SdG 10 - Die Feuer der Rebellion
sein Gefühl unsinnig war, aber es nagte trotzdem an ihm.
Hauptmann Sort hatte über die Pest gesprochen, die von Osten herankam, und über die Notwendigkeit, das Heer rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Die Mandata hatte so lange gewartet, wie sie konnte. Buddl wusste das. Und trotzdem …
»Wir sind tot, weißt du.«
Er sah Koryk an, der mit überkreuzten Beinen in der Nähe saß. Ein Kind schlief neben ihm. »Wenn wir tot sind«, sagte Buddl, »wieso fühlen wir uns dann so schrecklich?«
»Soweit es die Mandata betrifft. Wir sind tot. Wir können einfach … gehen.«
»Und wohin, Koryk? Poliel sucht dieses Land heim –«
»Uns wird die Pest nicht töten. Jetzt nicht.«
»Glaubst du, wir sind unsterblich oder so was geworden?«, fragte Buddl. Er schüttelte den Kopf. »Wir haben das hier überlebt, sicher, aber das heißt gar nichts. Beim Vermummten, es heißt nicht, dass das nächste Ding, das uns über den Weg läuft, uns nicht einfach so und blitzschnell töten wird. Vielleicht fühlst du dich jetzt gefeit gegen alles und jedes, was die Welt auf uns schleudern kann. Aber glaub mir, das sind wir nicht.«
»Besser das als alles andere«, murmelte Koryk.
Buddl dachte über die Worte des Soldaten nach. »Glaubst du, irgendein Gott hat beschlossen, uns zu benutzen? Und uns aus irgendeinem Grund rausgeholt?«
»Entweder das, Buddl, oder deine Ratte ist ein Genie.«
»Die Ratte hat vier Beine und eine gute Nase, Koryk. Ihre Seele war gebunden. An mich. Ich habe durch ihre Augen gesehen, alles gespürt, was sie gespürt hat –«
»Und hat sie auch geträumt, als du geträumt hast?«
»Nun, ich weiß nicht –«
»Ist sie dann weggelaufen?«
»Nein, aber –«
»Dann hat sie also gewartet. Darauf, dass du wieder aufgewacht bist. Damit du ihre Seele wieder gefangen nehmen konntest.«
Buddl sagte nichts.
»Jeder Gott, der versucht, mich zu benutzen«, sagte Koryk leise, »wird es bereuen.«
»Wenn ich mir all die Fetische anschaue, die du trägst«, bemerkte Buddl, »hätte ich eigentlich gedacht, dass du dich über diese Aufmerksamkeit freuen würdest.«
»Da täuschst du dich. Was ich trage, hat nichts damit zu tun, dass ich einen Segen suchen würde.«
»Was für Sachen sind es dann?«
»Schutzzauber.« »Alle?«
Koryk nickte. »Sie machen mich unsichtbar. Für Götter, Geister, Dämonen …«
Buddl musterte den Soldat in der Düsternis. »Nun, vielleicht funktionieren sie nicht.«
»Kommt drauf an«, erwiderte er.
»Auf was?«
»Ob wir tot sind oder nicht.«
Lächeln, die ganz in der Nähe hockte, lachte. »Koryk hat den Verstand verloren. Das ist keine Überraschung, so klein, wie er ist, und so dunkel, wie es da drin ist …«
»Nicht wie Geister und all das«, sagte Koryk spöttisch. »Du denkst wie eine Zehnjährige, Lächeln.«
Buddl krümmte sich innerlich.
Etwas prallte von einem Stein ab, der dicht neben Koryk lag, und der Soldat zuckte zusammen. »Beim Vermummten … was?«
»Das war ein Messer«, sagte Buddl, der gespürt hatte, wie es an ihm vorbeigezischt war. »Erstaunlich, dass sie noch eins für dich aufbewahrt hat.«
»Mehr als eins«, sagte Lächeln. »Und, Koryk – ich habe nicht auf dein Bein gezielt.«
»Ich habe dir gesagt, dass du nicht gefeit bist«, sagte Buddl.
»Ich bin – ach, egal.«
Ich bin noch am Leben, wolltest du sagen. Und dann warst du so weise, es nicht zu tun.
Gesler hockte sich vor Hauptmann Sort auf den Boden. »Wir sind ein haarloser Haufen«, sagte er, »aber ansonsten schon wieder ganz gut beieinander. Hauptmann, ich weiß nicht, was Euch dazu getrieben hat, so sehr an Sünd zu glauben, dass Ihr von der Armee weggelaufen seid, aber ich bin verdammt froh, dass Ihr es getan habt.«
»Ihr wart alle unter meinem Befehl«, sagte sie. »Und dann wart ihr plötzlich zu weit voraus. Ich habe mein Möglichstes getan, um euch zu finden, aber der Rauch, die Flammen – es war alles zu viel.« Sie wandte den Blick ab. »Ich wollte es nicht einfach dabei belassen.«
»Wie viele hat die Legion verloren?«, fragte Gesler.
Sie zuckte die Schultern. »Vielleicht zweitausend. Es sterben immer noch Soldaten. Wir haben in der Falle gesessen – Faust Keneb und Baralta und etwa achthundert Mann, auf der falschen Seite der Bresche – bis Sünd das Feuer zurückgedrängt hat – frag mich nicht wie. Sie sagen, sie wäre eine Art Hohemagierin. In jener Nacht war sie nicht verwirrt, Sergeant, und ich hatte auch nicht das Gefühl, dass sie verwirrt
Weitere Kostenlose Bücher