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SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

Titel: SdG 10 - Die Feuer der Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Überraschung. Sie haben immer irgendwas vorgehabt, von Anfang an. Ich sag euch was« – er machte eine Pause, um einen kräftigen Schluck von dem Reiswein zu nehmen, verzog das Gesicht und sprach weiter »wenn sich der Staub gelegt hat, werden sie glänzend dastehen, wie Perlen auf einem Misthaufen. Götter, Ältere Götter, Drachen, Untote, Geister und das Furcht erregende leere Gesicht des Abgrunds selbst – keiner von denen hat eine Chance. Du machst dir Sorgen um die Tiste Edur, Magier? Nur zu. Vielleicht haben sie einst über den Schatten geherrscht, aber Schattenthron wird sie fertigmachen. Er und Tanzer.« Er rülpste. »Und weißt du auch, warum? Ich werd’s dir sagen. Sie kämpfen nie fair. Darum.«
    Kalam sah zu dem leeren Stuhl hinüber, und seine Augen verengten sich langsam.
     
    Stolpernd, kriechend oder sich durch die Schicht aus weißer Asche ziehend, gelangten sie alle dorthin, wo Buddl saß, während am Himmel über ihnen ein Wirbel aus Sternen prangte. Keiner der Soldaten sagte ein Wort, aber alle machten sie nacheinander die gleiche freundliche Geste – streckten die Hand aus und berührten mit einem Finger den Kopf von Y’Ghatan, der Ratte.
    Sanft und voller Ehrerbietung – bis sie in diesen Finger biss, und die Hand mit einem gezischten Fluch wieder zurückgezogen wurde.
    Y’Ghatan biss sie alle – einen nach dem anderen.
    Sie war hungrig, erklärte Buddl, und schwanger. So erklärte er es. Oder er versuchte es zumindest, denn niemand hörte ihm richtig zu. Es schien, als ob es ihnen vollkommen gleichgültig und dieser Biss jetzt ein Teil des Rituals wäre – ein Preis aus Blut, die Bezahlung des Opfers.
    Denjenigen, die es hören wollten, sagte er, dass sie ihn auch gebissen hatte.
    Aber das hatte sie nicht. Sie nicht. Nicht ihn. Ihre Seelen waren jetzt unentwirrbar miteinander verbunden. Und solche Dinge waren kompliziert, sogar tiefgründig. Er musterte die Kreatur, die sich in seinem Schoß niedergelassen hatte. Tiefgründig, ja, das war das Wort.
    Er streichelte ihr den Kopf. Meine liebe Ratte. Meine süße – au! Verflucht, du Hexe!
    Schwarze, glitzernde Augen starrten zu ihm hoch, die schnurrbärtige Nase zuckte.
    Abscheuliche, ekelhafte Kreaturen.
    Er setzte die Ratte auf den Boden – sollte sie von ihm aus doch über eine Klippe springen. Aber stattdessen kuschelte sie sich an seinen rechten Fuß und rollte sich zum Schlafen zusammen. Buddl blickte sich in dem behelfsmäßigen Lager um, betrachtete die paar undeutlich erkennbaren Gesichter, die er hier und dort sehen konnte. Niemand hatte ein Feuer angezündet. Seltsam, auf eine kranke Weise.
    Sie hatten es geschafft. Es fiel Buddl immer noch schwer, es zu glauben. Und Gesler war wieder hineingekrochen – und einige Zeit später zurückgekehrt. Gefolgt von Corabb Bhilan Thenu’alas, dem Krieger, der Saiten hinter sich her gezerrt hatte und dann zusammengebrochen war. Buddl konnte das Schnarchen des Mannes hören, das nun schon die halbe Nacht ununterbrochen andauerte.
    Der Sergeant war am Leben. Der Honig, mit dem man seine Wunden eingeschmiert hatte, schien eine Heilkraft zu haben, die Hoch Denul gleichkam, was offensichtlich bedeutete, dass es alles andere als gewöhnlicher Honig war – als wären die seltsamen Visionen nicht Beweis genug dafür. Dennoch, nicht einmal das konnte das Blut ersetzen, das Saiten verloren hatte, und dieser Blutverlust hätte ihn eigentlich töten müssen. Doch jetzt schlief der Sergeant; er war zu schwach, um sonst etwas zu tun, aber er lebte.
    Buddl wünschte sich, er wäre genauso müde … oder zumindest auf so eine Weise – auf so warme, einladende Weise. Statt unter dieser seelischen Erschöpfung zu leiden, die mit immer wiederkehrenden Bildern ihrer alptraumhaften Reise durch die vergrabenen Knochen von Y’Ghatan an seinen Nerven zerrte. Mit Bildern, die den bitteren Geschmack jener Augenblicke mitbrachten, in denen alles verloren und hoffnungslos schien.
    Hauptmann Faradan Sort und Sünd hatten einen Vorrat an Wasserfässern und Essensrationen beiseitegeschafft, die sie inzwischen herausgeholt hatten, aber was Buddl anging, konnte der Geschmack von Rauch und Asche auch mit noch so viel Wasser nicht aus seinem Mund gespült werden. Und es gab noch etwas anderes, das in ihm brannte. Die Mandata hatte sie im Stich gelassen, hatte Hauptmann Sort und Sünd gezwungen zu desertieren. Gewiss, es war nur vernünftig gewesen, davon auszugehen, dass niemand mehr am Leben war. Er wusste, dass

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