählige Schichten zu geben, und die Teilstücke des zersplitterten Gewirrs waren weitaus größer als man annehmen würde. Die Sphäre war immer in Bewegung; gebunden an irgendeine launische Kraft, jagte sie unablässig durch die Welt der Sterblichen. Der Himmel über ihr war schiefergrau, was des Nachts als Schatten durchging, und die Luft war schwül und warm.
    Einer der Durchgänge führte in die Richtung, in der Ehrlitans zentraler, flacher Hügel – der Jen’rahb – lag, einst die Krone des Falah’d, jetzt ein Haufen Geröll. Sie nahm diesen Weg, den Blick auf die sich undeutlich vor ihr abzeichnende, fast durchsichtige Masse aus umgestürzten Steinen gerichtet. Der Durchgang öffnete sich auf einen Platz, an dessen vier umgrenzenden Mauern Fesseln befestigt waren. In zwei von ihnen hingen noch immer Leichen. Vertrocknet, in den Staub gesunken, mit nach unten gesackten, noch von Haut überzogenen Schädeln, die jetzt auf filigran wirkenden Brustkörben ruhten; die eine Leiche befand sich am Ende der gegenüberliegenden Wand, die andere im hinteren Teil der links von ihr gelegenen Mauer. Eine Tür durchbrach die ansonsten glatte Struktur der fernen Mauer in der Nähe der rechten Ecke.
    Neugierig trat Apsalar an die Gestalt heran, die ihr am nächsten war. Sie war sich nicht ganz sicher, aber es schien, als stammte der Leichnam von einem Tiste, entweder Andii oder Edur. Die langen, glatten Haare des Leichnams waren farblos, im Laufe vieler Jahre ausgebleicht. Die Kleidung war längst verrottet, nur ein paar vertrocknete Lederriemen und verrostete Metallteile waren noch übrig. Als sie sich vor dem Leichnam hinkauerte, wirbelte neben ihm plötzlich der Staub auf, und sie zog die Brauen hoch, als ein Schatten sich in ihr Blickfeld schob. Durchscheinendes Fleisch, merkwürdig leuchtende Knochen, ein Totenkopf mit Augen, die schwarzen Abgründen glichen.
    »Der Körper gehört mir«, flüsterte das Wesen. Knochige Finger griffen in die Luft. »Du kannst ihn nicht haben.«
    Es war die Sprache der Tiste Andii, und Apsalar war ein wenig überrascht, dass sie sie verstand. Cotillions Erinnerungen und das Wissen, das in ihnen verborgen war, verblüfften sie gelegentlich immer noch. »Was sollte ich mit dem Körper tun wollen?«, fragte sie. »Ich habe schließlich meinen eigenen.«
    »Nicht hier. Ich sehe nichts weiter als einen Geist.«
    »Genau wie ich.«
    Das Wesen schien verblüfft. »Bist du sicher?«
    »Du bist schon vor langer Zeit gestorben«, sagte sie. »Vorausgesetzt, der hier angekettete Körper ist deiner.«
    »Meiner? Nein. Zumindest glaube ich das nicht. Es könnte aber sein. Warum auch nicht? Ja, ich war das, einst, vor langer, langer Zeit. Ich erkenne ihn. Du bist der Geist, nicht ich. Genau betrachtet habe ich mich noch nie besser gefühlt. Wohingegen du … unpässlich aussiehst.«
    »Trotzdem«, sagte Apsalar, »habe ich kein Interesse daran, einen Leichnam zu stehlen.«
    Der Schatten streckte eine Hand aus und strich dem Leichnam über das strähnige, farblose Haar. »Ich war hübsch, verstehst du.
    Viel bewundert und sehr begehrt bei den Kriegern der Enklave. Vielleicht bin ich es immer noch … Vielleicht ist nur mein Geist so … mitgenommen. Was können die Sterblichen besser sehen? Lebenskraft und einen schön geformten Körper oder das

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